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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Jenseits. Es macht ihm nichts aus! Gottverdammt!«
    »Wo ist eigentlich dieser sichere Ort, zu dem ihr den Planeten schaffen wollt?«
    »Keine Ahnung, Al. Ich schätze, wir folgen Judy Garland über den Regenbogen, ganz einfach. Überallhin, wo es keinen Himmel gibt.«
    »Ihr habt keinen richtigen Plan, ihr habt keine Vorstellung, wo ihr hinwollt, und ihr wollt, daß ich bei euch mitmache?«
    »Aber es wird geschehen, Al, ich schwöre es! Sobald es genug von uns gibt, können wir es tun! Du weißt inzwischen selbst, über welche Kräfte du verfügst. Ein einziger Mann! Überleg mal, was eine Million bewerkstelligen könnte! Zehn Millionen! Nichts mehr kann uns aufhalten, wenn wir erst so stark sind!«
    »Ihr wollt eine Million Possessoren zurückholen?«
    »Sicher.«
    Der Oldsmobile glitt eine langgezogene Rampe hinunter, die schließlich in einen Tunnel mündete. Bernard stieß einen erleichterten Schrei aus, als sie vom Tageslicht in die harte, orangefarbene Beleuchtung wechselten.
    »Ihr werdet keine Million Menschen übernehmen«, sagte Al. »Die Bullen werden euch aufhalten. Verlaß dich drauf, sie finden einen Weg. Wir mögen stark sein, aber wir sind keine kugelfesten Superhelden. Dieses Zeug, was ihre Überfallmechanoiden verschossen haben, hätte mich fast erwischt. Nur ein wenig näher dran, und ich wäre jetzt wieder tot.«
    »Verdammt, das versuche ich dir doch die ganze Zeit zu sagen, Al!« maulte Bernard. »Wir müssen stärker werden, unsere Zahlen vergrößern. Dann können sie uns gar nichts mehr.«
    Al dachte nach. Ein Teil von dem, was Bernard sagte, machte Sinn. Je mehr Possessoren sie waren, desto schwieriger würde es für die Bullen, sie zu stoppen und an der weiteren Ausbreitung zu hindern. Sicher, sie würden kämpfen, diese Bullen. Wie wilde Bären, sobald sie erst erkannt hätten, wie groß das Problem wirklich war, wie gefährlich die Besessenen waren. Die Bullen, das FBI dieser Welt, wenn es so etwas gibt, die Armee, sie würden sich alle gegen sie verbünden. Die Ratten von der Regierung rotteten sich immer zusammen, wenn sie überfordert waren. Außerdem hatten sie die Raumschiffe mit ihren schrecklichen Waffen, die imstande waren, ganze Kontinente innerhalb von Sekunden in Wüsten aus geschmolzenem Glas zu verwandeln.
    Und was sollte Al Capone auf einer Welt, wo ein solcher Krieg im Gange war? Was überhaupt sollte Al Capone auf irgendeiner modernen Welt?
    »Wie fangt ihr die Leute?« fragte er unvermittelt.
    Bernard schien den veränderten Tonfall gespürt zu haben, denn plötzlich wurde er hektisch und rutschte unruhig auf dem glänzenden roten Leder hin und her. Wenigstens hielt er den Blick unverwandt auf die Straße gerichtet. »Nun ja, Al, wir fangen sie eben einfach ein. In der Nacht, wenn alles still ist und niemand unterwegs. Nichts besonders Schwieriges.«
    »Aber man hat euch gesehen, oder nicht? Dieser Bulle, er hat mich einen Retro genannt. Also haben sie sogar schon einen Namen für unsereins. Sie wissen, was ihr tut.«
    »Nun ja, sicher. Es ist nicht so einfach, bei der Menge Leute, die wir fangen. Wie schon gesagt, wir brauchen sehr viele. Manchmal passiert es eben, daß man uns beobachtet. Aber sie haben uns noch nicht geschnappt.«
    »Noch nicht, genau.« Al grinste breit und legte den Arm um Bernards Schulter. »Weißt du was, Bernard? Ich glaube, ich komme mit und sehe mir deine Gruppe mal an. Klingt ganz so, als wärt ihr richtig beschissen organisiert. Das soll keine Beleidigung sein, wahrscheinlich fehlt euch nur die Erfahrung auf diesem Gebiet. Ich hingegen …« In seiner Hand erschien eine dicke Havanna. Er nahm einen tiefen Zug, den ersten seit sechshundert Jahren. »Ich hingegen habe ein ganzes Leben Erfahrung damit gesammelt. Und ich beabsichtige, euch davon profitieren zu lassen.«
     
    Gerald Skibbow schlurfte in das warme, weiß gestrichene Zimmer, wobei er sich mit einer Hand fest auf den männlichen Krankenpfleger stützte. Sein locker sitzender institutsblauer Pyjama gab den Blick auf zahlreiche nanonische Medipacks frei, während er um Skibbows abgemagerten Körper schlackerte. Gerald bewegte sich wie ein alter Mann in einer Umgebung mit ungewohnt hoher Schwerkraft: mit vorsichtiger Würde. Wie jemand, der Hilfe und Führung benötigte.
    Im Gegensatz zu jedem normalen Menschen zeigte er nicht das geringste Interesse für seine neue Umgebung. Nicht einmal seine Augen bewegten sich. Das dick gepolsterte Bett in der Mitte des Raums, mit seinem Ring aus

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