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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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lächerlich wirken mußte – er war schließlich kein Militär. Die Prinzessin sah nicht viel anders aus als auf den Holoporträts in den Nachrichten, eine würdevolle Lady, die für immer und ewig im mittleren Alter stehengeblieben zu sein schien. Keine noch so strenge Selbstdisziplin vermochte Ralph daran zu hindern, ihr Gesicht zu studieren. Zweifellos besaß sie die klassische Saldana-Nase, schmal mit nach unten gebogener Spitze, doch das war schon fast alles an feinen Gesichtszügen. Prinzessin Kirsten strahlte eine Robustheit und Kraft aus, die es Ralph unmöglich machte, sie sich als alte, gebrechliche Großmutter vorzustellen.
    Sie begrüßte ihn mit einem großmütigen Nicken. »Mister Hiltch. Endlich lernen wir uns also persönlich kennen.«
    »Jawohl, Ma’am.«
    »Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind. Nehmen Sie doch bitte Platz, dann können wir anfangen.«
    Ralph setzte sich neben Roche Skark, dankbar für die Illusion von Rückendeckung, die sein Boß ihm vermittelte. Jannike Dermot musterte ihn mit einem Ausdruck, der irgendwie amüsiert wirkte. Die einzige andere Person im Raum, abgesehen vom Kammerherrn der Prinzessin, war Ryle Thorne, der sich offensichtlich entschieden hatte, Ralph einfach zu übersehen.
    »Wir schalten Admiral Farquar jetzt in unsere Besprechung«, verkündete Prinzessin Kirsten. Sie befahl dem Prozessor in ihrem Schreibtisch per Datavis, eine Sens-O-Vis-Schaltung der Sicherheitsstufe eins herzustellen.
    Die Umgebung rings um Ralph und die anderen versank in einem weißen Nichts.
    Ralph fand sich zur Rechten des Admirals wieder, am der Prinzessin entgegengesetzten Ende des Tisches.
    »Wenn Sie bitte die gegenwärtige Situation auf Mortonridge für uns zusammenfassen würden, Mister Hiltch?« begann die Prinzessin.
    »Ma’am. Die eigentliche Evakuierung ist inzwischen beendet. Dank der Warnungen, die wir verbreitet haben, konnten wir mit Hilfe von atmosphärischen Flugzeugen und Fliegern der Navy über achtzehntausend Menschen ausfliegen. Weitere sechzigtausend Menschen sind über Land und mit ihren Fahrzeugen geflohen, bevor wir die Straße abgeriegelt haben. Die Beobachtungssatelliten zeigen uns, daß etwa achthundert Boote mit Flüchtlingen an Bord auf dem Weg die Küste hinauf zum Kontinent sind. Unsere oberste Priorität ist gegenwärtig, die Menschen von den kleineren Booten zu retten, die ausnahmslos überfüllt sind.«
    »Womit nahezu zwei Millionen Menschen auf der Halbinsel zurückgeblieben wären«, sagte Admiral Farquar. »Und es gibt verdammt noch mal nichts, was wir dagegen tun könnten!«
    »Wir gehen davon aus, daß die meisten von ihnen mittlerweile besessen sind«, sagte Ralph. »Schließlich hatten Eklunds Besessene zwei Tage Zeit. Und wer noch nicht besessen ist, wird es bis morgen sein. Die Geschichte verläuft exponentiell. Eine furchtbare Gleichung, wenn man sie in das wirkliche Leben überträgt.«
    »Sie sind absolut sicher, daß diese Menschen zu Besessenen werden?« erkundigte sich Prinzessin Kirsten.
    »Ich fürchte ja, Ma’am. Unsere Satelliten werden natürlich gestört, im Bereich der gesamten Halbinsel, aber wir haben immer noch Zugriff auf einen Teil des Kommunikationsnetzes. Entweder haben die Besessenen vergessen, sich darum zu kümmern, oder sie ignorieren es einfach. Die KI’s ziehen an Bildern aus den Sensoren und Kameras, was nur irgend möglich ist, und daraus ergibt sich, daß das Muster überall gleich ist. Nicht-Besessene werden gejagt und dann systematisch gefoltert, bis sie sich in die Possession ergeben. Sie gehen unglaublich brutal vor, obwohl sie bei Kindern zu zögern scheinen. Die meisten von denen, die jetzt noch bei den Evakuierungspunkten eintreffen, sind unter sechzehn Jahre alt.«
    »Lieber Herr im Himmel!« murmelte die Prinzessin.
    »Haben die Besessenen Versuche unternommen, die Halbinsel zu verlassen?« fragte Ryle Thorne.
    »Nein, Sir«, antwortete Ralph. »Soweit wir es beurteilen können, halten sie sich an die Abmachung. Die einzige Anomalie zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das Wetter. Über Mortonridge bildet sich eine beträchtliche unnatürliche Wolke. Es fing heute morgen an.«
    »Eine unnatürliche Wolke, sagen Sie?« hakte Ryle Thorne nach.
    »Ganz genau, Sir. Ein völlig einheitlicher Schleier, der sich von Süden her ausdehnt und offensichtlich nicht vom Wind beeinflußt wird. Oh, und die Wolke hat angefangen rot zu leuchten. Wir glauben, es handelt sich um eine zusätzliche Schutzmaßnahme gegen unsere

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