Seelengrab (German Edition)
aufklären sowie Nachfolgetaten durch präventive Maßnahmen verhindern zu können.“
Die Mordkommission war seit den gestrigen Ereignissen verdoppelt worden, sodass nun 30 Kripobeamte gleichzeitig an dem Fall arbeiteten.
„Nichtsdestoweniger sind wir alle auf Hilfe angewiesen“, erklärte Beus. „Aus diesem Grund haben wir eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgesetzt für den Fall, dass ein Hinweisgeber eine treffende Aussage machen kann.“
„Wie hoch ist die Belohnung?“, fragte ein Zwischenrufer nach.
Beus wiederholte den Betrag und fügte hinzu:
„Diese Belohnung wird ausgezahlt, wenn der Hinweis zur Ergreifung des Täters führt. Abschließend möchte ich noch anmerken, dass wir die Telefonnummer, die Herr Schröder verlesen hat, selbstverständlich auch noch einmal schriftlich an die Medien herausgeben werden. Eine knappe, provisorische Pressemitteilung, die auch noch einmal alle Daten zu den relevanten Zeiträumen beinhalten wird, verbreiten wir zeitnah über die entsprechenden Kanäle. Außerdem werden wir der Öffentlichkeit Ausschnitte aus den Aufnahmen der Videoüberwachung des Supermarktes, in dem Susanne B. aller Wahrscheinlichkeit nach zuletzt gesehen worden ist, im Internet zur Verfügung stellen. Ich denke, das ist zunächst einmal alles, was wir im Moment tun können.“
Achim Noack nickte zustimmend, dann war es wieder an ihm, sich an die Journalisten zu richten:
„Sie haben jetzt die Gelegenheit, Ihre Fragen zu stellen. Ich bitte noch einmal um Rücksichtnahme, da der zweite Leichenfund noch nicht einmal einen Tag zurückliegt. Aussagen, die ins Spekulative gehen, werden wir nicht machen. Zudem werden wir gewisse Informationen aus taktischen Gründen zurückhalten. Vielen Dank.“
„Gibt es bereits Anhaltspunkte, was die Todesursache anbelangt?“, meldete sich eine junge Reporterin, die zwei Plätze neben Hirschfeld saß, zu Wort.
„Ja, darüber möchten wir allerdings keine Auskunft geben, da es sich dabei um Täterwissen handelt. Ich kann Ihnen nur versichern, dass die Todesursache in beiden Fällen geklärt ist.“
Obwohl sich die Leiche von Lena Zimmermann in einem fortgeschrittenen Verwesungszustand befand, war es Professor Stein am Morgen gelungen, die Tötungsart zweifelsfrei festzustellen. Ebenso wie Susanne Bach war Lena erstickt worden.
„Wurden die jungen Frauen vergewaltigt?“, setzte die Reporterin nach, während sie sich eifrig Notizen machte.
„Auch dazu werden wir keinerlei Angaben machen.“
„Sie haben bisher noch nicht über das Motiv gesprochen“, mischte sich ein Journalist mit fettigen blonden Haaren in der ersten Reihe ein.
„Das ist richtig“, antwortete Schröder. „Dazu haben wir zu wenig Informationen, als dass wir darüber Auskunft geben könnten.“
„Handelt es sich vielleicht um eine Beziehungstat?“, ließ der Journalist nicht locker.
„Ich kann mich nur wiederholen: Zum Motiv können wir noch nichts Konkretes sagen. Wir möchten den Fall seriös aufklären, alles andere wäre reine Spekulation.“
„Wie sind Sie auf die Verbindung zwischen den beiden Opfern gestoßen? Wenn ich Sie richtig verstanden habe, liegt der erste Mord bereits mehrere Monate zurück. Warum wurde die Leiche des ersten Mädchens erst jetzt gefunden?“
„Dank des kriminalistischen Spürsinns eines unserer Ermittler ist es gelungen, die beiden Fälle in einen Zusammenhang zu setzen“, gab Noack zurück und lächelte vage in Hirschfelds Richtung.
Einigen Journalisten war diese Geste nicht entgangen. Sie drehten sich um und Hirschfeld tat schleunigst so, als fühle er sich nicht angesprochen.
„Wollen Sie damit andeuten, dass es sich um die Zufallsentdeckung eines einzelnen Beamten handelt?“, rief ein hagerer Glatzkopf dazwischen.
Der Ruhm war nur von kurzer Dauer, dachte Hirschfeld und rutschte tiefer in seinen Sitz.
„Das ist eine Unterstellung“, entgegnete Noack in einem betont sachlichen Tonfall. „Die Ermittlungen einer Mordkommission beruhen immer auf Teamarbeit. Jeder einzelne Beamte und jede einzelne Beamtin tun alles, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Im vorliegenden Fall ist einer unserer Kriminalhauptkommissare einem Detail nachgegangen, das zu diesem Ermittlungserfolg geführt hat.“
Das Jesus-Medaillon war die Verbindung zwischen den beiden Fällen, so viel stand fest. Die kriminaltechnische Untersuchung hatte sie bei der Suche nach dem Täter allerdings keinen Schritt weitergebracht. Neben Fingerabdrücken von
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