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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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fest?«, fragte Florence. »Was hat es mit dem Patienten auf sich?«
    »Mr. Fukuroku hat uns gebeten, diese Angelegenheit sehr … diskret zu behandeln«, sagte Thorpe.
    »Inzwischen sind Sie lange genug bei uns, um zu wissen, dass wir Informationen brauchen, bevor wir in einen Einsatz gehen. Je besser wir über den Patienten Bescheid wissen, desto größer sind die Erfolgsaussichten.« Florence unterbrach sich kurz. »Worum geht es überhaupt? Abgesehen davon, Teneker zurückzuholen.«
    »Der Mann, den wir zur Foundation gebracht haben, Miss Florence …«, sagte Fukuroku. »Er ist sehr wichtig für uns, für Samsung-Nippon. Vielleicht hat Direktor Rasmussen Sie bereits darauf hingewiesen, dass er in unserer Ent wicklungsabteilung tätig ist und dort an einem Projekt arbeitet, von dem wir uns viel versprechen. Er fiel einem Verbrechen zum Opfer.«
    »Einem Verbrechen?«
    »Jemand hat ihn entführt, Miss Florence«, fuhr Fukuroku fort. Er sprach sehr ruhig. »Vielleicht jemand, der von ihm erfahren wollte, woran er arbeitet. Als wir ihn fanden, war er geistig verwirrt, und später verletzte er sich selbst mit einem Messer, vielleicht in dem Versuch, sich umzubringen.«
    »Hundertsieben Schnitte«, warf Anderson ein. »Am ganzen Körper.«
    »Mr. Fukuroku hat uns um die Identifizierung der Person gebeten, die hinter der Entführung steckt«, sagte Thorpe. »Und um die Beseitigung des Traumas. Er bat um den Einsatz des besten Travellers, aber ihr wart unterwegs, und Teneker erklärte sich bereit, den Auftrag zu übernehmen.«
    »Dies ist der beste Mann, den Sie haben?« Fukuroku trat vor und musterte Zacharias. »Kann er mich verstehen?«
    Ich verstehe Sie sehr gut, schrieb der Cursor.
    »Wir benötigen weitere Informationen«, beharrte Florence und wandte sich an den neben der Tür stehenden Rasmussen. »Zach ist müde, Jonas. Das erhöht das Risiko. Wir müssen wissen, welche Welt uns erwartet. Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, was Teneker festhält?«
    Rasmussen öffnete den Mund zu einer Antwort, aber Fukuroku kam ihm zuvor. »Er leidet an einer seltenen Nervenkrankheit, nicht wahr?«
    »ALS«, sagte Florence. Es klang fast trotzig.
    »Amyotrophe Lateralsklerose. Eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems.« Fukuroku bemerkte Florences erstaunten Blick und fügte hinzu: »Direktor Rasmussen war so freundlich, mich zu informieren. Soweit ich weiß, führt ALS nach wenigen Jahren zum Tod.«
    »Nicht immer«, sagte Florence. »Die Behandlung mit Tetranol hat die Krankheit weitgehend stabilisiert.« Das stimmte nicht ganz; es war nur die halbe Wahrheit.
    »Und seine besonderen Fähigkeiten stimuliert.« Fukuroku kam noch einen Schritt näher und sah auf Zacharias hinab. »Körperlich sind Sie ein Krüppel, wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten, Mr. Zacharias. Aber geistig sind Sie ein Riese, nicht wahr? Und damit befinden Sie sich in guter Gesellschaft.«
    Zacharias’ Augen bewegten sich für die Mikrokamera am Schwenkarm. Ich bin kein genialer Physiker wie Stephen Hawking, schrieb der Cursor auf den Monitor. Ich bin nur ein Traveller.
    »Und doch ruhen meine Hoffnungen jetzt auf Ihnen, Mr. Zacharias. Finden Sie heraus, wer versucht hat, unse ren Mitarbeiter zu entführen. Samsung-Nippon wird Ihnen dankbar sein, Ihnen und der Foundation.«
    »Hol Teneker zurück, Zacharias«, sagte Rasmussen.
    Eins der medizinischen Geräte piepte, und Florence bemerkte, wie das warnende Gelb mehrerer Indikatoren in ein alarmierendes Rot überging. Dr. Anderson beugte sich über Teneker, hob ein Lid des Reglosen und leuchtete ihm mit einer kleinen Stiftlampe ins Auge, während Agnes die Anzeigen der Geräte überprüfte.
    »Wir verlieren ihn«, sagte der Arzt ernst. »Was auch immer wir versuchen, um sein Bewusstsein zu stabilisieren, es funktioniert nicht. Irgendetwas zieht ihn fort.«
    Der blinkende Cursor wanderte über Zacharias’ Monitor und hinterließ Worte. Lasst uns keine Zeit mehr verlieren. Retten wir Teneker, Flo.
    »Ja«, sagte sie und schob den Rollstuhl zurück ins andere Zimmer. Dort sah sie sich vergeblich nach einem Tisch mit Getränken um. »Agnes, bitte bringen Sie mir etwas zu trinken; ich habe noch immer Durst. Und ich brauche auch etwas zu essen.«
    »Wir hängen Sie an einen Tropf«, sagte Dr. Anderson und bedeutete ihr, es sich auf der Interface-Liege bequem zu machen. Dann rollte er einen Ständer heran, befestigte oben einen mit klarer Flüssigkeit gefüllten Behälter und verband den

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