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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Mission verbunden, noch bevor ich eine Chance gehabt hatte, nach Oben zu kommen und meinen Auftrag auszuführen. Luzifer wäre nicht begeistert.
    »Vorgestern«, setzte Akashiel seinen Vortrag fort, »hast du deine Zielperson sichtbar vor dem Räuber gerettet. Sichtbar , Kyriel.«
    »Die Zeit war knapp, und ich habe in der Eile nicht daran gedacht, mich zu verbergen«, behauptete ich und zuckte erneut die Schultern. »Schick mir eine Abmahnung.«
    »Es geht nicht um Abmahnungen oder darum, dir deine Flügel wieder auszureißen. Du hast etwas Gutes und Selbstloses getan, und deshalb hast du in Uriels Augen eine Chance verdient. Verspiel sie nicht!«
    Ich drehte mich zu Akashiel herum und sah ihn an. Er stand da wie ein Racheengel, die wie gemeißelt wirkenden Züge, das halblange, schwarze Haar, das der Regen zwar nicht erreichte, an dem der Wind jedoch zerrte, und die angespannte Haltung eines zornigen Kriegers, der jederzeit losschlagen konnte. »Du hättest mir die Chance nicht gegeben, oder?«
    Jetzt nahm auch er den Blick von der Straße und richtete ihn auf mich. »Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass dein Verhalten nicht vollkommen selbstlos gewesen sein kann.«
    Ich fasste mir theatralisch an die Brust. »Du brichst mir das Herz, Akashiel. Nach allem, was wir gemeinsam durchgemachthaben, traust du mir nicht?« Tatsächlich waren wir uns im Laufe der Jahrtausende immer wieder in die Quere gekommen. Kein Wunder, schließlich waren wir für das gleiche Gebiet – wenn auch bei konkurrierenden Unternehmen – zuständig gewesen. »Habe ich dir damals nicht geholfen, Molly Hewitt davon zu überzeugen, dass sie sich von ihrem Mann trennt, der sie – wie oft? Acht Mal? - in die Notaufnahme geprügelt hat?«
    »Das hast du nur getan, weil du seine Seele wolltest und dir Molly im Weg war.«
    »Aber geholfen habe ich dir trotzdem.«
    »In diesem Fall.« Seine Miene verfinsterte sich. »Ich muss dich wohl nicht an die Gelegenheiten erinnern, bei denen du verhindert hast, dass ich meine Schutzperson rechtzeitig erreiche.«
    »Manchmal gibt es eben Interessenkonflikte.« Seufzend fügte ich hinzu: »Du hättest sie ohnehin nicht mehr retten können – nicht auf Dauer –, die Seelen waren bereits an uns vergeben. Und du weißt, dass ich mir immer nur geholt habe, was rechtmäßig uns gehörte.«
    »Rechtmäßig bedeutet noch lange nicht, dass es richtig ist«, beharrte Akashiel.
    »Du weißt, dass ich diesen Job scheiße finde. Trotzdem gebe ich mir Mühe!« Das war gelogen, aber wen interessierte das schon? Ich hatte einen Auftrag für Luzifer zu erfüllen, und dabei war es vollkommen egal, ob ich nun – wie früher – Menschen belügen und manipulieren musste oder Engel.
    »So viel Mühe wie in der Woche, in der du dir den Supermandress aus dem Kostümverleih geholt und deine Arbeit darin verrichtet hast?«
    Ich grinste. Das war eine hammermäßige Woche gewesen. Allein die Gesichter der anderen Schutzengel waren den Aufwand wert gewesen. »Du musst zugeben, dass daswitzig war. Stell dir erst mal die Gesichter der Menschen vor, wenn mich jemand gesehen hätte.«
    »Aber dich darf niemand sehen!«
    Das war die goldene Regel unseres Jobs: Die Arbeit wird unsichtbar verrichtet. In dieser Hinsicht ähnelt unser Job dem eines Kloputzers – den bekommt auch nie jemand zu Gesicht. Die Menschen dürfen nichts von unserer Gegenwart und unserem Eingreifen wissen, und wenn wir es nicht wollten, konnten sie uns ebenso wenig sehen, wie uns der Regen erreichen konnte. Immerhin war es eine Regel, die deutlich biegsamer war als das Verbot, sich mit Menschen einzulassen.
    »Und nein, es war nicht witzig.« Trotzdem konnte Akashiel nicht verhindern, dass seine Mundwinkel zuckten. So schnell der Anflug von Humor jedoch gekommen war, so schnell war er auch wieder verflogen. »Du weißt, dass ich dir nicht traue.«
    »Das trifft mich mitten ins Herz.«
    »Herz?«, echote er. »Du meinst diesen vertrockneten schwarzen Klumpen in deiner Brust?«
    »Möchtest du damit andeuten, dass ich böse bin?«
    » Andeuten ist vielleicht nicht das richtige Wort.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Ach ja?«
    »Du hast einen Priester in den Keller gesperrt, um seinen Platz einzunehmen.«
    »Das wäre dir doch sowieso nie aufgefallen, du gehst schließlich nie in die Kirche.« Natürlich besuchten Engel keine Gottesdienste – es sei denn, ihr Auftrag zwang sie dorthin. Ansonsten wäre es eine Sünde gewesen, sich dem Stolz und der Eitelkeit

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