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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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zwischen Mensch und Maschine«, sagte er vorsichtig.
    Etwas veränderte sich. Florence sah ihn noch immer fragend an, vielleicht auch ein wenig sorgenvoll, und der Greis saß noch immer im Schneidersitz da, einen Meter neben der Schlotwand und von Rauchschleiern umgeben, die in der Luft verharrten. Die Veränderung betraf vielleicht auch den Blick des Alten – in seinen Augen war etwas Erwartungsvolles erschienen –, vor allem aber die Art und Weise, wie Zacharias’ immer aktives inneres Radar die Struktur dieser Welt auch ohne Ping empfing.
    »Du spürst es, nicht wahr?«, fragte der Greis.
    »Ich fühle eine … Veränderung«, entgegnete Zacharias.
    »Salomos Truppen setzen sich durch. Ihr Sieg über Protektor ist nahe; sie sind auf dem besten Wege, Lassonde zu übernehmen. Wir müssen schnell handeln. Du musst schnell handeln.«
    »Eine Auseinandersetzung zwischen Mensch und Maschine«, wiederholte Zacharias. Er nickte Florence zu, um ihr zu zeigen, dass mit ihm alles in Ordnung war. »Salomo wollte mich für seine Zwecke benutzen. Wer sagt mir, dass du mich nicht für deine benutzen willst?«
    »Was ist mit Genesis?«, fragte Florence, als der Alte nicht sofort antwortete.
    »Das Projekt Genesis wurde vor fast fünfzehn Jahren vom Philanthropischen Institut ins Leben gerufen«, sagte der Alte. »Einige Jahre vor der Gründung der Foundation. Das Ziel dieses Projekts bestand darin, Personen zu finden und auszubilden, die nicht nur Traveller-Fähigkeiten besitzen, sondern auch in der Lage sind, Interface-Systeme während einer Reise zu kontrollieren.«
    »Eine Mischung aus Traveller und Therapeut?«, fragte Florence.
    »In gewisser Weise. Das ist sehr vereinfacht ausgedrückt. Genesis suchte Traveller, die in der Lage sind, nicht nur den Space zu kontrollieren, sondern auch die damit verbundenen virtuellen Realitäten.« Der Alte vollführte eine vage Geste. Seine Hand berührte die Rauchschleier in der Nähe und glitt hindurch, ohne sie zu verändern. »Wir reden hier nicht nur von den Virtualitäten, die in den letzten Jahren auf der Erde entstanden sind, geschaffen von der Zusammenschaltung großer und kleiner Rechner. Auch andere Völker und ihre virtuellen Kosmen sind im Weltennetz vertreten. Aber uns – und Salomo – geht es vor allem um den Hauptstrang mit den meisten von Menschen bewohnten Welten. Genesis wollte Traveller schaffen, die fähig sind, die vollständige Kontrolle zu übernehmen.«
    Ein Verdacht stieg in Zacharias auf. »Daher kommt Salomo? Von Genesis? Von diesem Geheimprojekt des Philanthropischen Instituts? Er sollte die Antwort der Menschen auf die Entstehung von Maschinenintelligenz sein?«
    Der Greis nickte langsam. »Du bist doch nicht so dumm, Zacharias. Ja, Salomo, der Seelenfänger, ist von Genesis erschaffen, das Ergebnis gezielter neurologischer Manipulation. Er sollte verhindern, dass künstliche Intelligenzen die Kontrolle über den Hauptstrang übernehmen.«
    »All die Visionäre in den Wahrheitszentren von Lassonde …«, murmelte Florence.
    »Freunde von mir, die meisten«, sagte Lily. »Einzelne KIs und MIs, verbunden zu einem Distributed Conscience. Ihnen droht Gefahr, und nicht nur von Salomo. Auf der Erde ist eine kombattante KI gegen Feinde der Foundation eingesetzt worden, und sie hat viele Maschinenintelligenzen kontaminiert. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass mich Signalsperren vor der Kontamination geschützt haben. Meine Freunde unter den ›Visionären‹ versuchen, die Kontamination einzudämmen, aber Salomos Angriff lenkt sie ab und bindet wertvolle Ressourcen. Wenn es ihm gelingt, die kontaminierten Maschinenintelligenzen zu übernehmen, kann ihn praktisch nichts mehr an der Herrschaft über den ganzen Hauptstrang hindern. Dann wird er stark genug, nicht nur die Seelen von Travellern einzufangen, wie bisher, sondern auch die gewöhnlicher Menschen. Ich fürchte, er hat auf der Erde bereits damit begonnen, denn als Saatwelt ist sie besonders gut geeignet. Er wird gewöhnliche Menschen zu seinen ›Freunden‹ machen, wie er es nennt, und ihre Gedanken, ihr geistiges Potenzial benutzen, um Welten zu sperren oder so zu verändern, wie es seinen Vorstellungen entspricht. Wenn dieser Prozess einmal in Gang gekommen ist, lässt er sich kaum mehr unterbrechen.«
    »Dann ist die Lawine losgetreten«, sagte Zacharias und fühlte, wie es zwischen seinen Schläfen arbeitete. Er sah einen Teil der Wahrheit, aber noch nicht alles. »Wer ist Salomo?«
    »Ich habe

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