Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
anderen Frauen großen Respekt vor ihr.
„Danke für die netten Worte des Willkommens! Ich bin Layla, das sind Emma, Loena und Jaqueline!“ Endlich hatte Layla sich überwunden und erfüllte den Raum mit ihrer vollen Singstimme.
Sonja nickte wissend und betrachtete uns für einen Moment.
„Bitte nehmt doch Platz! Es gibt so viel, was wir wissen möchten, und so vieles, was ihr wissen solltet!“, antwortete Sonja und machte eine einladende Geste zu den Kissen hin.
Wir setzten uns.
Nach einer langen, unendlich langen Unterhaltung wusste ich über einiges Bescheid. Erst einmal wusste ich nun, wie die anderen Frauen hießen. Jana, Sally, Ulla, Samantha, Elizabeth, Tracy und Grace. Sie alle waren hübsch, vor allem bewunderte ich Grace mit ihren langen dunkelbraunen Haaren und ihrem bezaubernden Gesicht. Oder Sally mit ihrem feuerroten Haar, den vielen Sommersprossen und der zarten Haut. Sonja erklärte uns, dass man in ihrem Heimatdorf die Schönheit verteufelte, da sie den jungen Frauen oft zum Verhängnis wurde. So wie ihr. Sie erzählte uns, dass die meisten von ihnen schon als Kinder an den Sultan verkauft wurden, mit Ausnahme von Tracy und ihr. Sonja erklärte uns auch, dass wir dem Sultan nie widersprechen dürften, uns ihm nie verweigern oder ihn gar beleidigen.
Nichts davon gefiel mir. Ich wollte so leben, wie ich wollte und nicht die nichtsnutzige Frau eines verwöhnten Sultans sein. Schließlich war ich ein freier Mensch. Was mir allerdings am meisten missfiel, war der Gedanke an eine Nacht mit ihm. Bei dieser Vorstellung musste ich würgen.
Als die Vorstellungsrunde und Was-man-darf-und-was-nicht-Runde vorüber war, bekamen wir unsere Betten zugeteilt. Zudem noch ein paar andere Gewänder, von denen wir schon eines anziehen sollten.
Ich entschied mich für ein weißes Kleid, falls man es so nennen konnte. Es hatte keine Ärmel oder Träger, sondern war schulterfrei. Der Stoff war leicht und glitt elegant an meinem Körper herunter, bis hin zu den Waden. Allerdings war es zum Teil durchsichtig und bedeckte nur die Brust und den Unterkörper vom Bauchnabel bis zu den Knien ab. Der Rest war aus hauchdünnem Stoff, durch dem man ohne Probleme hindurchschauen konnte.
Ich mochte es nicht, mich so zur Schau zu stellen, doch in diesem Fall blieb mir nichts anderes übrig, da die anderen Gewänder nicht gerade mehr bedeckten.
Nachdem wir uns alle umgezogen hatten, wurde die Tür geöffnet und Sonja schritt in den nächsten Saal. Wir anderen folgten.
Der Saal, in dem wir nun standen, war ein Thronsaal. Er war lichtdurchflutet, die Wände, der Boden, die Decke, alles weiß. Ich passte perfekt ins Bild, was man über die bunten Gewänder der anderen nicht sagen konnte. Oder über den goldenen Thron, der vor uns stand. Um den Thron herum waren Hunderte von seidenen Kissen in vielen verschiedenen Farben ausgelegt. Neben der Tür, durch die wir traten, befand sich noch eine weitere, vor der zwei Wachen standen. Wenn man um den Thron herumging, erblickte man eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft von Grafen und Damen, die sich mit lauten Stimmen unterhielten. Wie auch in dem Raum der Ehefrauen des Sultans war eine Wand in diesem Saal vollständig offen und man hatte von einem Balkon aus einen fabelhaften Ausblick auf das Dorf.
Sonja schenkte dem allem keine Beachtung, sondern griff sich ein silbernes Tablett, ließ sich auf eines der Kissen nieder und fing an, ein paar der Nüsse zu knacken, die auf dem Tablett lagen. Die anderen taten es ihr gleich, griffen sich zuerst einen Gegenstand wie ein Palmenblatt, ein weiteres Tablett oder Schalen mit Öl und Tücher, setzten sich auf die Kissen und warteten auf ihren Herrn. Mir wurde ein Seidentuch und eine Schüssel mit einer weißen Paste in die Hand gedrückt. Da ich keine Ahnung hatte, wofür die Paste war, schnupperte ich vorsichtig daran. Sie roch nach Pfefferminz und Honig, eine seltsame Mischung. Samantha stieß mich mit dem Ellenbogen an und schüttelte erschrocken den Kopf.
„Nicht daran riechen! Die ist für sein Gesicht, damit seine Haut weich wird!“, erklärte sie mir flüsternd.
Dann öffnete sich die Tür, vor der die beiden Wachen standen. Ich hielt den Atem an. Wie würde der Sultan sein? Er war groß und dick. Zwei seiner Diener mussten ihm helfen zu laufen. Seine Haare, falls er überhaupt noch welche hatte, waren unter einem Turban versteckt. Der Sultan hatte einen Schnurrbart und schwarze Augen. Seine Haut war grau und faltig. Ich
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