Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
den Rücken, bis sich das Stück Sandwich doch noch entschied, durch die Speiseröhre zu rutschen.
Mia schnappte erleichtert nach Luft.
Amüsiert lümmelte sich Aleksander in den Plüschsessel. Seine Augen blitzten vor Erheiterung.
»Allmählich müsste ich mal anfangen, Geld dafür zu verlangen.«
»Hä?«
»Na, der Job als dein Lebensretter hat es wirklich in sich.«
»Ha ha.«
Aleksander griff sich in die Haare und raufte sie. Eine winzige, pechschwarze Locke fiel ihm direkt über die Augenbrauen auf das Oberlid. Mia widerstand der Versuchung, sie ihm aus dem Gesicht zu streifen.
»Naja«, feixte Aleksander, » erst die Sache, als ich dich vorm Erfrieren gerettet habe. Dann bewahrte ich dich davor als »Verschollen unter einer Lawine« in die Schlagzeilen einzugehen. Und jetzt verdankst du mir, nicht dem leidvollen Erstickungstod zum Opfer gefallen zu sein.«
Aleksander legte belustigt die Stirn in Falten.
»Wenn ich es mir so recht überlege, hast du gar keinen Grund zur Annahme, dass ich oder Nathan dich hätten töten wollen. Das versuchst du doch tagtäglich selbst zu erledigen.«
Mia schaute ihn erbost an.
»Das ist nicht witzig«, giftete sie.
»Nein, finde ich auch. Ich stelle mir nur die Frage, wieso du solch vehemente Todessehnsucht hast.«
Mia verschränkte die Arme vor der Brust und blickte starr geradeaus. Das Gespräch lief in die gleiche Richtung wie die anderen davor.
Ein Wortgeplänkel, dem nichts Ernsthaftes abzugewinnen war. Und in dem Aleksander immer die Oberhand behielt.
Der Busfahrer drückte dreimal auf die Hupe. Das Zeichen, einzusteigen.
Auch Dana quetschte sich durch den schmalen Gang zwischen die Sitzreihen. Als sie sah, dass Aleksander nun neben Mia Platz genommen hatte, bedachte sie diese mit einem bitterbösen Blick.
»Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt an einem Herzinfarkt gestorben«, bemerkte Mia trocken.
»Stell mir die Fragen, die dir auf dem Herzen liegen?«, lenkte Aleksander ein.
Der Bus schnaubte beim Anfahren kurz auf, dann fädelte er zielgerichtet auf die Autobahn Richtung Schwarzendorf ein.
»Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob es etwas bringt«, sagte Mia gedehnt.
»Du warst doch die letzten Tage so neugierig. Jetzt gebe ich dir die einmalige Gelegenheit, mich durch und durch kennenzulernen und du willst nicht?«
Aleksander lachte.
»Versteh einer die Frauen!«
»Du verstehst mich offensichtlich tatsächlich nicht. Natürlich brennen mir einige Fragen auf der Seele. Aber ich habe keine Lust, dass du erneut jedes Wort von mir ins Lächerliche ziehst.«
»Mia, ich weiß zwar nicht, ob ich dir auf alles eine befriedigende Antwort geben kann. Doch ich werde mein Bestes geben. Und ich verspreche dir, jede deiner Fragen absolut ernst zu nehmen.«
Aleksander streckte feierlich zum Schwur zwei Finger in die Luft.
Mia seufzte ergeben.
»Deine letzte Chance. Verspiel sie nicht!«
»Niemals!«
Mia legte den Kopf ein wenig schief und überlegte kurz, welche Frage sie am notwendigsten stellen wollte.
»Wollte dein Bruder mich töten?«
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
»Nein!«
»Okay«, murmelte Mia.
»Was wollte er dann von mir?«
»Dich!«
Mia hielt verdutzt inne und sah Aleksander fragend an.
»Mich? Wie meinst du das?«
»Er wollte, dass du zugibst, in ihn verliebt zu sein.«
»Aber ich bin nicht in ihn verliebt!«
»Tja, du wolltest eine ehrliche Antwort, die habe ich dir gegeben.«
»Das ist einfach nur bescheuert«, sagte Mia kopfschüttelnd.
Aleksander zuckte die Schultern und grinste vor sich hin.
»Du veräppelst mich auch nicht?«, fragte Mia tastend.
»Nein, habe ich doch versprochen.«
»Hmm.« Mia kratzte sich am Kopf. Obwohl Aleksander scheinbar wirklich die Wahrheit sagte, kam sie trotzdem nicht dahinter, was hier lief.
»Leidet dein Bruder an einer Zwangsneurose, die ihn dazu zwingt, von jedem Mädchen ein Liebesgeständnis zu verlangen.«
Aleksander lachte leise.
»Nein!«
Mia lehnte sich zurück in die Polster. Eigentlich hätte sie beruhigt sein müssen. Nathan hatte sie nicht töten, sondern nur dazu bewegen wollen, ihm ihre Liebe zu gestehen.
Freak!
Doch Mia war nicht beruhigt. Im Gegenteil. Je mehr Aleksander preisgab, desto mehr verunsicherte sie alles. Sie hatte das zweifelhafte Gefühl, dass er ihr irgendetwas sehr Wichtiges verschwieg. Doch ohne die richtige Frage würde sie niemals erfahren, was es war.
Fuck!, dachte Mia. Er
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