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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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betrachtete die Klinge nachdenklich. »Das ist göttliches Feuer, es kann Irdischem nichts anhaben.«
    »Denkst du wirklich, diese Verträge hätten etwas Irdisches an sich?«
    »Überzeugt.« Er warf mir das Schwert zu.
    Die Klinge fühlte sich ungewohnt und viel zu heiß in meinen Händen an, besonders wenn man meine jüngsten Erfahrungen mit Feuer und Glut bedachte. Trotzdemschloss ich meine Hand um den Griff. »Pass du auf die Tür auf, Akashiel. Jules und ich nehmen uns die Verträge vor.«
    »Alles klar.« Mit meinem Schwert in der Hand postierte er sich neben der Tür.
    Ich zog Jules mit mir. Sobald wir den Durchgang hinter uns gelassen hatten, öffnete sich eine Felskammer vor uns, die lediglich einen Bruchteil der Höhle umfasste, in der Luzifer die Seelen aufbewahrte. An der hinteren Wand reihten sich metallene Aktenschränke.
    »Der Teufel kauft seine Büromöbel in einem normalen Laden?«, entfuhr es Jules.
    »Ob er sie wirklich kauft, lassen wir mal dahingestellt.«
    Sie starrte auf die lange Reihe. »Sind die voll? Sollen wir das alles vernichten? Das dauert ewig!«
    »Wir werfen alles auf einen Haufen und zünden ihn an. Los!«
    Ich legte das Schwert ab und lief auf die linke Seite, Jules nach rechts. Wir rissen eine Schublade nach der anderen auf, luden uns die Arme mit Akten voll und schleppten sie in die Mitte der Kammer, wo wir sie auf den Boden warfen. Immer wieder liefen wir hin und her, bemüht, so viele Akten wie möglich auf einmal zu nehmen.
    Obwohl es hier keine flüssige Lava gab, die ihre Hitze in den Raum abgab, wurde mir schnell sehr warm. Schweißtropfen bildeten sich in meinem Nacken und liefen über die frische Haut auf meinem Rücken, wo sie ein unangenehmes Kribbeln hervorriefen. Ich gab mir alle Mühe, sie nicht zu beachten, musste mir aber dennoch von Zeit zu Zeit den Schweiß von der Stirn wischen, ehe er mir in die Augen rinnen und meine Sicht behindern konnte.
    Immer wieder warf ich einen Blick zu Jules. Ihr Gesicht war vor Anstrengung gerötet und von einem dünnen Schweißfilm überzogen, doch davon ließ sie sich nichtaufhalten. Dass sie nicht so viele Akten auf einmal tragen konnte, machte sie durch ihr Tempo wieder wett. Beinahe gleichmäßig arbeiteten wir uns durch die Schubladen auf die Mitte der Schrankreihe zu.
    Ich weiß nicht, wie lange wir schon zugange waren. Anfangs versuchte ich noch, den Fluss der Zeit anhand des regelmäßigen Hämmerns an der Tür zu verfolgen, wo die Gefallenen weiterhin daran arbeiteten, zu uns vorzustoßen. Das gab ich jedoch auf, als ich merkte, dass ich mehr auf die Geräusche achtete als auf meine Arbeit.
    Angetrieben von Akashiel, der uns immer wieder anfeuerte, schneller zu machen, zogen wir wie die Verrückten eine Schublade nach der anderen auf und leerten sie. Da ich stark genug war, um mehr Akten zu tragen, als der Umfang meiner Arme zuließ, ging ich schließlich dazu über, die Schubladen komplett herauszureißen, sie zur Höhlenmitte zu schleppen und ihren gesamten Inhalt auf den Haufen zu kippen, der sich dort mittlerweile auftürmte.
    Die Geräusche, die von der Tür kamen, wurden lauter. Heftige Schläge prallten gegen das Metall. So wie es klang, hatten sie einen Rammbock geholt.
    »Beeilt euch!«, rief Akashiel. »Ich weiß nicht, wie lange die Tür noch hält. Sie biegt sich schon durch!«
    Jules und ich legten noch einen Zahn zu.
    Als ich eine der letzten Schubladen auf den Haufen leerte, nahm Akashiel Kampfhaltung ein. Krachend flog das Portal auf und er trat den Gefallenen entgegen, die versuchten über die Schwelle in den Raum zu drängen. Wenn sie erst hereingekommen waren, hätten sie ihn schnell umzingelt.
    Das durfte nicht passieren!
    Ich packte das Flammenschwert, hielt es an den Aktenstapel und entzündete den Haufen an mehreren Stellen.
    »Sobald die letzte Schublade leer ist, suchst du zwischenden Regalen Deckung!« Ich zog Jules kurz an mich und presste ihr meine Lippen in einem ungestümen Kuss auf den Mund, dann lief ich los und stürzte mich mit erhobenem Schwert in den Kampf.

34
    Jules hatte alle Mühe, nicht wie gelähmt stehen zu bleiben und das Gefecht zu beobachten, das Kyriel und Akashiel gegen die Gefallenen führten. Die beiden hatten sich nebeneinander aufgestellt und verteidigten die Türschwelle mit wilden Schwerthieben und überraschenden Vorstößen. Jeder Schrei, jedes Aufeinanderprallen von Waffen und Kämpfenden, bei dem Funken und Eissplitter in die Luft gewirbelt wurden, ließ sie um

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