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Seelengrab (German Edition)

Seelengrab (German Edition)

Titel: Seelengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Buranaseda
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Fingernägeln des Opfers hafteten. Nach einem Schnelltest und dem sich daran anschließenden Abgleich mit der DNA-Analyse-Datei des Bundeskriminalamtes konnten wir zu unserem Bedauern jedoch keine Übereinstimmung mit bereits registrierten genetischen Fingerabdrücken feststellen.“
    Ein Raunen ging durch den Saal. Schröder hatte sich im Vorfeld nach Abwägung aller ermittlungstaktischen Fragestellungen dazu entschieden, diese Information preiszugeben. Dies würde zwei Dinge zur Folge haben: Wenn der Mörder die Berichterstattung verfolgte, wusste er jetzt, dass sie inzwischen auch die Leiche von Lena Zimmermann entdeckt und mit dem Mord an Susanne Bach in Verbindung gebracht hatten. Ihm musste jedoch auch klar sein, dass die Kripo bislang nichts gegen ihn in der Hand hatte. Das konnte bewirken, dass er sich zurückzog und für immer in der Versenkung verschwand oder sich nun so sicher fühlte, dass er vor weiteren Morden nicht mehr zurückschreckte. Hirschfeld konnte sich nicht entscheiden, welche Variante ihm größeres Unbehagen bereitete, denn entweder blieben die Morde an Lena und Susanne ungesühnt oder der Täter tötete weiter, bis sie ihn festnahmen.

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    Rühr mit meinem Löffel in der Suppe. Das Silber kratzt übers Porzellan und fängt an zu singen. Fettaugen schwimmen obendrauf und wirbeln herum. Wumm. Wumm. Wumm. Muss immer wieder zur Wand gucken. Seit heute hängt da ein Bild. Sie leitet das Haus, in dem wir wohnen. Wie sie aussieht. Fast, als wäre sie schon tot. Mit dem schwarzen Kleid und dem hohen Kragen. Der Hals verschwindet ganz da drin. Seh mir ihre Hände an. Liegen in ihrem Schoß und sind ganz sehnig und dünn. Wie Papier, aber trotzdem kräftig. Scharfe Krallen. Sie hat die Haare zurückgekämmt. Ganz eng am Kopf. Wenn ich in ihre Augen schau, bekomm ich Angst. Sie starrt in meine Richtung. Dreh mich um, aber da ist niemand hinter mir. Mein Blick wandert langsam zurück. Tu so, als würd ich weiteressen. Dabei merk ich ganz genau, dass die Alte mich beobachtet. Die ganze Zeit. Kann nichts dagegen machen. Egal, wohin ich mich dreh, sie schaut auf mich runter. Wart nur drauf, dass sie blinzelt. Aber ihr Gesicht bewegt sich nicht. Ist hart wie Stein. Nur ihre Augen sind lebendig. Und sehen direkt in meinen Kopf.

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    „Gesichert ist nach der Untersuchung des Erbmaterials einzig und allein die Tatsache, dass es sich um einen männlichen Täter handelt“, fuhr Jens Schröder fort. „Bis dato haben wir noch keinen Tatverdächtigen ermitteln können. Wir haben seit Veilchendienstag zahlreiche Zeugen befragt. Die Aussagen werden derzeit noch ausgewertet. Aber ich bin mir sicher, dass wir noch nicht alle Zeugen ausfindig gemacht haben, die Angaben machen könnten. Gerade weil wir bislang nur wenige Anhaltspunkte zum Tatgeschehen haben, sind wir dringend auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Zu diesem Zweck haben wir ein Call-Center eingerichtet, das ab sofort besetzt ist. Internetnutzer können sich auch über die Homepage der Polizei Bonn an uns wenden.“
    Schröder diktierte Rufnummer und Internetadresse. Das emsige Kratzen der Kugelschreiber und Bleistifte, die über die Schreibblöcke auf den Schößen der Journalisten flogen, war deutlich zu hören.
    „Ich wäre Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, als Vertreter der Presse sehr verbunden, wenn Sie diese Information weitergeben könnten, da wir – wie gesagt – davon ausgehen, dass es Zeugen gibt, die sich noch nicht bei uns gemeldet haben. Besonders interessant sind in unseren Fällen drei relevante Zeiträume: zum einen das Verschwinden von Lena Z. und Susanne B., zum anderen natürlich auch die Nacht, in der die Leiche des zweiten Opfers am Rhein abgelegt worden ist.“
    Der Leiter der MK bedeutete dem Staatsanwalt mit einem Nicken, dass er seinen Vortrag beendet hatte. Beus räusperte sich und kam Schröders Aufforderung ohne Umschweife nach:
    „Vielen Dank, Herr Schröder, für diese ausführliche Zusammenfassung. Ihrer Sachdarstellung ist kaum etwas hinzuzufügen. Ich will nur ergänzen, dass auch die Staatsanwaltschaft Bonn unter Leitung von Oberstaatsanwältin Albrecht ihr Möglichstes tut, um das KK 11 bei seinen Ermittlungen zu unterstützen und insbesondere, was das Strafrechtliche anbelangt, voranzutreiben. Es ist nicht hinnehmbar, dass zwei unschuldige junge Frauen ihr Leben verloren haben. Aus diesem Anlass haben wir die Personalstärke erhöht, um mit starken Kräften die Hintergründe dieser Taten

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