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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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die Apostel und Maria aufs Gesicht fallen werden, und daß ihr sein werdet wie die Toten.‹ Und was glaubst du haben sie gesagt?«
    Marie zuckte zitternd mit den Schultern.
    Pierre fuhr fort. »›Ist uns egal! Herr, wir wollen ihn trotzdem sehen!‹ Also führte er sie vom Ölberg hinab, bedrohte die Engel der Unterwelt ... und gab Michael einen Wink, er solle in der Höhe des Himmels seine gewaltige Posaune ertönen lassen. Da wurde die Erde erschüttert, und der Beliar kam herauf – so nannte er nämlich den Teufel. Der wurde gehalten von 600 Engeln und war mit feurigen Ketten gebunden. Er war 1600 Ellen hoch und 40 Ellen breit. Sein Antlitz war wie ... ein feuriger Blitz, seineAugen aber wie Funken, und aus seinen Nüstern kam stinkender Rauch. Sein Mund war wie ein Felsspalt, und ein einziger Flügel von ihm war 80 Ellen lang. Sobald die Apostel ihn sahen, fielen sie zur Erde auf ihr Gesicht, und sie wurden wie die Toten!« Pierre zwinkerte mit dem Auge. »Sie wollten ja nicht auf ihn hören! Aber schließlich trat Jesus an sie heran, richtete die Apostel auf und gab ihnen den Geist der Kraft!«
    Marie befeuchtete ihre trockenen Lippen. »Glaubst du das?« krächzte sie.
    »Wenn es seinerzeit als Evangelium in das Neue Testament aufgenommen worden wäre, würden wir es heute alle glauben!«
    Marie konnte nur langsam ihre Fassung wiedergewinnen. »Wo ist dieses Buch mit den Apokryphen?« sagte sie schließlich mit fester Stimme. »Ich muß es unbedingt lesen!«
    Er erhob sich und griff nach seiner Spitzhacke und der Laterne. »Im Pfarrhaus! In meinem Koffer!«
    Pierre kniete sich nieder und stellte die Leuchte neben sich. »Der Anhänger muß in diesen kleinen Spalt zwischen die Bodenplatten gerutscht sein.« Mit der Spitze der Hacke versuchte er zwischen die beiden Steinfliesen zu kommen, um eine davon herauszuhebeln.
    Marie war immer noch verdächtig still ... so als beschäftige sie etwas. »Hat eigentlich schon mal jemand ... mit dem Teufel gesprochen«, fragte sie schließlich. Das Beben in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Ich hab’s dir ja gesagt!« Mit aufgeplusterten Backen stemmte er sich gegen den Stiel der Hacke, aber die Steinplatte rührte sich nicht. »Wer einmal von diesen Apokryphen gehört hat, den lassen sie nicht mehr los. Man will dann immer mehr wissen. Auch wenn die Kirche ...«, mit aller Kraft drückte er den Hebel hinunter, »... uns hundertmal sagt, daß das alles Mumpitz ist, was da drin steht.« Die Platte gab schließlich mit einem schabenden Geräusch nach. »Dann hätten sie die Namen der Heiligen Drei Könige oder die Krippengeschichte doch ebenso als Mumpitz abtun müssen ... denn die Erzählungen über den Teufel stammen aus derselben Ecke, wie diese harmlosen Kindereien!« Er stöhnte, als die Steinfliese endgültig ihren Widerstand aufgab und sich aus ihrem Fundament löste. »Na, bitte!« Er stellte die Hacke weg und zog die dicke Platte an die Seite.
    »Und?« meldete sich Marie wieder. »Hat nun jemand mit dem Teufel geredet, oder nicht?«
    Pierre wischte sich den Schweiß von der Stirn und untersuchte den Boden, der unterhalb der Platte zum Vorschein gekommen war.
    »Natürlich!« sagte er schließlich. »Da brauch’ ich gar nicht lange zu überlegen. Unser Bartholomäus, den kennen wir ja schon. Entweder war er ein sehr mutiger Mensch ...«, Pierre spürte Maries Angst und wollte sie daher ein wenig aufmuntern, »... oder er hatte einfach nur eine blühende Phantasie ... von seiner Neugier einmal ganz zu schweigen. Zumindest können wir von seiner Verwegenheit noch eine Menge lernen.«
    Er setzte sich auf die herausgewuchtete Platte und sah Marie an, die sich fröstelnd in der ersten Bankreihe niedergelassen hatte, direkt unter der himmlischen Statue der Maria Magdalena, die mit einem Lächeln zu ihr heruntersah.
    »Ich hab’ ja gerade schon erzählt, wie der Teufel aus der Erde kam.« Sie nickte zu ihm herüber. »Und nachdem sich unser Bartholomäus vorher bei Jesus rückversichert hatte, daß ihm der Satan momentan nichts anhaben konnte, ging er hin und fragte ihn frei heraus: › Wie züchtigst du eigentlich die Menschenseelen?‹ Und als der Teufel dann mit seiner Erklärung ansetzte, da hatte dieses kleine Menschlein doch tatsächlich noch die Unverschämtheit zu sagen: ›Ich wünsche, daß du dich kurz faßt!‹«
    Pierre lachte und sah zu Marie hinüber, die ihn ungläubig ansah. »Ja, das stimmt wirklich! Du kannst es selbst nachlesen, wenn du mir

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