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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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wurde zwei Jahre nach dem Sturm begonnen. So lange hat es gedauert, alle Trümmer wegzuräumen und die Konstruktion zu planen.«
    Ich starrte die Mauer an. Zum Meer hin war sie gebogen. Sie sah ähnlich aus wie die Betonabgrenzungen an einer Schnellstraße, war aber viel länger und höher. Auf der Landseite war der Boden bis zur Oberkante der Mauer aufgefüllt.
    Ich verschränkte die Arme. »Gibt es für diese Geschichtsstunde einen Grund?«
    Was Alden mit seinen Erklärungen beabsichtigte, konnte ich mir denken. Er hatte mal gesagt, dass Wissen gut sei gegen Angst. Nur funktionierte das im Augenblick leider kein bisschen.
    Lächelnd hob er einen Finger. »Wusstest du, dass Galveston die erste Stadt in Texas war, in der es elektrischen Strom und Telefone gab?«
    »Nein. Und ich weiß auch nicht, ob mich das wirklich interessiert.«
    »Die Stadt hatte früher mal einen der meistgenutzten Häfen von Texas und war damals viel bedeutender als Houston.«
    Ich stellte die Sitzlehne zurück und schloss die Augen. »Du hörst dich schon fast an wie Miss Mueller.«
    Spook hörte auf, an der Leine zu zerren und setzte sich neben Alden.
    »Komm doch raus, dann erzähle ich dir das alles unten am Strand.«
    »Vergiss es. Ich höre mir dein Geschichtsreferat lieber von einem sicheren gemütlichen Autositz aus an.«
    Alden beugte sich zu mir. »Jetzt komm schon, Lilian. Unten am Strand ist es wunderbar.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hmm-mm.«
    An den Wagen gelehnt schaute Alden erneut aufs Wasser. »Hier sind auch schöne Dinge passiert«, sagte er.
    »Rose hin oder her – dass ich im Auto sitzen bleibe, hat nichts mit ihr zu tun, Alden. Ich mag den Strand einfach nicht.« Damit stellte ich die Lehne wieder aufrecht.
    »Von Rose habe ich doch gar nichts gesagt. Komm, ich zeige dir eine Erinnerung. Eine angenehme. Sie wird dir gefallen.« Er sah mich an. »Bitte, Lilian. Nur ganz kurz.«
    Alden wusste genau, dass ich das Angebot, mir Erinnerungen aus der Vergangenheit anzuschauen, niemals abschlagen würde. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Er griff nach meiner ausgestreckten Hand.
    »Hier draußen an der Mauer kann ich meinen Körper nicht seelenlos rumstehen lassen. Rutsch rüber.«
    Ich machte ihm Platz, und er quetschte sich zu mir auf den Sitz. Dann zog er mich auf seinen Schoß. Spook sprang in den Fußraum und Alden schloss die Tür.
    Die Energie, die Alden ausstrahlte, ließ meinen Körper beben. Hatte es nicht gestern Abend noch geheißen »Wir können das nicht tun«?
    »Fast ein bisschen zu kuschelig hier, findest du nicht?«, sagte ich.
    »Stimmt.« Er klopfte auf den Fahrersitz. »Komm, Spook. Mit dir zusammen wird es zu eng.« Die Hündin sprang auf den benachbarten Sitz. »Besser?«, fragte Alden grinsend.
    »Ehm, hast du nicht gesagt …«
    »Pssst. Ich gebe dir bloß eine Erinnerung. Dabei ist Körperkontakt hilfreich. Bereit?«
    Ich nickte.
    »Raus«, flüsterte er. Ich machte mich auf den Schmerz gefasst, der in diesem Moment immer kam. Diesmal war es gar nicht so schlimm. Weil Alden gerade nicht in seinem Körper war, schmiegte ich mich entspannt an ihn und genoss die Nähe.
    Okay?
    »Ja. Alles gut. Leg los.«
    Rose und Alden gingen zusammen am Strand entlang. Sie trug ein langes braunes Kleid mit einem hohen Spitzenkragen und einen seltsam aussehenden Hut mit einer lilafarbenen Straußenfeder. Ihr Haar war hochgesteckt.Alden hatte kurzes Haar und wieder einen Anzug an. Seinen Hut hielt er in den Händen. Rose hatte sich bei ihm untergehakt.
    »Wir sehen komisch aus«, sagte ich kichernd.
    Ja. Finde ich auch. Pass auf.
    »Nein, nicht ›wir‹. Ich meine du und Rose.«
    Stimmt. Und jetzt schau mal.
    Rose schnappte sich Aldens Hut und rannte damit los. Mit dem langen Kleid und den unbequem aussehenden spitzen Schuhen war das im Sand sicher nicht einfach gewesen. Er lachte, dann lief er ihr nach. Roses Hut flog ihr vom Kopf. Mit einer lässigen Bewegung pflückte Alden ihn aus dem Sand und sprintete weiter. Der Abstand zwischen ihnen verringerte sich. Rose rannte ein, zwei Schritte weit in die Brandung, dann hatte Alden sie eingeholt. Zusammen fielen sie in die Wellen. Alden hielt ihren Hut über Wasser; die beiden lachten einander an. Dann setzte er ihr vorsichtig den Hut auf den nassen Kopf. Rose zog seinen Hut kichernd aus dem Wasser, setzte ihn Alden auf und übergoss ihn dabei mit einem Schwall Meerwasser.
    Die Erinnerung brach ab.
    »Hey, Augenblick. Ich will wissen, wie es weitergeht«, protestierte

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