Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
sterben.
Soviel Selbstachtung besaß sie immerhin noch. Niemals würde sie Nathan den Triumph um das Wissen gönnen, sich ihm unterworfen zu haben.
In ihrer Not und Verzweiflung schrie sie ihn an, nur aus dem einen Wunsch heraus, es möglichst schnell hinter sich zu haben.
»Dann tu es doch endlich! Töte mich! Das hast du doch schon seit Wochen im Sinn!«
Für einen kurzen Augenblick glaubte Mia, erneut eine bläulich weiße Nebelschwade zu sehen, doch ehe sie genauer hingucken konnte, war sie bereits wieder verschwunden.
Mia schob trotzig ihre Unterlippe nach vorne.
Das Schreien gab ihr Kraft. Es reduzierte sogar die Angst vor ihrem Tod ein wenig. So fühlte sie sich stärker. Sicherer. Nicht ausgeliefert.
Nathan stand nur da und lächelte. Ein verzerrtes, falsches Lächeln, das eher einer Fratze glich als einer freundlichen Mimik.
Und Mia begann wieder zu brüllen. So musste sie nicht denken. Sich nicht vorstellen, auf welche Art Le Vrai sie töten würde.
Ablenkung. Ablenkung vor dem Wissen, ermordet zu werden.
»Du verdammter Bastard, ständig machst du mir Angst und bedrohst mich. Wieso erst heute? Wieso nicht schon vor ein paar Stunden oder im Ferienlager. Warum?«
In Nathans Augen blitzte es gefährlich.
»Es war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. Doch jetzt wird es passieren. Ich werde mich nicht noch einmal aufhalten lassen.«
»Wie viele hast du bereits vor mir umgebracht?«
»Umgebracht?«
Nathan stieß ein hässliches Lachen aus.
»Ich habe Schlimmeres mit dir vor kleine Mia, als dich nur zu töten. Glaube mir, wenn ich mit dir fertig bin, erscheint dir der endgültige Tod, so wie du ihn kennst, wie ein Geschenk. Ein schönes Geschenk, das du niemals erhalten wirst.«
Mias Gedanken begannen sich zu drehen. Immer schneller und schneller wirbelten sie im Kreis.
Er wollte sie nicht ermorden? Was zum Teufel hatte dieser Geisteskranke sonst mit ihr vor?
Nathan stand noch immer lässig vor ihr, ein Höchstmaß von Arroganz in seinem Blick.
Nein, von ihm würde sie sich nicht einschüchtern lassen. Sie konnte ihrem Schicksal zwar nicht mehr entkommen, doch sie würde es mit erhobenem Haupt tragen. Egal was es war!
»Spuck es endlich aus, du Bestie. Was willst du von mir?«
Ein irres Lächeln umspielte seine Lippen und er kam langsam auf sie zu. Schritt für Schritt.
»Du wirst leiden, kleine Mia. Bis in alle Ewigkeit. Amen!«, höhnte er und streckte die Hände nach ihr aus.
Weitreichende Offenbarungen
E in schwarzer Schatten flog hinter den Bäumen hervor und krachte gegen Nathans Rücken.
Der Le Vrai Zwilling sank zu Boden, über ihm eine dunkle Gestalt, die ihm mit der Hand den Kopf in den Dreck drückte.
»Wenn hier einer leidet, dann du, Bruder!«
Mia riss die Augen auf. Sie tastete hinterrücks nach der Steinbank und ließ sich nieder, um das Gehörte zu verarbeiten.
Bruder …?
Konnte es tatsächlich sein, dass Aleksander der zweite Satansanhänger wahr? In diesem Moment hob die schwarze Gestalt den Kopf. Die Kapuze rutschte auf seine Schultern und zwei silberblaue Augen suchten Mias Blick und hielten ihn fest.
Tatsächlich! Aleksander!
Doch schon unterbrach er den Blickkontakt, denn der Unterworfene begann sich zu regen. Mit Händen und Füßen begann er zu zappeln und sich gegen den eisernen Griff seines Bruders zu wehren.
Er fluchte in einer Sprache, die Mia nicht verstand. Düstere Worte, voller Zorn und Abscheu.
Und irgendwie schaffte es Nathan, Aleksander von seinem Rücken zu werfen. Blitzschnell war er über ihm, die Hand an seiner Kehle. Gnadenlos, ohne die geringste Spur von Mitleid würgte er seinen Bruder, der sich zappelnd und röchelnd wand.
Doch Aleksander gab nicht auf, mit einem gezielten Fußtritt trat er seinen Bruder zwischen die Beine, der daraufhin in sich zusammensackte. Diesen Moment nutzte Aleksander und war mit einem Satz neben Mia.
»Alles okay mit dir?«, keuchte er.
Mia starrte ihn an wie eine Fata Morgana, wie etwas, das nicht real existierte, doch was man trotzdem sehen konnte.
»Alles okay?«, wiederholte Aleksander noch einmal ungeduldig und rüttelte sie an den Schultern.
Mia nickte zaghaft und schüttelte zeitgleich seine Hand ab. Sie tat das so, als wäre ein besonders widerwärtiges Insekt auf ihr gelandet.
Aleksander schaute sie daraufhin kurz an. Schmerz, Wut und Trauer spiegelten sich in seinem schönen Gesicht, bevor er sich abwandte, um sich erneut seinem
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