Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
stehen. Er setzte mich ab und fing an zu graben.
Er schaufelte den Sand auf die Seite, während der Himmel immer heller wurde.
Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen.
„Was hast du vor? Willst du uns einbuddeln?“ Meine aufkommende Panik war nicht zu verbergen.
„So was in der Art.“
„Jack, die Sonne geht gleich auf!“
„Nur noch einen Augenblick!“
„Ich denke nicht, dass wir noch so viel Zeit haben!“ Meine Stimme sprang zwei Oktaven höher.
Der Himmel färbte sich gelb, dann erschien die Sonne hinter dem Ulov-Gebirge.
„Ich hab’s!“, rief Jack von unten.
„Was …?“, fragte ich panisch.
Und schon tauchte Jack aus dem Sand wieder auf und hielt zwei weiße Gewänder in den Händen.
„Die stammen von Nomaden aus der Wüste. Manchmal verstecken sie welche auf ihren Handelsrouten.
Die Gewänder sind aus einem bestimmten Stoff, der undurchdringlich für die tödlichen Strahlen der Sonne ist. Na, los! Nimm schon!“
Noch etwas misstrauisch nahm ich eines der Gewänder und schlüpfte schnell hinein.
Es war leicht und luftig, was mich nicht überzeugte. Es bedeckte den gesamten Körper, von den Schultern bis hin zu den Füßen. Die Kopfbedeckung umhüllte den gesamten Kopf, nur für die Augen waren zwei kleine Schlitze angebracht. Die Fußbedeckungen bestanden allerdings aus einem seltsamen Leder, dessen Ursprung ich nicht kannte.
Sobald wir die Gewänder übergestreift hatten, nahm Jack mich wieder huckepack und rannte weiter durch die Wüste.
Stunden vergingen, die Sonne erklomm den Himmel, sie stieg und versank schließlich wieder im Sand.
Erleichterung überkam mich, als wir den Tag ohne Verbrennungen überlebt hatten.
In der Nacht kühlte es schlagartig ab. Ich fröstelte. Ich war erstaunt über die vielen Sterne und Sternbilder, die den schwarzen Nachthimmel schmückten.
Jack rannte so schnell ihn seine Füße trugen, und als der Morgen schon fast heranbrach, konnte man ein Dorf am Horizont erblicken.
Die runden Lehmbauten wurden von einer gelblichen Mauer umschlossen, die Gebäude waren von dem Sand glatt geschliffen: das Dorf Suren.
Da die Sonne bereits aufging, waren nur wenige Menschen auf den Straßen unterwegs. Doch die wenigen, die geschäftlich durch die Gassen liefen, waren, soweit ich es durch die weißen Gewänder erkennen konnte, hauptsächlich Männer.
Ich rutschte von Jacks Rücken, aber sobald meine Füße den Boden berührten, zischte das Leder auf dem heißen Sand. Erschrocken blickte ich hinunter und vergewisserte mich, dass ich nicht verbrannte.
Als ich wieder aufsah, stand ein verhüllter Mann vor uns. Verwirrt von seinem eindringlichen und unverständigen Blick, schaute ich Jack an. Dieser war allerdings damit beschäftigt, den Sand aus seinem Gewand zu klopfen.
„Jack, da ist jemand“, flüsterte ich ihm zu.
Ohne aufzusehen, antwortete er mir ebenso leise.
„Ich weiß!“
Ich wartete auf mehr, doch als nichts kam, flüsterte ich Jack zu: „Er steht noch immer da und starrt uns an!“
„Ich weiß!“
„Und weißt du vielleicht auch, warum? Oder was ich jetzt tun soll?“
Jack hörte auf, sein Gewand auszuklopfen, und wandte sich in die Richtung des fremden Mannes.
Sobald sich ihre Blicke trafen, rannte der Mann los und verschwand zwischen den Lehmhäusern.
„Was ist los?“, fragte ich.
Ich hatte keine Ahnung, wieso der Mann weggelaufen war, auch wenn ich es mich ein wenig erleichterte.
„Ich weiß nicht!“
„Oh, na toll! Das ist wieder typisch! Wenn es mal etwas Wichtiges zu wissen gibt, weißt du es nicht!“ Meine Stimme wurde mit jedem Wort lauter, bis ich in normaler Lautstärke sprach, sodass es alle hören konnten, die in unmittelbarer Nähe standen.
„Schweig, Weib!“ Die Stimme stammte von einem weiteren Mann, der aus dem Schatten der Häuser getreten war.
Empört sah ich ihn an. Wie konnte er es wagen, so mit mir zu sprechen?! Anscheinend sah es Jack genauso, denn aus seiner Kehle drang ein gefährliches Knurren.
„Du wagst es, so mit ihr zu sprechen? Dafür wirst du …“ Jacks Stimme klang nicht nur wütend, sondern schon beinahe entflammbar.
„Du wirst nichts! Ihr seid hier, und nun müsst Ihr unsere Gesetze befolgen! Wie jeder andere auch“ Der Mann kam immer näher, während er sprach.
Jack zischte zwischen den Zähnen hindurch, sagte jedoch nichts mehr.
Schließlich war der Mann so nahe, dass ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Instinktiv wollten meine Beine zurückweichen,
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