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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Datennetze verlieren, sondern auch über die maritimen Städte. Und gleichzeitig geht hier der Kampf gegen Salomo verloren. Aber vielleicht …« Der Alte beugte sich ein wenig vor. »Vielleicht können wir ein Wunder bewirken.«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern«, sagte Zacharias. »Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals in Japan gewesen zu sein, bei Samsung-Nippon.«
    »Helen und Duke, du und die anderen, auch Salomo – ihr habt zwei Jahre dort verbracht. Anschließend hat man euch mithilfe von Tetranol neue Erinnerungen verpasst.«
    Zacharias sah ihn groß an. Wir können nicht einmal unseren Erinnerungen trauen, dachte er. Wir wissen nicht, was Wirklichkeit ist und was Traum, und selbst das Leben, das wir geführt zu haben glauben, könnte eine Illusion sein. »Von wegen Philanthropie«, sagte er leise und bitter.
    »Kommt darauf an«, erwiderte der Alte. »Alles im Dienste des Menschen. So sah es das Institut.«
    »Es ist ganz einfach«, sagte Florence plötzlich.
    Zacharias drehte den Kopf. »Was ist einfach?«
    »Wir müssen nur herausfinden, wer mit euch in Japan gewesen ist. Einer von ihnen muss der Seelenfänger sein. Kannst du auf die Daten zugreifen, Lily?«
    »Wir sind hier, Florence«, sagte der Alte geduldig. »Dies ist Lassonde, nicht die Erde. Wir sprechen nicht über eine Interface-Verbindung miteinander. Ich bin hier. Und ich werde gebraucht.«
    Zacharias beobachtete, wie der Rauch ganz langsam in Bewegung geriet. Es blieb ihnen nicht mehr viel Zeit für Erklärungen.
    Plötzlich schüttelte Florence heftig den Kopf. »Das ist doch alles Unsinn!«, platzte es aus ihr heraus. »Wie kann das Philanthropische Institut Forschungen mit dem Ziel betrieben haben, einen Traveller zu befähigen, die Kontrolle über die erwachenden Maschinenintelligenzen zu übernehmen? Wie kann es den Seelenfänger geschaffen haben, obwohl es eben jener Salomo war, der die Erde als Saatwelt schuf?«
    »Wo fängt die Kette aus Ursache und Wirkung an, wo hört sie auf?«, sinnierte der Alte. »Vielleicht hat Salomo gelogen, oder Protektor ging von falschen Annahmen aus. Es gibt tatsächlich Saatwelten, denn Salomo brauchte bis vor Kurzem Menschen mit der Fähigkeit, auf die Reise zu gehen: Traveller beziehungsweise Legaten. Aber vielleicht war die Erde keine von ihnen. Oder sie wurde zu einer, nachdem das Philanthropische Institut Salomo geschaffen hatte.«
    »Du meinst, die Erde könnte doch … real sein?«, fragte Florence.
    Der Alte richtete einen mitfühlenden Blick auf sie, und Zacharias glaubte, seine Gedanken zu erraten, wenn man die Gedanken einer Maschinenintelligenz überhaupt erraten konnte: Sie möchte es glauben, lauteten diese Gedanken. Sie ist ein Mensch und braucht etwas, das außerhalb von ihr existiert. Sie möchte glauben, dass es eine feste, unabhängige Welt jenseits ihres Denkens und Fühlens gibt, eine Welt, in der sie mit ihren Beinen stehen, in der sie sich mit ihren Händen festhalten kann.
    »Es wäre möglich«, sagte der Alte, und Zacharias wusste, dass es eine Lüge war.
    »Und du könntest uns zurückbringen?«, fügte Florence sofort hinzu.
    »Ja, das könnte ich. Vielleicht. Aber es wäre das Ende für uns. Praktisch für uns alle. Wahrscheinlich auch für Marta, die anderen ›Visionäre‹ und selbst für mich, obwohl ich nicht kontaminiert bin. Salomo hätte freie Bahn. Er würde Protektor zerschlagen und Lassonde übernehmen. Er würde auch die Seelen normaler Menschen einfangen, die keine Traveller oder Legaten sind. Er würde sie alle benutzen, ihre Gedanken und Fantasien zu seinen Werkzeugen machen. O ja, er ist davon überzeugt, richtig zu handeln. Die Maschinenintelligenzen sind für ihn der größte denkbare Feind, und er sieht seine heilige Mission darin, für die Freiheit der Menschen zu kämpfen. Aber die Traveller in den Spiegeln, die ihr in Prisma gesehen habt … Waren sie frei? Stellt euch viele Welten mit solchen Menschen vor, in metaphorischen Spiegeln gefangen. Sie werden sich gut fühlen, so wie auch du dich in Salomos Nähe gut gefühlt hast, Zacharias, zumindest zu Anfang. Sie werden glauben, seine Freunde zu sein, aber ihre Gedanken werden Ketten tragen, ohne dass sie es ahnen. Nun, Florence könnte vielleicht zur Foundation zurück, ohne in unmittelbare Gefahr zu geraten, denn sie ist keine Travellerin, und daher dürfte Salomo kein direktes Interesse an ihr haben. Aber du … Du bist ihm fast ebenbürtig.«
    Ich bin besser, dachte Zacharias, ich bin der

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