Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
auszuweichen.
Auf Aleksanders Gesicht erschien ein Lächeln. Ein nettes Lächeln, ohne eine Spur von Spott oder Hohn.
»Ich werde mich bemühen, dich von meinen ehrlichen Absichten zu überzeugen. Auch wenn sie nur dahingehend fruchten werden, dich von meinem Bruder fernzuhalten.«
Mia unterdrückte ein Stöhnen, als erneut eine seidenweiche Berührung erfolgte. Sachte strich er ihr über das Haar, ehe er sich von ihr abwandte und mit der Dunkelheit zu einer Einheit verschmolz.
Als Mia am nächsten Morgen erwachte, wusste sie im ersten Moment nicht, ob sie sich den Vorfall von gestern Abend, Aleksanders sanfte Worte und Berührungen, nicht nur eingebildet hatte. Mehr denn je erschien es ihr abwegig, dass er ehrliches Interesse an ihr bekundete.
Doch das Zusammentreffen mit ihm im Frühstücksraum überraschte sie erneut.
Mia betrat ahnungslos die mittlere Blockhütte und wollte sich soeben einen Sitzplatz suchen, als ihr jemand den Weg vertrat. Aleksander!
»Wäre es sehr unverfroren von mir, dich zu bitten, dich neben mich zu setzen.«
»Iiii… ich weiß nicht.«
Aleksander setzte sein strahlendstes Lächeln auf und ergriff ohne Umschweife ihre Hand.
»Das freut mich. Schön, dass du mir Gesellschaft leistest.«
Und ehe Mia sich versah, saß sie neben ihm.
Ihr Blick fiel auf den gut gefüllten Teller, der unmittelbar vor ihr stand. Ein säuerlicher Geschmack stieg in ihr auf, als ihr klar wurde, dass Aleksander von Anfang an damit gerechnet hatte, dass sie seine Einladung nicht ausschlagen würde.
Erste Anzeichen von Trotz begannen sich in ihr zu regen und sie schob den Teller von sich. Diese Genugtuung wollte sie ihm nicht auch noch geben.
»Ich glaube, ich verzichte heute aufs Frühstück«, murmelte sie und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
»Du hast keinen Hunger?«, fragte Aleksander verblüfft.
»Nein.« Jedoch kam die Antwort eher einer Frage gleich.
Aleksander tat so, als bemerke er ihre Trotzreaktion erst gar nicht. Mit einem hinterlistigen Blitzen in den Augen schnappte er sich den Teller und schaufelte Rührei, Brötchen und die zwei Würstchen in seinen eigenen.
»Oh Mann, schmeckt das heute wieder lecker«, bemerkte er mampfend.
»Ist zwar etwas viel, da ich jetzt deine Portion auch noch mitessen muss, allerdings kann man das gute Essen ja nicht verkommen lassen.«
Missmutig starrte Mia vor sich hin und warf ab und zu einen verstohlenen Seitenblick auf das wirklich herrlich duftende Frühstück.
Auf das protestierende Gebrummel ihres Magens ging sie gar nicht erst ein.
»Uff! Jetzt bin ich pappsatt«, stöhnte Aleksander und ließ sich gegen die Lehne seines Stuhls fallen.
Seine Hände verschränkte er über dem Bauch, der, wie Mia neidvoll feststellen musste, kein bisschen runder erschien, als vor dem opulenten Mahl. Im Gegenteil, hart, fest und muskulös sah er aus. In Gedanken fuhren ihre Fingerspitzen bereits zärtlich über die einzelnen Muskelpakete.
Sie schüttelte unwirsch den Kopf, so als könne sie damit ihre erogenen Gedanken auf Nimmerwiedersehen ins Weltall schleudern.
In dieser Sekunde erhob sich Campleiter Dr. Psycho, von dem Mia nach wie vor nicht wusste, wie er tatsächlich hieß. Und um ehrlich zu sein, es interessierte sie auch nicht im Geringsten.
»Meine lieben Kinder«, näselte er, »ich möchte euch nun bitten, umgehend eure Unterkünfte aufzusuchen und Wechselkleidung und Alltagsutensilien für die nächsten zwei Nächte einzupacken.«
Verwundertes Gemurmel erhob sich im Raum.
»Wir werden die nächsten beiden Tage in freier Wildbahn verbringen und des Nachts im Wald unsere Zelte aufschlagen.«
Stolz wie ein aufgeplusterter Pfau schaute er in die Runde. Doch anstatt des von ihm erwarteten Euphoriegekreisches sah er in mürrische Gesichter und hörte allgemeines Stöhnen.
Der Typ gegenüber von Mia steckte sich den Finger in den Mund und gab würgende Geräusche von sich. Felix, der seine Niederlage von letzter Nacht allem Anschein nach überwunden hatte, da er seinen Arm locker um die Stuhllehne eines Mädchens mit kinnlangem Bob gelegt hatte, verdrehte melodramatisch die Augen nach oben und tippte sich mit dem Finger an die Stirn.
Dr. Psycho ließen diese Gebärden, jedenfalls nach außen hin, völlig kalt.
Er räusperte sich vernehmlich und blökte mit schneidender Stimme: »Euch bleibt eine halbe Stunde, euer Zeug zusammen zu suchen. Treffpunkt Lagerfeuerstelle.«
Danach watschelte er aus der
Weitere Kostenlose Bücher