Seelenband
sie nicht gerechnet.
"Nun ja." Ihre Mutter sah sie offen an. "Es scheint dir ziemlich ernst mit ihm zu sein. So habe ich dich noch nie erlebt. Weder mit Logan noch mit diesem anderen, wie hieß er noch mal?"
"Josh", warf Valerie ein. "Ja", stimmte sie ihrer Mutter dann zu. "Mit ihnen war es nicht annähernd so gewesen."
"Wirst du ihn heiraten?"
Valerie zögerte. Ihre Zukunft war mehr als ungewiss, aber das konnte sie ihrer Mutter nicht sagen. "Wir haben noch nicht so genau darüber gesprochen", sagte sie ausweichend. "Aber wer weiß." Sie zuckte mit den Schultern. "Vorstellen könnte ich mir das."
"Na dann." Sie reichte ihrer Tochter den Picknick-Korb. "Macht euch ein paar nette Stunden."
"Danke, Ma." Valerie umarmte ihre Mutter, dann drehte sie sich zu John, der die beiden Frauen aus einiger Entfernung neugierig musterte. "Lust auf einen Ausflug?" fragte sie und hob den Korb in die Höhe.
"Wir passen schon auf die Kleine auf", sagte Valeries Vater sofort, als Johns Blick zu seiner Tochter wanderte.
John sah zu Valerie herüber. Sie hatte das Gefühl, dass er Nalla nicht allein lassen wollte, aber auch gern Zeit nur mit ihr verbringen würde.
"Wir gehen nicht weit weg", beruhigte Valerie ihn.
Er nickte ernst und hockte sich neben seine Tochter hin, um ihr die Situation zu erklären. Das Mädchen schien keine Einwände zu haben und John lächelte Valerie glücklich an.
Sie fuhr mit ihm zu einem kleinen Teich, nur fünf Autominuten vom Garten ihrer Eltern entfernt. Dort breiteten sie eine Wolldecke auf der Erde aus und ließen sich darauf nieder. Während Valerie den Korb auspackte, ließ John seinen Blick verträumt über die Umgebung streifen. "Es ist wirklich sehr schön hier", bemerkte er.
"Ja, das ist es", stimmte Valerie ihm zu. "Hier habe ich meinen ersten Kuss bekommen", erinnerte sie sich plötzlich.
"Und seitdem bringst du alle deine Männer hierher?" fragte John neckend.
"Nein", betonte Valerie kopfschüttelnd. "Und ihn hatte ich damals auch nicht hierher gebracht. Es war umgekehrt gewesen."
"Wer war er?"
"Paul. Sein Name war Paul", erinnerte Valerie sich. "Ich war in der achten Klasse und er in der neunten." Sie lachte. "Er war mir damals so erwachsen vorgekommen. Wir waren davor einmal Eisessen und danach zweimal im Kino. Das Ganze hatte zwei Wochen gehalten."
John betrachtete sie nachdenklich. "Ich werde vermutlich nie das Konzept der menschlichen Beziehungen begreifen."
"Ist es denn bei Euch so viel anders?" frage Valerie neugierig. "Was war das erste Mädchen, das du geküsst hast?"
"Inara", erwiderte John leise.
"Oh", sagte sie betroffen. "Und vor ihr hast du nie eine andere Freundin gehabt?"
"Nein."
"Ist das bei allen in deinem Volk so?"
"Nicht immer", gab John widerwillig zu. "Wenn wir heranwachsen, machen manche von uns ähnliche Erfahrungen wie du mit Paul, wenn auch nicht so kurz. Aber wenn wir erwachsen sind, konzentrieren wir uns darauf, unseren Seelengefährten zu finden. Wir verlieben uns nicht so leicht, wie ihr Menschen das anscheinend tut. Die meisten von uns haben daher nur eine Liebesbeziehung in ihrem Leben."
"Und gibt es keine unerwiderten Gefühle?"
"Doch, schon. Aber die Situation ist den Betroffenen völlig klar, da sie genau spüren, was ihr Gegenüber für sie empfindet oder auch nicht. Es gibt nicht diese Selbsttäuschung, der ihr Menschen anscheinend so häufig verfallt."
"Es muss schön sein, diese absolute Gewissheit in seiner Partnerschaft zu haben", sinnierte Valerie.
"Ja, das ist es", stimmte John ihr zu. "Aber du kannst sie auch haben, auch ohne meine Gefühle lesen zu können." Er streckte ihr seine Handgelenke hin, auf denen die Bindungsringe immer deutlicher hervortraten.
Valerie lächelte und strich zärtlich darüber. "Sie sind wunderschön."
"So wie du." Er gab ihr einen sanften Kuss. "Du hast mein Leben gerettet, Valerie. Weißt du das eigentlich?"
"Ich dachte, es war Nalla gewesen", warf Valerie lächelnd ein.
"Nein", widersprach er ihr leise. "Sie hat mich zurückgeholt, aber du hast mir den Lebenswillen wiedergegeben." Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihr einen langen Kuss.
"Wir sollten jetzt lieber etwas essen", sagte Valerie, bevor er seine Zärtlichkeit ausweiten konnte, und löste sich aus seiner Umarmung. "Danach haben wir noch genügend Zeit." Sie nahm ein Sandwich und reichte es John. Als er nicht reagierte, stupste sie ihn kurz an. "John, träumst du etwa?"
Ein abwesender Ausdruck hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht und er hielt
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