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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schlüpfrigen Boden. Ein Zittern bemächtigte sich seiner Gliedmaßen; er war nicht sicher, ob es vom kalten Wasser oder dem nagenden Gefühl von Klaustrophobie herrührte. Die Flutkammer war schrecklich eng, und die Tatsache, daß sie normalerweise mit Wasser gefüllt war, half ihm auch nicht weiter.
    »Einer meiner Hausschimps wird Ihnen trockene Kleidung und etwas zu essen bringen«, meldete sich Rubras Stimme aus dem Prozessorblock.
    »Danke.«
    »Hier sollten Sie zumindest für eine Weile in Sicherheit sein.«
    »Ich …« Tolton blickte sich beunruhigt um. Alle hatten immer gesagt, Rubra könnte alles sehen. »Ich glaube nicht, daß ich es lange aushalten kann. Es ist so … so beengt hier drin.«
    »Ich weiß. Keine Sorge, ich sorge dafür, daß Sie weiterkommen und Ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus sind.«
    »Kann ich … kann ich mich vielleicht anderen anschließen? Ich brauche Menschen um mich.«
    »Ich fürchte nur, es gibt nicht mehr viele, die ungeschoren geblieben sind … Und ich halte es nicht für eine gute Idee, wenn Sie sich mit den anderen vereinigen. Das würde es den Besessenen nur leichter machen, Sie zu finden. Mir ist noch nicht ganz klar, wie die Besessenen die Nicht-Besessenen aufspüren; möglicherweise besitzen sie ESP-Fähigkeiten. Verdammt, warum nicht? Sie verfügen schließlich über alle möglichen Arten von Magie!«
    »Wie viele von uns sind übrig?« fragte Tolton und spürte, wie Panik in ihm aufzusteigen drohte.
    Rubra überlegte, ob er ihm die Wahrheit sagen sollte, doch Tolton besaß nicht gerade den robustesten Charakter. »Ein paar Tausend«, log er. Alles in allem gab es im Habitat noch dreihunderteinundsiebzig freie Menschen, und ihnen allen gleichzeitig zu helfen war die reinste Hölle.
    Noch während er Toltons Frage beantwortete, bemerkte er Bonney Lewin, die Gilbert Van-Riytell nachschlich. Die zähe kleine Frau kleidete sich inzwischen in Safarikleidung, wie Weiße sie im Afrika des neunzehnten Jahrhunderts getragen hatten, eine Khaki-Uniform mit zwei über Kreuz geschlungenen Bandolieren, in deren dunklen Lederschlaufen messingfarbene Patronen glänzten. Über der Schulter trug sie ein nagelneues Lee Enfield Kaliber .303 Jagdgewehr.
    Gilbert war der alte Controller der Magellanic Itg., und er hatte von Anfang an eigentlich keine Chance gehabt. Rubra hatte sein Bestes versucht, ihn durch die Wartungsschächte unter einer Vakstation hindurchzuleiten, doch Bonney und die anderen Jäger kreisten ihn nach und nach ein.
    »Drei Meter vor Ihnen befindet sich eine Wartungsklappe«, sagte Rubra per Datavis zu Van-Riytell. »Ich möchte …«
    Schatten lösten sich von den Wänden des Tunnels und packten den alten Mann. Rubra hatte sie nicht bemerkt. Seine Wahrnehmungsroutinen waren einmal mehr fachmännisch umgangen worden.
    Abermals löschte er lokale Routinen und ersetzte sie durch neue. Bis seine optische Wahrnehmung wieder funktionierte, hatte man Van-Riytell mit den Armen und Beinen an einen langen Stab gebunden, bereit zum Wegtragen wie eine Jagdtrophäe. Er wehrte sich nicht einmal mehr. Bonney überwachte die Aktion vergnügt.
    Ein Mann ihres Jagdteams hielt sich ein wenig abseits und beobachtete die Vorgänge distanziert. Es war ein großer junger Mann in einem einfachen weißen Anzug.
    Mit einem Mal wußte Rubra Bescheid. Er mußte es sein.
    – Dariat!
    Der Kopf des jungen Mannes fuhr herum. Einen winzigen Augenblick lang flackerte die Illusion. Lange genug für Rubra. Unter dem jungen gutaussehenden Mann lauerte Dariat. Dariat mit einem schockierten Gesichtsausdruck auf dem hageren Gesicht. Unwiderlegbarer Beweis.
    – Ich wußte, daß du dahinterstecken mußt, sagte Rubra. Auf eine gewisse Weise war die Erkenntnis eine richtige Erleichterung.
    – Das nutzt dir überhaupt nichts, entgegnete Dariat. – Bald schon wird deine Wahrnehmungsfähigkeit vollkommen enden. Und du wirst dich nicht einmal in die Freiheit des Jenseits’ flüchten können. Ich werde dir nicht erlauben zu fliehen!
    – Du bist wirklich erstaunlich, Dariat! Ich meine das als ein Kompliment. Du willst dich immer noch an mir rächen, wie? Du willst deine Rache. Das ist alles, was du jemals wolltest, alles, was dich in diesen letzten dreißig Jahren am Leben gehalten hat. Du gibst mir noch immer die Schuld am Tod der guten alten Anastasia Rigel, selbst nach all dieser Zeit.
    – Hattest du vielleicht einen anderen im Verdacht? Hättest du mich nicht dazu gebracht zu gehen, wären sie

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