Seelengrab (German Edition)
paar Reihen gefolgt, bis sie mich bemerkt hat.“
Krauses Geschichte behagte Hirschfeld ganz und gar nicht.
„Und weiter?“, meldete sich Kirchhoff zu Wort.
„Nichts weiter. Ich bin ihr dann noch mal an der Kasse begegnet. Bevor ich sie ansprechen konnte, war die Kleine schon verschwunden.“
Hirschfeld sah Kirchhoff vielsagend an.
„Wo waren Sie in der Nacht zu Aschermittwoch?“, wollte er wissen.
„Ich?“, fragte Krause und ließ den Blick über das Schwimmbecken schweifen.
„Ja, Sie“, erwiderte Kirchhoff und rang um seine Beherrschung.
„Wann genau?“
Der Typ war eiskalt.
„Sagen wir, zwischen 20 Uhr und Mitternacht.“
„Da muss ich kurz überlegen“, entgegnete Krause.
In diesem Moment sprangen drei Jugendliche unter lautem Geschrei vom Beckenrand ins Wasser. Eine paar ältere Damen mit Badehauben aus Gummi kamen ins Schlingern, was für allgemeine Heiterkeit in der Gruppe sorgte. Krause griff nach seiner Trillerpfeife und pfiff die Jungs zur Ordnung. Eine willkommene Gelegenheit, sich ein wenig Zeit zu verschaffen und sich eine Geschichte zurechtzulegen, dachte Hirschfeld und beobachtete den Bademeister genau.
„Jetzt erinnere ich mich“, nahm Krause den Faden wieder auf, als Ruhe im Becken eingekehrt war. Er schien kein bisschen nervös zu sein. „Da war ich beim Kegeln. Von etwa 19 Uhr bis 2 Uhr morgens.“
„Gut“, sagte Hirschfeld. Die Angabe ließ sich überprüfen. „Wo haben Sie gekegelt?“
Krause nannte ihnen eine Kneipe in Tannenbusch. Und die Namen seiner Kegelbrüder. Kirchhoff machte sich Notizen.
„Ist Ihnen am Mittwoch vor Weiberfastnacht sonst noch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?“, erkundigte sich Hirschfeld.
„Zum Beispiel?“
„Ist der jungen Frau jemand gefolgt?“
„Außer mir?“, entblößte Krause eine Reihe schiefer Zähne. „Nein, nicht, dass ich wüsste. Ich glaube, dann hätte sie auch einen ziemlichen Aufstand gemacht.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Zu mir hat sie sich immer wieder umgedreht. Sie schien nicht gerade begeistert zu sein. Dabei wollte ich ja gar nichts von ihr.“
Krause grinste süffisant. Was für ein widerlicher Kerl. Hirschfeld nahm sich vor, den Bademeister genauer unter die Lupe zu nehmen. Es würde ihn nicht wundern, wenn er ein paar Anzeigen am Hals hatte.
„Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, melden Sie sich bitte“, sagte Hirschfeld und streckte ihm seine Visitenkarte entgegen.
Krause nahm die Karte und verstaute sie in der Brusttasche seines Polohemds.
„Kein Problem, immer zu Diensten, die Herren Kripobeamten“, gab er zurück und klopfte dabei mit der flachen Hand auf seine Brust, als würde er einen Eid leisten.
„Der hat nicht zum ersten Mal mit der Polizei gesprochen“, brummte Kirchhoff, als sie wieder an ihrem Spind angelangt waren.
„Genau das habe ich auch gedacht, Peter.“
42
„Notrufzentrale Polizei Bonn“, meldete sich Polizeihauptkommissar Klaus-Jürgen Breitenbach und fixierte einen der vier Monitore vor ihm.
In der Maske des CEBIUS-Einsatzleitsystems erschien die Telefonnummer des Anrufers.
„Ja, Lammers hier, schönen guten Abend“, war eine männliche Stimme in der Leitung zu hören. „Ich glaube, bei uns randaliert jemand. Römerstraße 114.“
„Was ist passiert?“, fragte Breitenbach und ließ die Finger über die Tastatur gleiten.
„Ich habe ein lautes Geräusch gehört. Eine Art Klirren.“
„Wie klang das Klirren?“, hakte der Polizeihauptkommissar nach, während er die Angaben in das Einsatzprotokoll tippte.
„Nach Glas, ich würde sagen, das war eine ziemlich große Fensterscheibe“, entgegnete Lammers. Seine Stimme war jetzt in einen Flüsterton übergegangen.
„Was befindet sich auf Ihrem Grundstück?“, wollte Breitenbach wissen und wandte sich dem Bildschirm zu, auf dem die aktiven Einsatzfahrzeuge aufgelistet waren.
„Eine Werkstatt und ein paar Wohnungen im Hinterhaus“, flüsterte der Anrufer noch leiser. „Ich nehme an, dass die Scheibe vom Laden eingeschlagen wurde.“
„Haben Sie jemanden gesehen?“
„Ja, einen Mann. Ist gerade auf unseren Hof gerannt.“
Breitenbach schaute auf die Computeruhr: 18.27 Uhr, eine ungewöhnliche Zeit, um auf ein Grundstück einzubrechen und dabei einen solchen Lärm zu veranstalten. Der Polizeihauptkommissar hatte in seiner bisherigen Laufbahn allerdings schon ganz andere Dinge erlebt.
„Können Sie mir eine Personenbeschreibung geben?“
„Ja.“
Lammers beschrieb den
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