Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
welches Unheil sich unter der Wolke zusammenbraute. Die Besessenen waren einfach nicht zahlreich genug; sie besaßen nicht die erforderliche Macht. Und die rote Wolke war an der Feuerschneise aufgehalten worden. Nach zwei Lasersalven aus einer Verteidigungsplattform im flachen Orbit hatte sich die Wolke zurückgezogen und sich an die Waffenstillstandslinie gehalten.
    Der beunruhigende Anblick der Wolke wich einer raschen Folge von Bildern größerer Verwaltungsgebäude auf der Oberfläche. Uniformierte Offizielle mit entschlossenen Gesichtern eilten durch die Türen und lehnten jeden Kommentar zu den Fragen ab, die ihnen aus dem Off zugerufen wurden. Gerald hatte Mühe, dem Bericht zu folgen, obwohl er herauszuhören glaubte, daß die Mortonridge-Krise kurz vor einer Lösung stand und gewisse ›Pläne‹ ›in die Tat umgesetzt‹ würden.
    Dummköpfe. Sie merkten es einfach nicht. Nicht einmal alles Wissen aus seinem Gehirn hatte ihnen Verstehen gebracht.
    Er nippte weiter an seinem Tee, und seine Gedankengänge beruhigten sich ein wenig zu einer fast kontemplativen Stimmung. Vielleicht, wenn er Glück hatte, würden die Besessenen eine weitere Offensive starten; wenigstens würde sein Elend auf diese Weise enden, wenn er zurück in die betäubende Dunkelheit gestoßen wurde.
    Dann kam der Bericht über das gestrige Eindringen der Hellhawks. Fünf bis zur Unkenntlichkeit deformierte Blackhawks waren in das Ombey-System vorgestoßen; zwei hatten sich in einen hohen Orbit über den Planeten begeben, während die restlichen drei zwischen der Handvoll besiedelter Asteroiden des Systems hin und her gesprungen waren – stets mit dem nötigen Sicherheitsabstand, außer Reichweite der strategischen Plattformen und augenblicklich zurück in einem Wurmloch, wenn Schiffe der Navy auf Abfangkurs gingen. Offensichtlich hatte ihr Auftrag gelautet, per Datavis eine unverschlüsselte und vollständige Sensoriumaufzeichnung auszustrahlen, kodiert für freien Zugriff und in jedes Kommunikationsnetz, mit dem sie Verbindung bekamen.
    Leonard DeVille erschien auf dem Schirm und teilte den Einwohnern mit, wie unangenehm die ganze Geschichte doch sei und daß er hoffe, die Menschen besäßen genügend Verstand, um die dahintersteckende grobe Propaganda zu durchschauen, denn weiter sei es nichts. Außerdem, fügte er verächtlich hinzu, sei das Verbot ziviler Raumfahrt noch immer in Kraft, und jeder, der dumm oder traurig genug war, den Verlockungen zu erliegen, würde dennoch sicher sein vor Kiera Salter und ihren Genossen. Es gab einfach keine Möglichkeit, Valisk zu erreichen.
    »Und jetzt folgt«, sagte der attraktive Nachrichtensprecher, »eine kurze Zusammenfassung der Aufzeichnung, obwohl wir freiwillig mit dem Wunsch der Regierung übereinstimmen und sie nicht in voller Länge ausstrahlen.«
    Der Holoschirm zeigte eine wunderschöne junge Frau, deren dünne Bekleidung aussah, als könnte sie jeden Augenblick von ihr abfallen.
    Gerald blinzelte. Seine Sicht trübte sich von einem Ansturm aus Erinnerungen; Bildern, die lebendiger waren als alles, was seine Augen ihm zu liefern vermochten. Vergangenheit und Gegenwart kämpften miteinander um die Vorherrschaft.
    »Ich weiß, sie werden Ihnen erzählen, daß Sie diese Aufnahme nicht ansehen sollten«, begann die junge Frau. »Und ich bin sicher, sie meinen es verdammt ernst damit. Ihre Mutter, Ihr Vater, Ihr großer Bruder, die verantwortlichen Behörden …«
    Ihre Stimme – eine Harmonie, die Gerald durch Mark und Bein ging.
    Seine Teetasse prallte auf den Tresen und rollte davon, und die heiße Flüssigkeit benetzte sein Hemd und seine Hose.
    »… Behörden Ihres Planeten, wo auch immer Sie leben. Ich weiß ehrlich gesagt keinen Grund. Außer natürlich, daß ich eine der Besessenen bin …«
    »Marie?« In Geralds Kehle saß mit einem Mal ein Kloß so dick, daß er kaum ein Flüstern hervorbrachte. Zwei Krankenpfleger an einem Tisch hinter ihm wechselten einen besorgten Blick.
    »… einer jener Dämonen, die das Universum selbst bedrohen …«
    »Marie.« Tränen schossen ihm in die Augen. »O mein Gott, Marie! Liebling!«
    Die beiden Krankenpfleger standen auf. Einer schickte per Datavis eine Warnmeldung in das Netz des Sanatoriums. Inzwischen waren auch andere Krankenpfleger auf Gerald Skibbows ungewöhnliches Verhalten aufmerksam geworden. Sie wechselten grinsende Blicke: Der arme Irre hat wieder mal einen Anfall.
    »Du lebst!« Er drückte beide Hände auf den Tresen und

Weitere Kostenlose Bücher