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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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ließen nicht lang auf sich warten. Drei Taryk näherten sich und kreisten ihn ein. Er hörte ihr Geifern, roch den Tod, der an ihren Klingen klebte und den er so herbeisehnte.
    Roven würde sich nicht wehren. Auch wenn es Überwindung kostete, die Bestie davon abzuhalten, ihn zu retten.
    Er würde sich töten lassen und Selene endlich folgen.
    Als er den ersten Schnitt in seinem Rücken spürte, sandte das Tier ein Brüllen durch seine Kehle. Doch er blieb stehen und ertrug auch den zweiten Hieb durch seine Brust. Er zischte schmerzerfüllt und fing an zu krampfen.
    Für Selene würde er durchhalten.
    Die Seelenreißer waren vorsichtig, konnten sein Verhalten nicht einschätzen. Der Größte stand Roven gegenüber und betrachtete sein Gesicht. Dann grinste er und schlug zu, trieb das Schwert durch Rovens Bauch. Er fiel auf die Knie. Die Klauen traten aus seinen Fingern hervor und wollten töten. Doch er ließ sie nicht. Er versenkte sie im nassen Erdboden und biss die Zähne zusammen. Sein Blick trübte sich. Ein Messer glitt durch seinen Oberarm. Ein zweites verletzte seine Nieren. Rovens Wahrnehmung verschwamm zwischen Raserei und Schlaf.
    „Komm schon“, stieß er aus.
    „Du willst dich hinrichten lassen?“, fragte der Taryk spöttisch. „Mann, die Unsterblichen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.“
    Er trieb die Klinge von hinten durch Rovens Herz. Seine Atmung setzte aus. Er fiel zur Seite. Der Punkt des Widerstandes war überschritten. Seine Bestie zog sich zur Heilung zurück. Roven wurde müde und schloss die Augen.
    Seine Erinnerung zeigte ihm das eine Bild – ihr lächelndes Gesicht.
    Gleich wäre es vorbei.
    Der Taryk würde das Eisen durch Rovens Hals führen, wie er selbst es tausende Male zuvor getan hatte. Er hörte ihn Luft holen, konnte die Last des Schwertes über sich beinahe fühlen.
    Stille. Regen fiel auf Rovens Gesicht und liebkoste es. Der Augenblick dehnte sich aus. Sein letzter Moment als Unsterblicher war gekommen.
    Wie befreiend.
    Ein Geräusch drang an Rovens Ohren. Es klang wie ein Knacken oder Reißen.
    Er starb.
    Doch er spürte nichts. Bis auf die unendliche Glückseligkeit, diesen Schritt gegangen zu sein.
    Roven nahm einen Duft wahr. Es dauerte ein wenig, bis er ihn erkannte. Honig, leicht bitter. Nein. Bitterer als früher. Doch der Honig war unverkennbar.
    „Roven!“
    Selenes Stimme. Sie war da. Er hatte sie gefunden.
    Nur warum konnte er die Augen nicht öffnen? Er wollte sie sehen. Aber es gelang ihm nicht.
    Er würde noch geduldig sein müssen.
    Ihr Geruch genügte ihm. Vorerst war das alles, was er brauchte.
    Sie legte die Hände an seinen Körper und schmiegte sich an ihn.
    Der Himmel.
    Roven war frei.
    Denn er war bei ihr.

Kapitel 25
    Ihr Kopf stand kurz vor dem Zerbersten. Zu viel war geschehen. Zu viel Neues. Zu viel Unbekanntes. Sie schwankte zwischen Entsetzen und Dankbarkeit.
    Entsetzen aufgrund der Vorkommnisse und darüber, dass Roven sich hatte hinrichten lassen wollen.
    Dankbarkeit für etwas, das sie noch nicht verstand und dafür, dass er noch lebte.
    Sie fing an zu rennen, musste ihn in Sicherheit bringen, musste ihren Gefährten beschützen. So schnell wie nie zuvor raste sie die Pattison Road entlang, bis sie an dem Haus ankam, in dem sie früher gewohnt hatte.
    Roven wog so gut wie nichts.
    Selene sprang die Stufen hoch und schmetterte die Tür auf. Sie brachte ihn ins Wohnzimmer, bettete seinen Körper auf die Couch und beugte sich über ihn.
    „Roven!“, flüsterte sie. „Ich bin hier.“
    Er reagierte nicht, atmete kaum.
    Sie besann sich auf ihre Instinkte und lauschte. Sein Herz schwieg. Was sollte sie nur tun? Er konnte doch jetzt nicht sterben. Nicht nach alldem, was geschehen war, was sie durchgemacht hatte.
    Selene hob ihr Handgelenk an ihren Mund und biss zu.
    Kein Schmerz.
    Gold drang aus der Wunde. Immer noch verstörend. Ihr einst dunkelrotes Blut war verschwunden.
    Sie legte den Arm an seine harten Lippen und ließ die Flüssigkeit in Rovens Mund laufen. Es war nicht das erste Mal, doch völlig anders als früher.
    Roven packte ihr Handgelenk und saugte. Selene stöhnte. Der Göttin sei Dank! Ihr Gefährte trank. Er würde überleben. Er würde bei ihr bleiben.
    Nach wenigen Zügen ließ er von ihr ab und sackte erneut zusammen, hatte die Augen nicht einmal geöffnet.
    Er schlief. Aber er atmete und besaß einen Herzschlag.
    Selene schob eine Strähne aus seinem feuchten Gesicht. Kaum wiederzuerkennen – so blass und

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