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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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Kreaturen ohne einen eigenen Verstand gemacht. Wir sind absolut frei, bei dem was wir tun. Der freie Wille ist das größte Geschenk, das er uns mit auf unseren schweren Weg gegeben hat.« Er hob wieder belehrend seinen Finger. »Aber wir müssen die Folgen unseres freien Willens tragen! Die Engel haben sich gegen ihn aufgelehnt ... und deshalb sitzen wir hier unten.«
    »Hm?« Eigentlich hatte Pierre gehofft, er könne mit seinem Einwand diese wahnwitzige Legende zu Fall bringen. Der Gedanke, daß die vielbemühte Klage, man habe die »Hölle auf Erden«, eine ganz andere, längst vergessene – und überaus handfeste – Bedeutung hatte, ließ ihm Schauer über den Rücken jagen.
    »Und was die Macht Luzifers im Himmel anging ... stand da nicht geschrieben:«, fuhr Severin in seiner Erzählung leise fort, »›... denn als Gott die Himmel schuf, nahm er eine Handvoll Feuer und bildete mich zuerst, an zweiter Stelle den Michael,den Anführer der oberen Heerscharen, als dritten den Gabriel, als den vierten den Uriel, den Raphael an fünfter Stelle und an sechster den Nathanael und weitere sechstausend Engel.‹?«
    »Sie kennen die Apokryphen besser als ich, Bruder«, sagte Pierre leise.
    »Sie sind alles, was wir haben, mein junger Freund!« antwortete Severin väterlich. »Die Bibel hat nur den einen Sinn: sie soll alles, was auf unseren Ursprung hinweist ... verschleiern und unkenntlich machen.«
    »Was berichten die Katharer über Jesus?« fragte Pierre und sah sich zu Marie um, die mit glasigen Augen zuhörte.
    »Nach der Verbannung Luzifers wurde Jesus nun der oberste Engel und trat an seine Stelle ... als Verwalter der sieben Himmel.«
    »Aber ... wie paßt Jesus nun in Ihre Geschichte, verehrter Bruder?«
    Severin lächelte, weil er Pierres Gedanken erraten hatte. »Sie wollen, daß ich mich mit meinem Gerede selbst hänge, stimmt’s? Sie warten darauf, daß meine Geschichte ein unlogisches Element preisgibt, an dem Sie ansetzen können, um mir nachzuweisen, daß ich verrückt bin! Aber geben Sie sich keine Mühe ... lieber Kollege ... diese Legende ist absolut schlüssig. Bis zum letzten Satz!«
    »Wollten Sie mir nicht von Jesus erzählen?« Pierre klopfte Severin freundschaftlich auf den Arm und lächelte.
    »Jesus ... ach ja ... ich hatte den Faden verloren, und ...«, jetzt klopfte er Pierre auf den Arm, »... Ihre Skepsis wird Ihnen da nichts nützen, junger Freund, meine Geschichte ist durch nichts zu widerlegen!«
    Er stockte. »Also, wo war ich? Ach ja ... Jesus! Als Luzifer nun diese beiden Engel in den Urschlamm eingeschlossen und sie zu Adam und Eva gemacht hatte, schuf er das irdische Paradies, damit die beiden Engel den Himmel vergaßen ... weil es hier unten so wunderbar war.«
    Er unterbrach. »Haben Sie sich eigentlich schon jemals gefragt, warum die Blumen oder die Schmetterlinge oder die ... ich weiß nicht, was noch alles ... so verschwenderisch bunt und schön sind ... nur um uns zu erfreuen?« Als Pierre keine Antwort geben konnte, fuhr er fort. »Weil alles hier auf der Erde von denselbenEngeln gemacht worden ist, die zuvor dem Allmächtigen bei der Erschaffung der sieben Himmel geholfen haben! Sie sollen geradezu gewetteifert haben, wer das bunteste, das größte oder das kleinste ... oder das schönste Tier erschaffen konnte. Denn hier unten auf der Erde sollte es ja schließlich genauso schön werden, wie oben in den sieben Himmeln. Vergessen Sie nicht ... der Herr hatte Luzifer gestattet, alles auszuprobieren, was ihm in den Sinn kam. Er hatte ihm – seinem obersten Engel – doch erlaubt, seine eigene Welt zu schaffen ... über die er herrschen konnte.«
    »Sie spinnen doch, mein Lieber!« entfuhr es Pierre. »Sie wollen nur von der Frage ablenken, wie Jesus in diese Geschichte paßt! Wahrscheinlich ist genau das die Achillesferse des Ganzen!«
    Nachsichtig lächelte ihn Severin an. »Wenn Sie gestatten, junger Freund ... mache ich im Paradies weiter! Danke!«
    Er räusperte sich kurz. »Nach Überzeugung der Katharer – woher auch immer diese ihr Wissen hatten – hatte Luzifer den Plan, die Engel Gottes, die er als Adam und Eva in die Körper aus Urschlamm eingeschlossen hatte, sündigen zu lassen ... nur, um allen zu zeigen, daß er mächtiger war, als die anderen Engel ... eben genauso mächtig, wie sein Vater in den sieben Himmeln. Also verbot er ihnen, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen, obwohl er genau wußte, daß sie es trotzdem tun würden. Für die Katharer

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