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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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dem Gleichgewicht. Achtung.
    Ich nickte.
    Raus , befahl er seiner Seele. Sofort atmete Aldens eben noch lebloser Körper tief durch und sah seine kleine Schwester liebevoll an. Alden ging auf die Knie und drückte Izzy an sich. »Ich hab dich lieb, Izzy. Ich weiß, du wirst Charlotte vermissen.«
    »Was ist passiert, Alden?«, fragte sie.
    »Das war ein Zauber, und das ist nun unser Geheimnis. Okay? Du darfst nie jemandem etwas davon erzählen.«
    »Okay. Großes Ehrenwort.« Sie streckte ihre Hand in die Höhe, und Alden hakte seinen kleinen Finger in ihren.
    Dann stärkten wir uns mit Keksen und Saft, und Izzy meinte, das sei das wunderschönsteste Kaffeekränzchen aller Zeiten gewesen.
    Anschließend gingen Alden und ich in sein Zimmer, damit er den Schreibkram zu Charlottes Fall erledigen konnte und wir die dringend benötigten Punkte bekamen.
    Von der Bettkante aus sah ich zu, wie er sich in seinen Computer einloggte. Smiths Worte »Ich werde dich wieder töten« brannten auf meinem Arm. Die eingeritzten Buchstaben waren angeschwollen und taten weh, wennich mit dem Finger darüberfuhr. Alden hatte gesagt, Rose sei ertrunken, doch er hatte mir die Erinnerung nur bis zu der Stelle gezeigt, an der er und sie sich auf dem Dach geküsst hatten.
    »Bist du sicher, dass Smith nichts mit Roses Tod im Jahr 1900 zu tun hatte?«
    Alden hörte auf zu tippen, drehte sich aber nicht zu mir um. Seine Schultern hoben und senkten sich; er atmete tief durch. »Absolut.«
    Ich zog meinen Ärmel wieder herunter. »Woher weißt du das?«
    Ohne mich anzusehen sagte er: »Es gibt etwas, das du über Roses Tod wissen solltest. Du hast es verdient, das zu erfahren.«
    Er drehte sich mit dem Schreibtischstuhl zu mir um. So … bedrückt hatte ich ihn noch nie gesehen. »Eigentlich hätte ich es dir gleich sagen müssen, aber ich war so froh, dass du wieder da warst. Ich wollte nicht alles sofort kaputtmachen.«
    Ich stand auf. »Ach komm, so schlimm wird es schon nicht sein. Du hast gesagt, ich sei schon oft gestorben. Und diesmal hab ich fürs Wiederkommen eben ein paar Jahre länger gebraucht. Na und?«
    Er vergrub das Gesicht in den Händen.
    Behutsam strich ich durch sein seidiges Haar. »Hey, Alden. Was ist denn?«
    Er saß reglos da und sah mich nicht an. Was war bloß mit ihm los? So mutlos und niedergeschlagen kannte ich ihn überhaupt nicht. Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte, und fühlte mich doch irgendwie verantwortlich.
    »Hör mal, Alden. Wenn du lieber nicht darüber reden willst …«
    »Ich muss darüber reden.« Mit Augen wie Sturmwolkensah er mich an. »Ich muss es einfach tun. Seit über hundert Jahren habe ich es für mich behalten und es frisst mich auf. Volle drei Leben lang haben alle mir immer wieder gesagt, wie leid es ihnen tut, dass ich dich bei dieser furchtbaren Naturkatastrophe verloren habe.«
    »Sicher wollten sie dich nur trösten, Alden.«
    »Das hätten sie lieber lassen sollen.« Er ging zum Fenster. Mit dem Rücken zu mir starrte er hinaus. »Ich kann nicht mehr mit dieser Lüge leben, Lilian. Mehr als ein Jahrhundert lang habe ich darüber nachgedacht, wie ich mich bei dir entschuldigen würde, falls ich das Glück hätte, dich jemals wiederzusehen.« Er sah mich an. »Ja, und jetzt bist du da. Aber was mache ich? Ich nutze es aus, dass du dich an nichts mehr erinnerst und tue so, als wäre nichts passiert. Anstatt dir die Wahrheit zu sagen, küsse ich dich, verdammt noch mal! Ich war so glücklich und aufgeregt, weil ich gemerkt habe, dass du mich zum ersten Mal auch richtig willst. Und sofort benehme ich mich wie ein egoistisches Schwein.« Erneut wandte er sich ab. Er stütete die Hände aufs Fensterbrett.
    Mir schnürte sich das Herz zusammen, weil er sich so quälte. »Alles ist gut, Alden.«
    Er fuhr herum. »Gar nichts ist gut. Und es wird auch nie gut sein. Es war kein Unfall, Lilian. Dass du gestorben bist, ist meine Schuld. Ich habe dich umgebracht!«
    Die Erde hörte plötzlich auf, sich zu drehen. Zumindest fühlte ich mich so. Ich konnte kaum atmen. »Das kann nicht sein«, flüsterte ich.
    »O doch. Ich habe mir die Erinnerung Millionen Male angesehen. Aber an den Tatsachen ändert das nichts. Alle wunderten sich, dass du nicht zurückgekommen bist. Nur ich nicht. Ich wusste, warum du weggeblieben bist. Ich habe die Regeln gebrochen, und deshalb bist du gestorben.«
    Alden konnte Rose auf gar keinen Fall absichtlich getötet haben. »Was für Regeln denn? Und wie willst du

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