Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
Klasse unter dir.« Felix hielt ihr die Hand entgegen, welche Mia auch sofort ergriff.
»Mia«, antwortete sie und grinste ihn verlegen an.
»Ein wirklich schöner Abend heute. Ich bin froh, dass du doch noch aufgetaucht bist.«
»Wie meinst du das?« Mia starrte Felix entgeistert an. Bis jetzt war sie der felsenfesten Überzeugung gewesen, niemandem sei ihr Fehlen beim gemeinsamen Mittagessen aufgefallen.
Felix zuckte mit den Schultern. »Um ehrlich zu sein, mit deinen pinken Haaren stichst du derart aus der Masse, dass es einfach auffällt, wenn du nicht da bist. Scheinbar hattest du heute Mittag Besseres zu tun, als dich auf solche Banalitäten wie Essen zu konzentrieren.«
Mia schüttelte hilflos den Kopf. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, ihre kindlichen Trotzreaktionen unterdrückt zu haben. Denn dann wäre ihr Haar nicht Signalpink, sondern unschuldig, und vor allem unauffällig, blond.
Fast angeekelt strich sie sich das neonfarbene Gestrüpp auf ihrem Kopf in den Nacken und zog die Schultern nach oben. Felix fasste diese Geste völlig falsch auf.
»Ist dir kalt?«, fragte er und rückte näher an sie heran.
»Nein, es geht schon.«
»Aber du trägst nur ein T-Shirt. Warte, du kannst meine Jacke haben.« Mit diesen Worten zog er sich seine Fleecejacke über den Kopf und legte sie Mia um die Schultern.
Um ihn nicht zu verletzen, entschied sich Mia dafür, ihm nicht zu widersprechen und gab nur ein einsilbiges »Danke« von sich.
»Gern geschehen«, sagte Felix und strahlte dabei wie ein frischgebackenes Honigkuchenpferd.
Gedankenverloren starrte Mia in den flackernden Schein des lodernden Lagerfeuers. Fast mechanisch begutachteten ihre Augen die einzelnen Personen, die sich um die Feuerstelle gescharrt hatten. Einige von ihnen kannte sie nicht. Doch links außen saßen unverkennbar Hanna und Nathan. Die Hände ineinander verschränkt, wilde Zungenküsse austauschend, scherten sie sich äußerst wenig um die Anwesenheit der anderen.
Plötzlich spürte Mia eine leichte, etwas plumpe Bewegung auf ihrem Rücken. Augenblicklich zuckte sie zusammen und schielte vorsichtig auf den Platz neben sich.
Felix’ Hand wanderte unbeholfen ihren Rücken nach oben und glitt in ihre langen Locken. Und obwohl Felix eigentlich so gar nicht ihr Typ war, entspannte sie sich und genoss die federleichten Berührungen und den Umstand, begehrt zu werden.
Die Unsicherheit, die er jedoch bei seinen Annäherungsversuchen an den Tag legte, konnte Mia förmlich greifen. Eine angespannte Stille herrschte, nur unterbrochen von Felix’ andauerndem heiseren Räuspern.
Unruhig rutschte er auf seinem Sitzplatz hin und her. Mia wusste genau, dass diese Unsicherheit und Angespanntheit daher rührte, dass er auf ein Zeichen ihrerseits wartete. Eine kleine Geste, die ihn darin bestärkte, dass seine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein würden.
Mia überlegte gerade, ob sie ihm diese Genugtuung verschaffen sollte, als plötzlich ein Schatten über sie fiel.
»Hast du nichts anderes zu tun, als hinterrücks Mädchen anzutatschen?«
Mit einem Ruck verschwand die warme Hand aus Mias Nacken und sie drehte sich empört um, um nachzusehen, wer so viel Dreistigkeit besaß, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen.
Sie war nicht sonderlich überrascht, als sie einen der Le Vrai Zwillinge sah.
Das gelb-orange Licht des Lagerfeuers spiegelte sich in dem fast unnatürlich anmutenden Blau seiner Augen und verwandelte es in einen grünen undurchsichtigen Dschungel. Suchend erforschte Mia mit ihren Augen die Mundpartie des Jungen und entdeckte das hellbraune Mal, das ihn eindeutig als Aleksander entlarvte.
Gut oder schlecht?
Das Gefühl Angst stand dem von nervenaufreibendem Gefühlschaos gegenüber. Keines von beiden konnte als angenehm bezeichnet werden.
Immerhin traute sie sich Aleksander gegenüber ihre Unnahbarkeit und Kampfeslust zu zeigen, was ihr bei Nathan nicht gelang.
»Sag mal, bist du total bescheuert?«, fragte sie vorlaut.
Was bildet dieser Typ sich eigentlich ein?
Aleksander hob abwehrend die Hände.
»Nun flipp mal nicht gleich aus. Immerhin hast du es mir zu verdanken, dass der Loser nun seine Hände bei sich lässt.«
Mia stand auf. Ihre Augen wurden schmal und ihre ganze Haltung strahlte Abwehr aus.
»Und was ist, wenn ich gar nicht will, dass er die Hände bei sich lässt«, zischte sie.
Aleksander verfiel in höhnisches Gelächter.
»Das kann doch nicht dein Ernst sein,
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