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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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»Zumindest wird sie in ihrer bisherigen Form nicht weiterbestehen. Das Philanthropische Institut hat vor Jahren in weiser Voraussicht damit begonnen, diesen Weg des Überlebens zu beschreiten, mit dem Bau von schwimmenden Städten. Aber so finanzkräftig die Investoren des PI auch sind, es fehlt an Geld. Wir müssen darauf achten, dass unsere Mittel richtig eingesetzt und unsere Ressourcen sinnvoll genutzt werden.«
    »Sie sind also ein Controller, wie einige von uns ver muten?«
    Thorpe schmunzelte. »Ich nehme an, unter den ›einige von uns‹ befindet sich auch Florence, die Therapeutin von Zacharias, nicht wahr? Ihre skeptische Haltung mir gegenüber ist mir in den letzten Tagen aufgefallen, und ich bedauere diese Einstellung sehr. Bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage: Ich bin hier, um uns allen zu helfen.« Die Worte klangen gut und schienen voller Bedeutung zu sein, obwohl sie hohl waren, hohl und leer.
    »Was verstehen Sie unter sinnvoller Nutzung unserer Ressourcen?«, fragte Rasmussen vorsichtig.
    »Ich möchte vermeiden, dass man der Foundation Mittel streicht. Sie alle leisten hier großartige Arbeit, und Sie sollen auch weiterhin in der Lage sein, Großartiges zu vollbringen und diesen Autisten zu helfen.«
    »Es sind keine Autisten, sondern …«
    »SGPs, ich weiß«, sagte Thorpe. »Special gifted persons, besonders begabte Personen. Mit autistischen Neigungen, die bei manchen von ihnen so stark sind, dass sie Therapeuten benötigen.«
    »Wir nennen sie Therapeuten, aber eigentlich …«
    Thorpe winkte. »Ja, ich weiß, mein lieber Jonas, ich weiß. Die Therapeuten verbinden die Traveller bei ihren Reisen mit der Realität, und gleichzeitig erlaubt ihre Präsenz Aufzeichnungen.« Er trat zum Fenster und deutete auf eine Welt, die von diesem Ort aus gesehen nur aus Meer zu bestehen schien. »In der Welt dort draußen gibt es viele Menschen mit Traumata der verschiedensten Art. Reiche Menschen, die für Dienste, wie sie Helen, Duke, Zacharias, Conrad, Beatrice und all die anderen leisten können, viel Geld bezahlen würden.«
    Rasmussen kam näher. »Solche Behandlungen sind die Ausnahme, nicht die Regel.«
    »Bisher, Jonas. Bisher. Stellen Sie sich eine veränderte Foundation vor, die keine finanziellen Mittel für ihre Forschungen benötigt, sondern sich selbst finanziert. Sie könnte ihre Forschungen ausweiten, Zweigstellen in den anderen Sea Citys und vielleicht auch auf dem Festland gründen, mehr SGPs finden und ihnen helfen …«
    Thorpe drehte sich um. »Ich helfe Ihnen dabei, Jonas. Deshalb bin ich hier. Um Ihnen zu helfen. Sehen Sie sich Penelope an. Vielleicht wäre das, was mit ihr passiert ist, nicht geschehen, wenn wir mehr über diese Reisen wüssten.« Er klopfte dem schweigenden Rasmussen auf die Schulter und ging zur Tür. »Die Foundation muss wirtschaftlicher und effizienter werden.« Er nickte zu versichtlich. »Wir schaffen das schon, Jonas. Gemeinsam schaffen wir das. Wenn Sie mich jetzt bitte zu Matthias begleiten würden … Er ist der Sysadmin von Sea City, nicht wahr?«
    »Einer von ihnen«, erwiderte Rasmussen. Es klang be hutsam.
    Er ist argwöhnisch, diagnostizierte Thorpe und beobachtete ihn hinter der Maske des freundlichen Lächelns. Ich wäre es an seiner Stelle auch. »Das Philanthropische Institut hält es für erforderlich, die Sicherheit der hiesigen Computersysteme zu überprüfen und falls nötig zu verbessern.« Er nahm seine Aktentasche vom Stuhl neben der Tür. »Ich habe Material für Matthias mitgebracht. Konfigurationen für eine neue Firewall und so weiter.«
    »Befürchten Sie Angriffe?«, fragte Rasmussen besorgt.
    Thorpe deutete zum Fenster. »In der Welt dort draußen geht es nicht nur immer schlimmer zu, sie ist auch voller Neider. Wir müssen uns schützen.«
    Kurze Zeit später gingen sie durch den Flur. »Erzählen Sie mir mehr von dieser Droge, diesem Tetranol«, sagte Thorpe, obwohl er genau Bescheid wusste.
    »Es ist keine Droge, sondern ein Medikament.«
    »Natürlich, natürlich. Ein Medikament. Erzählen Sie mir mehr davon, Jonas. Von der speziellen Version, die Sie hier verwenden.«

Stadt im Meer
    3
    E in sicherer Ort, dachte Zacharias, schloss die Auge n un d schlüpfte aus seinem Leib. So fühlte es sich an: als steckte er in einem engen Gehäuse fest, im Käfig eines gelähmten Körpers, und das Tetranol war wie Öl für die Seele, damit sie besser in die Freiheit gleiten konnte. Das in den Rollstuhl integrierte Interface-System

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