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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sondern steckte wie implantiert halb in der Hand. Das Piepen wiederholte sich, und ein Licht sprang vom dunklen Quadrat des Instruments nach oben, wuchs in die Breite und bildete eine Art Hologramm vor dem Gesicht des Fremden. Daten scrollten hindurch, und mehrere Zahlen blinkten wie die Leuchtdioden an der Seite der Waffe. Ein holografisches Interface, dachte Florence.
    »Es wird Zeit.« Der Mann wich zurück und winkte mit der Armbrust. »Auf die Beine.«
    »Was ist los?«, fragte Florence und stand langsam auf.
    »Sie werden mich zurückbringen«, sagte der kleine Mann, eilte zur Tür und öffnete sie. Die ganze Zeit über blieb die Waffe auf Florence gerichtet.
    »Zurück wohin?«
    »Zurück über die Schwelle«, sagte der Fremde. »Durch die weiße Tür im Raum mit dem Buch.«
    »Das kann ich nicht. Ich …«
    »Halten Sie die Hände dort, wo ich sie sehen kann!«
    Florence hob die Hände. »Hören Sie«, sagte sie geduldig. »Ich weiß nicht, wer und was Sie sind, aber ich versichere Ihnen, dass ich Sie nicht in den Raum zurückbringen kann.«
    »Das brauchen Sie auch gar nicht. Das Tor öffnete sich alle sechs Stunden, achtundfünfzig Minuten und sieben Sekunden.« Der Mann in dem schmutzigen und offenbar auch defekten Chamäleon-Anzug winkte erneut mit der Waffe. »In einigen Minuten ist es wieder so weit. Also los.«
    Sie schritten durch dunkle Flure, in denen es allmählich etwas heller wurde, als erneut graues Licht durch die staubigen Fenster filterte. Florence überlegte, ob und wie sie den Mann zur Vernunft bringen konnte. Vermutlich hatte es ihn ebenfalls durch die weiße Tür hierherverschlagen, durch den Übergang, und er wollte zurück, wohin auch immer. Hier bot sich eine gemeinsame Basis.
    »Ich bin nicht die Person, für die Sie mich halten«, sagte sie, als sie eine Treppe hinaufgingen. Hinter den Mauern und Fenstern heulte noch immer der Wind. »Ich kann den Übergang nicht für Sie öffnen. Ich wünschte, ich könnte es.«
    »Welchen Übergang?«, knurrte der Fremde hinter. »Was meinen Sie mit ›Übergang‹?«
    »Die weiße Tür.«
    »Oh, die PS. Versuchen Sie nicht, mich zu verwirren!«
    »Wenn Sie gestatten … Ich bin ein wenig verwirrt«, sagte Florence. »Was bedeutet ›PS‹?«
    »Als ob sie das nicht wüssten! Hier nach links.«
    Sie erreichten einen schmalen Korridor, in dem es außer dem Zischen und Fauchen der Böen noch ein anderes Geräusch gab: ein dumpfes Knirschen, wie von schweren, verwitterten Steinen, die übereinanderschabten.
    Am Ende dieses schmaleren Flurs wichen die Wände zu beiden Seiten zurück; ein Tor öffnete sich.
    Hinter Florence erklang ein Piepen, und sie wusste, dass es von dem Instrument im Handgelenk des kleinen Mannes stammte.
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie mit ›PS‹ meinen«, sagte Florence und fragte sich, wie der Mann reagieren würde, wenn er begriff, dass sie die weiße Tür nicht für ihn öffnen konnte.
    »Eine Phasenschwelle«, antwortete der Mann. »Schneller. Gehen Sie schneller.«
    Sie erreichten den Torbogen und betraten den Raum, dessen fünf Wände diesmal keine dunklen Linien aufwiesen. Florence sah zum steinernen Pult mit dem großen, angeketteten Buch. Der Federkiel lag rechts daneben, obwohl sie sich daran erinnerte, ihn fallen gelassen zu haben. Wer hatte ihn aufgehoben?
    Offenbar hatte sie zu lange gezögert, denn der Mann stieß ihr die Armbrust-Waffe in den Rücken.
    »Zur Tür«, zischte er, und für einen Moment klang es so, als hätte der Wind eine Stimme bekommen. »Öffnen Sie die Tür.«
    Der Stoß war heftig genug, Florence einige Schritte taumeln zu lassen. Vor der weißen Tür, die noch immer weder Knauf noch Klinke hatte, blieb sie stehen, streckte die Hand danach aus und berührte etwas, das ein bisschen weniger kalt war als die Wände.
    »Öffnen Sie die verdammte Schwelle!«, keifte der kleine Mann hinter ihr.
    Florence drehte sich vorsichtig um und achtete darauf, keine zu schnellen Bewegungen zu machen. »Sie haben gesehen, wie ich aus diesem Raum geflohen bin. Warum sollte ich fliehen, wenn ich weiß, wie man diese Tür öffnet?«
    »Es ist ein Trick«, knurrte der Mann. »Ein verdammter Trick!« Die Waffe in seiner Hand zitterte erneut, und Florence nahm wieder den Geruch von Ozon wahr. » Er hat Sie geschickt, um mich zu holen!«
    »Er?«, fragte Florence.
    »Tun Sie nicht so, verdammt! Es ist eine seiner Fallen, und ab und zu schickt er jemanden, um nachzusehen, ob sie zugeschnappt ist.«
    »Von wem

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