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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Draußen stand Pat Staite, ihr Nachbar, in seiner schicken blau-weißen Baseballmontur.
    »Wir suchen noch Mitspieler für unser Team«, sagte er hoffnungsvoll.
    »Es ist noch ein wenig zu früh am Tag für mich«, antwortete Moyo.
    »Sicher. Tut mir leid. Aber vielleicht hast du ja heute nachmittag Zeit …?«
    »Dann komme ich vorbei, versprochen.«
    Pat war einer von Exnalls stetig wachsender Schar von Sportbegeisterten, die sich offensichtlich zum Ziel gesetzt hatten, jedes Ballspiel zu spielen, das die menschliche Rasse jemals entwickelt hatte. Bereits jetzt waren zwei der städtischen Parks zu Stadien umgewandelt.
    »Danke«, sagte Staite, ohne die Ironie in Moyos Stimme oder Gedanken zu bemerken. »Gleich hier in der Straße lebt jetzt ein Ex-Brite. Er hat versprochen, uns Kricket beizubringen.«
    »Phantastisch.«
    »Was hast du denn früher so gespielt?«
    »Strip Poker. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich muß los und ein paar Hühner für mein Frühstück einfangen.«
    Die Hühner waren aus ihrem Verschlag ausgebrochen, aber sie wanderten noch immer im Garten umher und pickten den Boden nach Körnern ab. Es handelte sich um eine genetisch veränderte Sorte, plump, mit rostiggelben Federn. Und sie waren bemerkenswert schnell.
    Moyos erste Fangversuche endeten damit, daß er flach auf der Nase lag. Als er sich beim zweiten Mal wieder aufrappelte, gackerte die ganze Schar aufgeregt und verschwand panisch im Gebüsch. Er funkelte ihnen wütend hinterher, dann ließ er den Schmutz auf seinem Hemd und den Hosen verschwinden, bevor er mit dem Finger auf ein Huhn zielte. Ein winziger Blitz aus weißem Feuer schoß hervor und traf das Huhn am Hals. Eine Wolke verbrannter Federn stob davon, zusammen mit ziemlich viel Blut. Moyo wußte, daß es für jeden zufälligen Beobachter lächerlich aussehen mußte, wenn er seine energistischen Fähigkeiten für derartige Lappalien verwendete, aber wenn er auf diese Weise zum Ziel kam …
    Als er jedes Huhn erlegt hatte, das zu sehen war, ging er zum ersten Kadaver – und das Tier rannte tatsächlich vor ihm davon, wobei der Kopf nur noch an einem Rest dünner Haut hing und vor der Brust baumelte! Er starrte ihm ungläubig hinterher – er hatte immer geglaubt, es sei nur ein Märchen, das die Bauern den Stadtbewohnern erzählten. Dann sprintete ein weiteres totes Huhn in Sicherheit. Moyo krempelte die Ärmel hoch und verschoß größere Bolzen von weißem Feuer.
    Als er zum Bungalow zurückkehrte, vernahm er durch das offene Küchenfenster Stimmen. Er mußte nicht einmal seinen siebten Sinn benutzen, um zu wissen, wer dort bei Stephanie war.
    Unter Stephanies sorgfältiger Kontrolle sandte der Herd muntere Hitzewellen aus. Mehrere Kinder drängten sich darum und wärmten sich, in den Händen große Becher voll Tee. Sie verstummten, als Moyo eintrat.
    Stephanies zurückhaltendes Lächeln verwandelte sich in ein erstauntes Stirnrunzeln, als sie die noch immer rauchenden Überreste von Hühnern unter seinen Armen sah. Zwei der Kinder kicherten verstohlen.
    »Rüber ins Eßzimmer, alle zusammen!« befahl Stephanie den Kindern. »Los, los. Ich will sehen, was noch zu retten ist.«
    Nachdem die Kinder aus der Küche verschwunden waren, fragte er: »Was zur Hölle glaubst du, was du da tust?«
    »Ich kümmere mich um sie, was denn sonst? Shannon sagt, daß sie nichts Vernünftiges mehr gegessen hat, seit die Besessenen gekommen sind.«
    »Aber das geht doch nicht! Angenommen …«
    »Angenommen was? Glaubst du vielleicht, die Polizei kommt?«
    Er ließ die verbrannten Überreste der Hühner auf die gekachelte Arbeitsplatte neben dem Herd fallen. »Nein. Entschuldige bitte.«
    »Wir sind jetzt nur noch für uns selbst verantwortlich. Es gibt keine Gesetze, keine Gerichte, kein Richtig und kein Falsch. Nur das, was sich richtig anfühlt. Dazu ist doch unser neues Leben überhaupt nur gut, oder etwa nicht? Genießen.«
    »Ich weiß es nicht. Könnte sein.«
    Sie lehnte sich gegen ihn, und ihre Arme umschlangen seinen Leib. »Sieh es doch einmal von der egoistischen Warte. Womit sonst willst du dir den Tag vertreiben?«
    »Und ich habe mir doch glatt eingebildet, von uns beiden wäre ich derjenige, der sich besser an die Umstände angepaßt hat.«
    »Hast du auch, jedenfalls zu Beginn. Ich brauchte ein wenig Zeit, um aufzuholen.«
    Er spähte durch die angelehnte Tür ins Eßzimmer. Acht Kinder hüpften über die Möbel und spielten, und keines davon war älter als

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