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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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deutlicher spüren. Zwischen uns gab es eine Verbindung, die anders war als alles andere – eine Verbindung, die durch die Jahrhunderte gewachsen war, in denen wir einander nun schon kannten.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass wir die Adresse haben!«, sagte ich, als wir im Wagen saßen. Suzanne hatte in einer Gegend gewohnt, die ich kannte. »Ich weiß, wo das ist. Hinter dem Schwimmbad, in dem ich als kleines Mädchen Schwimmunterricht hatte. Du musst gleich hier rechts abbiegen.«
    Das Haus sah genauso aus, wie Suzanne es beschrieben hatte. Es war eingeschossig, aus braunem Backstein, hatte schwarze Rollläden und eine knallrote Tür.
    »Das erledigst du am besten ohne mich.« Alden hielt am Straßenrand. »Mütter verstorbener Kinder reagieren auf Frauen aufgeschlossener. Mir würde sie wahrscheinlich die Tür vor der Nase zuschlagen.«
    »Bitte komm mit, Alden. Allein traue ich mich nicht. Ich habe Angst.«
    »Nein, hast du nicht.« Er gab mir das Bild.
    Dass er meine Gefühle spürte, hatte nicht nur Vorteile. »Okay. Aber ich bin so nervös. Bitte komm mit. Ich brauche deine Hilfe.«
    Er warf mir einen skeptischen Blick zu. »Du hast kein bisschen Angst, und ›nervös‹ fühlt sich anders an. Ich spüre nur, wie aufgeregt du bist. Bring es zu Ende. Du kannst das.«
    Irgendetwas in mir wollte ihn unbedingt dabeihaben. »Bitte, Alden. Lass uns das zusammen machen.«
    Seufzend öffnete er die Tür. »Ich konnte dir noch nie etwas abschlagen.«
    Suzannes Mutter war viel weniger misstrauisch, als ich erwartet hatte. Ich sagte ihr, wir hätten einen kranken Freund besucht und Suzanne dabei zufällig kennengelernt. Nach kaum einer Viertelstunde waren beide Versprechen eingelöst, die wir Suzanne gegeben hatten. Als wir uns verabschiedeten, spielte Becky auf dem Fußboden mit Mr. Jinx.
    Glücklich und immer noch ganz aufgeregt saß ich wieder im Auto. Dafür war ich also auf der Welt: Ich half Seelen, ihre Ruhe zu finden. Ein gigantisches Glücksgefühl wärmte mich von innen heraus.
    Alden lehnte den Kopf an die Nackenstütze und schloss die Augen.
    Ich zerrte am Sicherheitsgurt. »Stimmt was nicht?«
    »Pssst. Nein. Augenblick noch.«
    Ganz eindeutig. Irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte. »Habe ich einen Fehler gemacht oder etwas Falsches gesagt?«
    Nach ein paar tiefen Atemzügen öffnete er die Augen und zog seinen Schlüssel aus der Tasche. »Nein, Lilian. Du warst toll. Ganz große Klasse. Ich gratuliere dir zu deinem ersten Abschluss.«
    »Und warum warst du gerade so komisch?«
    »Weil ich dich so noch nie gespürt habe. Glücklich warst du früher nach einer vollendeten Erlösung auch immer. Aber es war jedes Mal so etwas wie Triumph und ziemlich viel Stolz auf deinen Erfolg dabei. So als würdest du dirselbst auf die Schulter klopfen. Diesmal war es anders. Du hast nur pure Freude ausgestrahlt.«
    »Das ist doch gut so, oder?«
    Alden grinste breit. »Sogar noch besser als Angst.« Er ließ den Wagen an. »Hunger?«
    »Wie ein Wolf. Magst du französisches Essen? Gleich um die Ecke gibt es ein Bistro.«
    Das Bistro mit der rustikalen Einrichtung im Frankreich-Look hatte sogar einen offenen Kamin. Die Wärme tat gut, denn der Oktoberwind war kühl und der kurze Rock meiner Schuluniform viel zu dünn für dieses Wetter. Ich war noch immer wie im Rausch, weil ich Suzanne geholfen hatte, und konnte beim Essen weder still sitzen noch den Mund halten. Aldens Blick wanderte immer wieder zu meinen Beinen, die ich absichtlich nicht unter dem Tisch versteckte. Vielleicht konnte ich ihn ja dazu bringen, mich so zu sehen, wie er Rose gesehen hatte. Ich war sicher nicht so smart, so cool und tough wie sie, aber ich war hier. Und zwar jetzt. Von Männern hatte ich wenig Ahnung, doch aus Aldens Verhalten schloss ich, dass ich mit meinen Bemühungen nicht ganz falsch lag.
    Ich nahm eine Gabelvoll Quiche und faltete nebenher an meiner Serviette herum. »Erzähl mir von Rose, Alden.«
    Er hob eine Augenbraue. »Was möchtest du denn wissen?«
    »Erzähl mir von der Zeit, in der ihr verheiratet wart.« Wie zufällig legte ich die Füße auf den freien Stuhl neben ihm. Dann drehte ich die Serviette um neunzig Grad und faltete weiter.
    Alden riss den Blick von meinen Beinen los und schaute nachdenklich in seine Suppe. »Was genau willst du denn darüber wissen?«
    »Wie war das so?« Ich machte einen diagonalen Knick in die Serviette.
    Dass er so verschlossen war, überraschte mich. Einen Moment lang dachte ich, er

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