SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
Löwe.“
Seine Augenbrauen senkten sich, als er Selene ansah.
„Das ist die Kreatur, die in meinem Inneren jedes Mal wütet, wenn ich in deiner Nähe bin … Weil sie dich will. Alles von dir.“
Alles von mir? Selene musste schlucken.
„Ich kann in meiner menschlichen Gestalt nicht ins Tageslicht, weil das ihre Zeit ist. Wir teilen uns diesen Körper.“ Er deutete mit der Hand auf sein Herz. „Doch meine menschliche Seele ist es, die ihn beherrscht. Allerdings nur, solange ich ihr Einhalt gebiete. Sollte ich mich ungewollt verwandeln …“
„Warte mal, verwandeln?“, keuchte Selene.
Roven senkte den Blick. „Ja. Zu Kriegszeiten muss ich meinen jetzigen Körper aufgeben und ihr die Kontrolle überlassen. Dann verwandle ich mich in das eigentliche Tier, das die ganze Zeit in meinem Bewusstsein schlummert.“
Selene beugte sich nach vorn und betrachtete sein Gesicht.
„Du kannst dich verwandeln? Wie ein … Werwolf?“
Er schmunzelte. „Naja … so in der Art. Weißt du, die Erzählungen aus Büchern oder Filmen entsprechen nicht der Wahrheit. Es sind nur Sagen, vergessene Erinnerungen, die wenige Menschen einst an uns hatten. Es gibt keine zwei Rassen – zumindest keine Vampire und Werwölfe. Wir sind … beides. Und doch nichts davon.“
Sie bemerkte, dass ihr Mund offen stand und schloss ihn, blinzelte ein paar Mal und räusperte sich.
„Ich bin dir sehr dankbar für deine Offenheit, Roven. Aber das … übersteigt meine Vorstellungskraft bei weitem. Kannst du es mir zeigen?“
„Nein!“, rief er überrascht und richtete sich auf. Der Rotwein schwankte unruhig im Glas. „Das geht auf gar keinen Fall. Wenn ich mich verwandle, dann verliere ich gänzlich die Kontrolle über ihren Willen. Und Bestien sind … blutrünstig und … todbringend … für jeden in ihrer Nähe. Jeden, Selene, egal, was mir diese Person bedeutet.“
Blutrünstig und todbringend?
„Heißt das, ich bedeute dir etwas?“, flüsterte sie, noch bevor ihr Verstand es verhindern konnte. Ihr Herz hörte auf zu schlagen. Roven senkte seine blonden Augenbrauen, griff nach ihrem Stuhl und zog sie heran. Er neigte den Kopf und berührte ihre Lippen zaghaft.
Ihr Herz setzte wieder ein.
Seine Hand strich Selenes Schlüsselbein entlang. Viel zu schnell gab er ihre Lippen wieder frei und sah sie an.
„Selene.“ Seine Stimme war heiser. „Es ist nicht nur deine Schönheit und dein Geist, die mich berühren. Es ist deine starke Seele, die in solcher Gleichheit strahlt, die wie ein Magnet auf mich wirkt und meine Beherrschung stets aufs Neue begräbt. Ich habe das Gefühl, ich kann gar nicht anders … als dich zu wollen.“ War es Liebe, die aus seinen Augen sprach? Selene wagte es nicht, dieses Gefühl zuzulassen. Er räusperte sich.
„Was ich dir damit eigentlich sagen wollte, ist … dass ich, immer wenn ich bei dir bin, kurz vor einer Wandlung stehe. Und dich damit jedes Mal in Gefahr bringe. Ich befürchte, dir weh zu tun –“
„Das wirst du nicht.“ Sie ergriff seine Hand und schüttelte energisch den Kopf.
„Okay.“ Er lächelte und drückte seine Lippen auf die Innenseite ihres Handgelenkes. „Dann hol ich mal den Nachtisch.“ Mit zwei Gläsern Champagner und einer Schale Erdbeeren in den Händen kam er wieder.
„Du brauchst mich nicht abzufüllen“, lachte Selene. „Ich ergebe mich dir freiwillig.“
Seine Iriden blitzten kurzzeitig auf, dann kehrte das Blau zurück.
Roven nahm Platz. Er langte nach einer Erdbeere und führte sie an Selenes Lippen. Der Saft der köstlichen Frucht strömte in ihren Mund. Er beobachtete sie und es war, als könne sie die Wandlung in seinem Gesicht sehen – die Erregung. Selene seufzte.
Sie revanchierte sich mit einer zweiten Erdbeere. Seine Fänge blitzten weiß hervor.
„Kein Vergleich“, murmelte Roven, als er hineinbiss.
Selene strich über den roten Saft an seinen Lippen. Er schenkte ihr einen Kuss in die Handfläche, dann einen auf ihre Pulsader. Sie verbarg die Hand in seinem Haar und zog ihn näher. Und als sie seine Zunge zwischen ihren Lippen spürte, wusste Selene, jetzt würde es geschehen.
Endlich.
Roven umfasste ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß. Selene schloss die Augen, gab sich seinem Geschmack hin und hieß die laue Dunkelheit willkommen, die sich auf ihren Verstand legte.
Unter den Stoffbahnen ihres Kleides fühlte sie sein hartes Glied, das sich aufdringlich an ihr Becken schmiegte. Sein linker Arm stützte ihren Rücken, als er
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