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Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Hand. Zu dritt verließen sie die Küche.
"John scheint ganz sympathisch zu sein", sagte ihre Mutter ohne Umschweife, sobald die Männer und Nalla das Haus verlassen hatten. "Aber was weißt du eigentlich über ihn?"
"Wie meinst du das?"
"Nun, ihr kennt euch noch gar nicht lange und doch bringst du ihn mit hierher und nennst ihn deinen Lebensgefährten. Immerhin hat er schon ein Kind."
"Wieso fragst du eigentlich nicht, ob er mich glücklich macht und ob ich ihn liebe?"
"Und, tust du?"
"Ja." Valerie sah ihre Mutter fest an. "Und er macht mich glücklich. Sie beide tun es."
"Wo ist eigentlich die Mutter von der Kleinen?"
"Sie ist gestorben. Vor etwa einem Jahr."
"Das ist ja furchtbar", murmelte ihre Mutter betroffen.
"Ja, er hat sie sehr geliebt."
"Und woher kommt er? Er scheint einen leichten Akzent zu haben."
"Aus Osteuropa", lieferte Valerie ihr die gleiche Erklärung, die auch er ihr einst gegeben hatte. "Er ist nach dem Tod seiner Frau ausgewandert, weil ihn alles an sie erinnert hatte."
Ihre Mutter musterte sie besorgt. "Sei bloß vorsichtig, Valerie. Ein Ausländer mit einem Kind auf der Suche nach einer Frau. So etwas hört man häufig und meistens endet das nicht gut. Ich will nicht, dass er dir weh tut."
Valerie funkelte ihre Mutter empört an. "Keine Angst, er will weder Geld, noch will er mich einer Aufenthaltsgenehmigung wegen heiraten", erwiderte sie nachdrücklich.
"Dann hat er Geld?"
"Nein", gab Valerie zu. "Aber er arbeitet sehr hart und er ist stolz. Er hat zwei Jobs, nur um seiner Tochter ein normales Leben bieten zu können. Viele könnten sich eine Scheibe von ihm abschneiden."
Ihre Mutter schien nicht völlig überzeugt, ließ es aber dabei bewenden. "Und das Mädchen?"
"Was soll mit Nalla sein?"
"Geht das alles nicht ein wenig zu schnell? Ihr kennt euch noch kaum und ein Kind macht alles komplizierter. Ich mache mir doch nur Sorgen um dich", fügte sie hinzu, als Valerie gereizt durchatmete. "Ich will doch bloß, dass du glücklich bist."
"Ich weiß, Ma." Valerie drückte sich kurz an ihre Mutter. "Und ich bin glücklich. Irgendwann wollte ich ohnehin Kinder haben", setzte sie hinzu.
"Das ist nicht dasselbe. Und weißt du überhaupt, ob er noch weitere Kinder will?"
"Keine Ahnung. Wie du schon sagtest, wir kennen uns noch nicht so lange, dass wir bereits ernsthaft über Kinder nachgedacht hätten." Falls es für sie beide überhaupt möglich sein sollte, dachte Valerie mit einem plötzlichen Stich im Herzen. Bis sie Nalla kennen gelernt hatte, war ihr nie bewusst gewesen, wie gern sie eigene Kinder hätte. Doch sie verdrängte diesen Gedanken. Jetzt war weder die Zeit noch der Ort dafür.
"Versucht bitte einfach, euch für mich zu freuen", sagte sie schließlich. "Ich habe noch nie einen Mann kennen gelernt, dem ich solche Gefühle entgegen gebracht hätte. Das muss doch etwas zu bedeuten haben, oder?"
"Aber natürlich, mein Schatz." Ihre Mutter schloss sie in die Arme. "Ich freue mich auch sehr für dich, nur sei bitte dennoch vorsichtig, ok?"
Valerie nickte. Mit der Zeit würden ihre Eltern sich schon noch an John und Nalla gewöhnen.

Kurz darauf kam ihr Vater mit den beiden zurück. Die Kleine saß bei Valeries Vater auf dem Arm und erzählte ihm irgendetwas mit ihrer dünnen Stimme, während der große Mann grinsend und hingerissen lauschte. Anscheinend hatte Nalla ihren Quasi-Großvater bereits um den kleinen Finger gewickelt, stellte Valerie amüsiert fest.

Nach dem Frühstück gingen Valerie, John und Nalla in den Garten, um mit dem Mädchen draußen zu spielen. Kurze Zeit später kamen auch Valeries Eltern hinzu. Während John und seine Tochter mit einem Ball spielten, beobachtete Valerie hingerissen die beiden. Und auch ihren Eltern schien es Spaß zu machen. Sie lachten gemeinsamen mit Valerie, wenn Nalla etwas Lustiges tat, und schienen sich mit ihrer und Johns Anwesenheit erstaunlich gut abgefunden zu haben.
Es war, als ob sie alle eine große Familie wären, und das machte Valerie unsagbar glücklich.
"Ich freue mich wirklich für dich", sagte ihre Mutter plötzlich.
Erstaunt sah Valerie sie an.
"John ist ein guter Mann", fuhr ihre Mutter fort.
"Ich weiß", erwiderte Valerie, dennoch lächelte sie dankbar. "Aber wie kommst du jetzt darauf?"
"Ich habe gesehen, wie er dich anschaut, beim Frühstück und auch jetzt. Als wärst du der Mittelpunkt seines Lebens. Wie könnte ich Vorbehalte gegen jemanden haben, der meine Tochter so offensichtlich und abgöttisch liebt."
Valerie

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