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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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aus. Ruppig knallte er die schweren Türen des Schranks wieder zu. Seine kräftige Hand hielt den Eisenring der Tür noch umfaßt, als ihm wieder eine Schwade dieses modrigen Gestanksin die Nase stieg, viel stechender als der Muff nebenan in der Kirche, in der er sich eine ganze Zeit aufgehalten hatte.
    Kopfschüttelnd öffnete er nochmals die beiden Türen des Eichenschranks und sah hinein, aber außer den Gewändern war wirklich nichts da, was den Gestank hätte verursachen können. Während er nachdenklich den knarrenden Kasten wieder schloß, fiel ihm auf, daß in diesem eisigen Raum nicht einmal ein Kruzifix an der Wand hing, obwohl hier die Vorbereitungen für den Gottesdienst getroffen wurden. Seltsam ... Nein, es ist keines da!
    Langsam und verwirrt ging er zurück in den Kirchenraum, blieb am Altar noch einmal stehen und blickte sich um, ob er irgend etwas übersehen hatte. Dort in der Ferne – an der anderen Seite dieses dunklen Gemäuers – fiel die helle Sommersonne durch die offene Tür herein. Während er sich noch fragte, wie er in diesem dunklen Loch jemals den Gottesdienst abhalten sollte, trat er bereits in den Lichtkegel an der Tür und blieb stehen. Direkt an dieser Teufelsfigur, die nur wenige Zentimeter entfernt in der Dunkelheit stand.
    »Asmodi!« sagte unvermittelt eine Stimme von draußen. »Der Hüter der Geheimnisse und der Wächter verborgener Schätze.« Pierre wandte seinen Kopf und sah in einiger Entfernung vor der Kirchentür Bruder Severin stehen, zusammen mit diesem dicken schwarzen Hund von Marie.
    »Aber ich dachte ...«, er deutete mit dem Finger auf die Teufelsfigur.
    »Nein«, flüsterte Severin herüber, »es ist nicht der Satan.«
    Ach! Das ist ja eine Überraschung! Er beugte sich in die Nische und fuhr der Kreatur über ihre Hörner. Ich hätte schwören können ... »Da kann man mal sehen«, er wandte sich wieder seinen Besuchern zu, »wie schnell man die falschen Schlüsse ziehen kann!«
    Maries großer Hund trottete schwanzwedelnd auf ihn zu, während Bruder Severin in sicherer Entfernung vor der Kirche stehen blieb und nervös von einem Fuß auf den anderen hüpfte. Das Tier betrat ohne Scheu das dunkle Gemäuer und beschnüffelte eifrig Pierres Soutane. Monsieur Billard, sah zu ihm hoch und aus seiner sabbernden Schnauze tropfte es auf den Kirchenboden. Es war zwar respektlos, einen Hund nach Seiner Exzellenz dem Bischof zu benennen, aber diese hängenden Lappen ander Schnauze ... Wieso aber betrat dieses Tier so völlig ohne Angst und Scheu die Kirche? Jedermann in diesem Ort hielt es für eine stinkende Gruft oder für das Tor zur Hölle. Und die Warnung über dem Portal tat ihr übriges ... siehe Bruder Severin da hinten.
    »Und du hast keine Angst?« ausgiebig graulte er den haarigen Schopf seines vierbeinigen Gastes. Seltsam, und dabei sprach man den Tieren doch einen besonders sensiblen Sinn zu, mit dem sie Gefahren schon im Vorfeld wahrnehmen konnten, während die Menschen noch nichts ahnend ihrer Wege gingen.
    »Also?« Er sah zu seinem zotteligen Besucher hinunter, aber der war weg.
    »Er ist weiter in die Kirche gelaufen«, rief Severin aufgeregt aus sicherer Entfernung von draußen. Pierre hatte nichts dagegen, daß der Hund hier in der Kirche herumschnüffelte – war er doch schließlich auch ein Geschöpf Gottes –, er wollte aber nicht riskieren, daß dieser Zottel hier verlorenging. Was hätte er Marie sagen sollen, sie schien an ihm zu hängen?
    »Hey, wo bist du?« rief er halblaut, während er durch den Mittelgang schlich und rechts und links die Bankreihen absuchte. Das Tier war nirgendwo zu sehen. Mittlerweile war er an der Tür der Sakristei angelangt. Er hatte sie offenstehen lassen, damit der üble Gestank abziehen konnte. Flüchtig warf er einen Blick hinein, und da stand Monsieur Billard schwanzwedelnd und eifrig schnüffelnd vor dem alten Schrank, in dem doch nur die Meßgewänder hingen. Das Tier sah kurz hoch, als Pierre den Raum betrat und wandte sich dann wieder dem Schrank zu.
    »Hallo, mein Freund! Was machst du denn da?« Er trat neben ihn und tätschelte dem Tier den Kopf, das seine Nase nicht von der Schranktür lassen konnte und keine Anstalten machte, mit ihm hinauszukommen. Um die Sache abzukürzen, öffnete er den knarrenden Kasten und ließ den Hund hineinsehen. Dieser treue Vierbeiner war immerhin der erste gewesen, der ihn in seiner neuen Pfarrei begrüßt hatte.
    »Da ist nichts drin, was dich interessiert!« Aber der

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