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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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nicht leiser. Ich war kurz davor, sie zu finden! Und du hast mich zurückgeholt!
    Noch immer sah Ju seinen Bruder toben, sah den Wahnsinn in seinen Augen. Der Tibeter verdrängte die Zweifel. Er hatte ihn dem Tod nicht entrissen, hatte Roven nicht von Selene getrennt. Sein Bruder lebte weiter und würde ihr nicht in den Himmel folgen. Aber Ju fand keine Erklärung dafür.
    Nur die eine.
    Selene ist es nicht gewesen – seine Gefährtin.
    „Ju?“
    Er öffnete die Augen und entdeckte Illian, der am Rand der Trainingshalle auf einer Bank saß. Der Tibeter erhob sich und ging auf ihn zu.
    „Wie lang sitzt du schon hier?“
    „Eine Weile.“
    Ju nahm neben ihm Platz.
    „Ist es dir gelungen, das Echo abzustellen?“, fragte der junge Krieger.
    Thanju stützte seine Arme auf den Oberschenkeln ab. „Nein.“
    „Ich werd’ noch wahnsinnig. Und dabei erfahren wir nicht einmal die Hälfte seines Leides.“
    „Hat sich in den letzten Stunden irgendetwas getan?“, hakte Ju nach.
    „Danica versucht zu schlafen, doch sie scheint Alpträume zu haben. Sie schreit immer wieder. Und Jafar lässt niemanden ins Zimmer. Aber ich glaube, ihr Körper heilt. Lennart zeigt so gut wie keine Reaktion auf das Blut. Seine Wunden verschließen sich nicht und er ist immer noch bewusstlos. Irgendetwas stimmt mit dem Seelenband nicht.“
    „Wie geht es dem Jungen?“
    „Jason? Er hatte innere Verletzungen. Aber die Operation wäre gut verlaufen, meinte Adam am Telefon.“
    „Und Roven?“
    Illian schüttelte den Kopf.
    Das Schicksal ging qualvolle Wege, um Bänder zu weben, rote Fäden zu verfolgen oder eine Seele ihrer Bestimmung auszuliefern.
    Jolina wusste es besser. Dennoch kostete es Mühe, die Tränen zu unterdrücken. Ihre Freundin war vor ihren Augen gestorben. Nie hätte sie erwartet, dass sie das derart mitreißen würde.
    Freundschaft. Die wahre. Sie hatte sie kennengelernt. Und verloren.
    Sie sollte nicht zu ihm gehen. Aber die Halbgöttin empfand eine gewisse Verantwortung. Und wenn es auch viele Regeln im Götterreich gab, an die sie sich halten musste. Ihren Schützling aufzusuchen, konnte ihr niemand verbieten.
    Jolina kniete vor dem Altar im Tempel ihrer Mutter und betete. Um seine Seele. Um die Gunst der Schicksalsgöttinnen und die Kraft der Bestie, auf das sie gnadenlos und allgewaltig sein möge.
    Mit Furcht im Herzen erhob sie sich und nahm in Rovens Schlafzimmer Gestalt an.
    Drei Tage. Und er hatte sich nicht gerührt.
    Sie flüsterte seinen Namen und räusperte sich. Noch einmal.
    „Roven.“
    Er schlug die Augenlider auf und starrte sie an. Beinahe wäre sie zurückgewichen. Die Qual in seinen Augen weckte Tränen in ihren eigenen.
    „Du?“, flüsterte er.
    Seine Miene verfinsterte sich schlagartig, zeigte eine Wut, die Jolina niemals zuvor bei ihm gesehen hatte.
    „Du!“ Ein langgezogenes Grollen voller Hass.
    Roven stand auf und kam einen Schritt auf sie zu. Seine Hand hob sich, den Zeigefinger auf sie gerichtet.
    „Du … hast es gewusst!“, brüllte er. „Du verdammte …“
    Rovens linke Hand langte nach seiner Brust. Er taumelte rückwärts, schüttelte den Kopf.
    „Wie konntest du nur?“
    „Roven, ich …“
    „Ich habe dir vertraut, Göttin!“, donnerte er. „Und du spielst mit mir?“
    „Nicht! Du weißt doch …“
    „Ich weiß , dass ich dem Wahnsinn nahe bin, weil ich hier in dieser Hölle feststecke, ohne sie ! Ohne die Frau, die du mir an die Seite gestellt hast! Ich hasse dich!“ Der Akkadier ballte die Hände zu Fäusten. „Verschwinde!“, schrie er. „Verschwinde, Göttin! Oder ich bringe dich um!“
    Jolina hob die Hand an ihren zitternden Mund. „Nein …“ Mehr brachte sie nicht heraus.
    Roven brüllte. Es war der Schrei eines Menschen. Und er zeigte den Schmerz, den nur ein Mensch erleiden konnte.
    Die Göttin glaubte, er würde sie anfallen. Doch er wich zurück, sprang durch das Fenster in die Tiefe und floh in die Nacht hinaus.
    Sie sackte zusammen und weinte. Still.

Kapitel 24
    Wenn es Nacht war, stand er auf dem höchsten Turm Avenstones und betrachtete die Landschaft, die Selene so gemocht hatte. Manchmal glaubte er, seine Gefährtin zwischen den Bäumen zu sehen, wie sie durch den Nebel tanzte. Aber mittlerweile wusste er, dass es Einbildung war.
    Tagsüber lag er, in Dunkelheit gehüllt, auf ihrem Bett und atmete den Duft ein, der mit jedem Mal schwächer wurde.
    Roven aß und trank nichts. Und schlafen konnte er nicht.
    Aus Minuten wurden Stunden, Tage,

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