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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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geblieben. Ich hänge mich an dich dran.
    Als er nickte, zog ich mich von der Ecke zurück, nahm Jules beim Arm und führte sie ein paar Meter fort. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass wir außer Hörweite sein mussten, hüllte ich uns in eine Kuppel der Stille, die unsere Stimmen in ihrem Inneren einschloss. »Akashiel und ich werden die Wachen ausschalten«, sagte ich. »Sobald wir mit den Kerlen fort sind, möchte ich, dass du zum Portal läufst, es öffnest und auf uns wartest.«
    »Wie lange werdet ihr weg sein?«
    »Unter einer Minute.«
    Sie nickte. »Seid vorsichtig.«
    »Das sind wir.«
    Obwohl Akashiel und ich uns lautlos bewegen konnten, ließ ich die Stille bestehen, um Jules darunter abzuschirmen. Mit ihr in meinem Rücken kehrte ich zu Akashiel zurück. Wir sahen uns an, dann nickten wir und schoben uns an die Ecke heran.
    In einer Höhle, in der sämtliche Durchgänge offen waren, wirkte das gewaltige doppelflüglige Portal aus Stahl eigenartig fehl am Platz. Es sah aus wie eine Tresortür, und genau das war es auch. Dahinter befanden sich Luzifers kostbarste Schätze.
    Das Portal nahm die gesamte Breite des Ganges ein. Zu unserem Pech standen die beiden Gefallenen nicht nebeneinander, sondern lehnten an der jeweils gegenüberliegenden Wand, die Blicke zueinander gerichtet. Verflucht! Auf diese Weise war es schon einmal unmöglich, unbemerkt in ihren Rücken zu gelangen. Wir mussten schnell sein, und vor allem mussten wir es schaffen, die beiden gleichzeitig auszuschalten.
    Bist du bereit?
    Akashiel nickte. Übernimm du den Linken, ich kümmere mich um den anderen.
    Alles klar. Ich fixierte meine Wache. Bei drei. Eins. Zwei. Drei.
    Im perfekten Einklang versetzten wir uns zu den beiden Wachen. Wir kamen so schnell über sie, dass ihnen keine Zeit blieb, ihre Waffen entstehen zu lassen. Selbst schuld, wenn diese Idioten glaubten, einen so wertvollen Ort unbewaffnet bewachen zu können. Dummerweise waren sie Idioten mit funktionierenden Stimmbändern. In dem Augenblick, in dem wir hinter ihnen erschienen und sie packten, gelang es ihnen zwar nicht mehr, ihre Waffen zu rufen, dafür stießen sie einen gellenden Alarmschrei aus, der in unzähligen Echos von den Höhlenwänden widerhallte.
    Ich hängte mich mit meinem Paket an Akashiels Signatur und fand mich einen Herzschlag später in einem gemauerten Raum mit weiß getünchten Wänden wieder.
    Ein blonder Engel mit gestutztem Kinnbart, gekleidet in eine lange blaue Robe, kam uns entgegen. »Noch eine Lieferung?«
    »Kein Geschwätz, wir haben es eilig.« Mir hallte noch immer der Alarmruf in den Ohren wider. Binnen weniger Sekunden würden weitere Gefallene zur Verstärkung auftauchen und Jules war allein dort.
    »Kannst du sie übernehmen, Raphael? Wir müssen schnell zurück.«
    Raphael legte eine Lähmung auf die beiden und rief einen anderen Engel zu Hilfe, dessen Ankunft ich nicht mehr abwartete. Ohne mich mit einem Abschiedsgruß aufzuhalten, versetzte ich mich zurück. Ich landete, dicht gefolgt von Akashiel, vor dem Portal. Ein Trupp bewaffneter Gefallener stürmte den Gang entlang auf uns zu. Hinter mir stand Jules. Sie hatte das Portal geöffnet und starrte den Gefallenen wie gelähmt entgegen.
    »Schnell rein!« Ich schob sie vor mir her. Akashiel folgte uns. Sobald er über die Schwelle war, warfen wir uns gegen die Türflügel, drückten sie zu und lehnten uns mit unserem ganzen Gewicht dagegen. Das Metall fühlte sich angenehm kühl auf meiner nackten Haut an.
    »Lange werden wir sie so nicht halten können«, sagte Akashiel.
    Obendrein würde es schwierig werden, nach Jules’ Seele zu suchen, wenn wir die Tür zuhalten mussten.
    Ich sah mich um. Ein silbernes Glitzern wurde von den Wänden reflektiert. Metall! Offensichtlich hatte Luzifer nachgerüstet. »Geh ein Stück von der Wand weg«, wies ich ihn an. »Weit genug, dass das Metall deine Kräfte nicht blockiert, und dann ruf dein Schwert.«
    Akashiel verstand sofort, worauf ich hinauswollte. »Kannst du die Tür so lange allein halten?«
    »Wenn du dich beeilst und nicht erst noch eine Rede halten willst, schon.«
    Kaum ging er von der Tür weg, trat Jules an seine Stelle und stemmte sich neben mir mit dem Rücken gegen das Metall. Zusammen mit ihr würden wir ein bisschen länger durchhalten.
    Hinter uns ertönte der erste dumpfe Schlag gegen dieTür, so heftig, dass sie unter dem Ansturm erbebte. Wieder und wieder warfen sie sich von der anderen Seite dagegen. Ich verlagerte

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