Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
gekleideter Mann kam auf mich zu, er schien außer Atem zu sein. Wie ich auch. Meine Beine waren schwer. Ich wollte sie zwingen, weiterzulaufen, doch sie blieben einfach stehen. Und dann stand er vor mir. Ich konnte seinen schweren Atem hören, hinter ihm waren weitere Schritte zu hören, die jetzt langsamer wurden.
Der Mann zog sein Schwert, an dem noch Sallys Blut klebte, und hielt es mir an die Kehle.
„Mitkommen!“, sagte er mit einem seltsamen Akzent.
Dann ging alles so schnell. Jason, dessen Schritte ich gehört hatte, tauchte hinter dem Mann auf und fasste um dessen Hals. Mit einem Ruck verdrehte er den Kopf nach links und der Mann erschlaffte in seinen Armen. Jason hatte ihm das Genick gebrochen.
Voller Entsetzen starrte ich auf den leblosen Körper zu meinen Füßen. Jason bückte sich und hob das Schwert des Mannes auf. Es war ein schönes und gleichzeitig grauenvolles Schwert. Es war ein Instrument des Todes, die Klinge fein gearbeitet, die Kante extrem scharf.
Jason packte mich am Arm und zog mich mit sich, zurück zu dem Ort, an den ich nie wieder zurückkehren wollte.
Alle Angreifer waren tot, als wir zu den anderen stießen. Layla versuchte Jana, Grace und Elizabeth zu trösten. Emma zitterte in Loenas Armen. Als ich in ihr Blickfeld trat, schauten mich alle an. Ich wusste, warum. Weil ich davongelaufen war, sie im Stich gelassen hatte. Beschämt schlug ich die Augen nieder und ließ den Kopf hängen.
„Du hast uns verraten!“ Es war Loena, die sprach.
„Loena! Du hättest dasselbe getan!“ Layla verteidigte meine egoistischen Taten.
„Bin ich etwa weggelaufen? Nein, ich bin geblieben!“ Loenas Tonfall war wütend, verletzt und beleidigt zugleich.
„Aber an ihrer Stelle! Sie kennt uns doch kaum! Wieso also sollte sie mit uns sterben wollen?“ Laylas Blick durchbohrte Loena beinahe.
Sie gab auf. Layla schien zufrieden.
„Los, helft die Leichen auf die Kamele zu laden! Und dann schleunigst weg von hier!“ Aus Laylas Stimme hörte ich Befehlsgewalt und Trauer, eine ungewöhnliche Mischung.
Die anderen machten sich daran, die Leiche von Sonja hochzuheben, doch Jason hielt sie zurück.
„Nein! Wir müssen sie hierlassen, ansonsten kommen wir hier nie lebend fort.“
Alle außer mir starrten ihn verständnislos an. Er verlangte, dass die Hälfte von ihnen alte Freundinnen zurücklassen sollten.
„Das waren nur Späher, die Vorhut! Wenn wir jetzt nicht verschwinden, wimmelt es hier in wenigen Minuten nur so von Nomaden. Und glaubt mir, wenn ich euch sage, dass sie kaltblütige Mörder sind, die kein Erbarmen mit uns haben werden!“
Sie schienen noch nicht ganz überzeugt. Jana öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen. Zuerst kam nur ein Krächzen heraus, bis sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte.
„Aber ihr habt doch schon diese drei ohne große Anstrengungen erledigt! Wieso nicht ein paar mehr?“
Jasons Miene veränderte sich schlagartig. Von vollkommener Ernsthaftigkeit zu unterdrückter Wut und alter, tief liegenden Angst vor etwas, was nur er kannte.
„Ich bin stark, jedoch nicht so, wie du es dir vorstellst! Ich bin anders, aber sicherlich nicht unbesiegbar! Diesen Kampf habe ich gewonnen, aber man kann nie wissen, was der nächste bringt. Unter den Felsnomaden leben auch solche wie ich. Ich kann nicht alles gewinnen, also würde ich vorschlagen, dass wir jetzt gehen!“
In seiner Stimme lag so viel Überzeugungskraft, dass sich plötzlich alle in Bewegung setzten und sich bereit zum Abmarsch machten.
Nach etwa einem Tag gelangten wir an den Rand der Halbwüste. Die Felsen wurden kleiner und ihre Kanten waren nicht mehr allzu scharf und spitz. Hier und da wuchsen nun vertrocknete Sträucher und gelbe Grasbüschel. Wir ritten auf einem lehmigen Weg, der sich quer durch die immer grüner werdenden Grasflächen schlängelte. Die Büsche wurden allmählich größer, und manche von ihnen trugen bräunlich grüne Blätter.
Die Sonne brannte noch immer gefährlich und erbarmungslos auf uns nieder. Die Gewänder hielten zwar die Strahlen ab, aber nicht die Hitze. Mir liefen die Schweißtropfen über den verhüllten Körper, der Stoff klebte an meiner Haut. Ich wäre wirklich froh gewesen, wenn ich das feuchte Gewand endlich hätte ausziehen können. Den anderen schien es ebenfalls so zu gehen wie mir.
Dann, mit einem Mal, war alles stockdunkel. Die Sonne war hinter dicken, schwarzen Wolken verschwunden, die kein Licht mehr hindurchließen. Mein erster Gedanke galt
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