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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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den Soldaten schweifen, die draußen über das Flugfeld marschierten, dann kam ihr ein Gedanke. »Fletcher, können Sie eine Uniform imitieren? Einen Offizier, mit nicht zu hohem Rang. Vielleicht einen Lieutenant oder einen Captain?«
    Er lächelte. »Ein kluger Gedanke, Lady Louise.« Sein grauer Anzug verschwamm, die Farbe wich einem dunklen Khaki, die Struktur wurde rauher.
    »Die Knöpfe stimmen nicht!« rief Genevieve. »Sie sind zu klein.«
    »Wenn Ihr es sagt, kleine Lady.«
    »So geht’s«, sagte Louise nach einer weiteren Minute. Sie befürchtete, der Sergeant könnte zurückkehren, bevor sie fertig waren. »Die Hälfte der Burschen dort draußen hat noch nie eine Uniform gesehen. Sie wissen nicht, ob sie echt ist oder nicht. Wir verschwenden nur Zeit!«
    Genevieve und Fletcher schnitten unisono eine Grimasse wegen der Ermahnung, dann kicherte das junge Mädchen.
    Louise öffnete das Fenster und spähte hinaus. Niemand in unmittelbarer Nähe. »Wir schaffen zuerst die Koffer nach draußen«, entschied sie.
    Sie gingen zum nächstgelegenen Hangar, so schnell sie konnten, und Louise bedauerte augenblicklich, so viele Koffer mitgenommen zu haben. Sie und Fletcher trugen jeder zwei, und sie waren alles andere als leicht. Selbst Genevieve hatte eine schwere Schultertasche, unter der sie sich abmühen mußte. Jeder Versuch, unverdächtig zu wirken, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
    Bis zum Hangar waren es ungefähr zweihundert Yards. Als sie endlich dort angekommen waren, sah der Kontrollturm keinen Fuß näher aus als zuvor. Und Fletcher hatte lediglich gesagt, daß Furay ›irgendwo in dieser Richtung‹ sei. Der Pilot konnte sich auch auf der anderen Seite des Aerodroms befinden.
    Der Hangar diente der Armee als Depot; lange Reihen großer Holzkisten standen an den Seiten aufgestapelt, so daß schmale Wege in rechten Winkeln abzweigten und bis zu den Wänden führten. Am entgegengesetzten Ende parkten fünf Gabelstapler. Nirgendwo waren Soldaten zu sehen. Die Hangartüren auf beiden Seiten standen weit offen, und durch den breiten Mittelgang wehte eine sanfte Brise.
    »Sehen wir nach, ob irgendwo ein Geländewagen oder etwas in der Art geparkt ist«, sagte Louise. »Wenn nicht, müssen wir wohl oder übel die Koffer zurücklassen.«
    »Warum denn?« fragte Genevieve.
    »Sie sind zu schwer, Gen, und wir haben es eilig. Ich kaufe dir neue Sachen, keine Sorge.«
    »Könnt Ihr denn ein solches Gefährt steuern, Lady Louise?« fragte Fletcher.
    »Ich bin schon früher damit gefahren.« Die Einfahrt von Cricklade hinauf und hinunter. Ein einziges Mal. Mit Daddy neben mir, der mir Anweisungen ins Ohr gebrüllt hat.
    Louise ließ die Koffer fallen und befahl Genevieve, bei ihnen zu warten.
    »Ich sehe mich draußen um«, sagte Fletcher. »Mein Aussehen ist unauffällig genug. Dürfte ich vorschlagen, daß Ihr hier drinnen bleibt?«
    »Einverstanden. Ich sehe mich hier drin um.« Sie setzte sich in Richtung des anderen Endes der Halle in Bewegung. Das alte rostige Wellblechdach knarrte leise von der Wärme des Duke-Tages.
    Louise war keine dreißig Meter weit gekommen, als sie Fletcher hinter sich rufen hörte. Er rannte den langen Gang hinunter, den die Kisten bildeten, und wedelte wild mit den Armen. Genevieve rannte hinter ihm her.
    Ein Jeep fuhr in den Hangar. Zwei Menschen saßen darin. Der eine trug eine Soldatenuniform, der zweite, auf dem Rücksitz, war ganz in Schwarz gekleidet.
    Louise wandte sich den Neuankömmlingen zu. Ich werd’s schon durchstehen. Schließlich habe ich den ganzen Tag nichts anderes getan.
    Dann erkannte sie, daß der Mann in Schwarz ein Priester war; sie sah den Stehkragen unter der Soutane. Erleichtert stieß sie den Atem aus. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Militärgeistlichen.
    Der Jeep kam neben ihr zum Halten.
    Louise lächelte gewinnend, das Lächeln, dem Daddy nie hatte widerstehen können. »Vielleicht können Sie mir helfen? Ich fürchte, ich habe mich verlaufen.«
    »Das bezweifle ich arg, Louise«, erwiderte Quinn Dexter. »Besonders bei jemandem, der so einfallsreich ist wie du.«
    Louise wollte davonlaufen, doch irgend etwas Kaltes, Öliges schlang sich um ihre Knöchel. Sie fiel der Länge nach auf den alten Betonboden und schrammte sich Handflächen und Knöchel auf.
    Quinn stieg aus dem Jeep. Die falsche Soutane flatterte um seine Beine. »Wolltest du weglaufen?«
    Louise ignorierte den brennenden Schmerz in Händen und Knien und hob den Kopf. Quinn

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