Seelengesaenge
an. »Und beug die Knie mehr.« Er starrte direkt in die AV-Projektion, die aus einem der Blocks kam.
Kiera hielt wütend inne, doch dann dachte sie nach. Die festen Perlenknöpfe verschwammen, und das dünne Bustier öffnete sich noch ein Stück weiter. »Ist das denn wirklich nötig?« fragte sie.
»Vertrau mir, Darling. Ich hab’ in meiner Zeit genügend Werbespots abgedreht. Sex verkauft sich immer: die erste Regel der Werbeindustrie. Und das ist im Grunde alles, was wir wollen, ganz gleich, wie du es nennst. Also zeig mir deine Beine und deinen Ausschnitt, damit den Jungs das Wasser im Mund zusammenläuft, und genug Selbstvertrauen, um die Mädchen zu inspirieren. Auf diese Weise fressen uns alle aus der Hand.«
»Meinetwegen«, brummte sie.
»Warte.«
»Was denn noch?«
Er blickte von der AV-Projektion auf. »Du bist nicht bezeichnend genug.«
Kiera blickte an sich herab und auf die Wölbung ihrer Brüste. »Das soll wohl ein Witz sein!«
»Nein, nein, nicht deine Titten, Darling, die sind prima. Es ist das Gesamtbild; es ist so … passe.« Er zupfte mit den Fingern an der Unterlippe. »Ich weiß. Wir müssen herausfordernder sein. Ich möchte, daß du dich an dem Felsen lümmelst. Sei einfach so, wie du bist, aber wickle dir ein rotes Tuch um den Knöchel.«
Kiera starrte ihn wütend an.
»Bitte, Liebes. Vertrau mir.«
Sie konzentrierte sich erneut, und das entsprechende Stück Stoff erschien an ihrem Knöchel, ein seidenes Taschentuch, das mit einem einzelnen Knoten verschnürt war. Blutrot. Mal sehen, ob er den Hinweis versteht.
»Das ist wunderbar! Du siehst wild und exotisch aus, wie eine Zigeunerin! Ich habe mich auf der Stelle in dich verliebt!«
»Können wir dann endlich anfangen?«
»Ich bin fertig, wenn du es bist.«
Kiera nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich noch einmal zu sammeln, und setzte einen Gesichtsausdruck auf, der der Inbegriff erwachsener Geziertheit war. Das Wasser plätscherte melodisch neben ihr, Jugendliche lächelten fröhlich und schmusten, Kinder rannten an ihrem Felsen vorbei. Sie lächelte ihnen verständnisvoll hinterher und winkte, während sie ihr fröhliches Spiel spielten. Dann wandte sie langsam den Kopf und blickte geradewegs in die Optik des Sensorblocks.
»Ich weiß, sie werden Ihnen erzählen, daß Sie diese Aufnahme nicht ansehen sollten«, begann sie. »Und ich bin sicher, sie meinen es verdammt ernst damit. Ihre Mutter, Ihr Vater, Ihr großer Bruder, die verantwortlichen Behörden Ihres Planeten, wo auch immer Sie leben. Ich weiß ehrlich gesagt keinen Grund. Außer natürlich, daß ich eine der Besessenen bin, einer jener Dämonen, die das Universum selbst bedrohen. Ihr Universum. Ich bin Ihr Feind, offensichtlich. Ich bin sogar ziemlich sicher, daß ich Ihr Feind bin; die Konföderierte Vollversammlung sagt es. Also muß es doch stimmen, oder nicht? Ich meine, Präsident Haaker persönlich ist hier gewesen und hat mich gesehen, hat mit mir gesprochen und alles über mich herausgefunden, was ich will, was ich hasse, wer meine Lieblingsband ist, was mir Angst macht. Ich kann mich nicht daran erinnern, mit ihm geredet zu haben. Aber es muß so gewesen sein, weil die Botschafter aller Regierungen in der Konföderationsversammlung beschlossen haben, daß ich offiziell als Monster zu betrachten bin. Das würden sie doch nicht tun, nicht all diese klugen, ernsthaften, weisen Leute, außer natürlich, sie sind im Besitz sämtlicher Informationen über mich. Oder?
Aber so ist es nicht. Die einzige Information, die sie hatten und aufgrund derer sie über mich entschieden haben ist die Tatsache, daß Laton zehntausend Edeniten ermordet hat, weil sie besessen waren. Sie erinnern sich doch gewiß an Laton? Irgendein Held von früher, hat man mir berichtet. Er hat irgend etwas mit einem Habitat namens Jantrit gemacht. Ich frage mich ernsthaft, ob Laton die Menschen auf Pernik Island gefragt hat, ob sie mit ihrer Exterminierung einverstanden sind. Und wenn, ob sie dann alle ja gesagt haben.
Sie machen mit uns genau das, was überall im Universum mit den Jungen geschieht. Sie werfen uns alle in einen Topf und sagen, wir seien schlecht. Irgendein Schläger vermöbelt einen Passanten, und jedes Kind in der Stadt ist ein gewalttätiger Hooligan. Sie wissen, daß es so ist; es geschieht jetzt, in diesem Augenblick in Ihrer Nachbarschaft. Sie sind kein Individuum, niemals, nicht für sie. Einer daneben, alle daneben. Und genau so werden wir behandelt.
Nun ja,
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