Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
runzelte ich die Stirn.
„Tut mir leid, aber ich weiß nicht mehr, wie ich hierhergekommen bin. Das Letzte, was ich weiß, ist, dass ich mit einem jungen Mann namens Jason unterwegs war. Ich glaube, wir wurden verfolgt.“
Der Mann sah mich noch immer verständnislos an.
„Verzeiht, doch ich weiß nicht, was Ihr meint.“
Das war’s. Mein Herz rastete aus. Mir wurde plötzlich ganz heiß und wieder kalt. Schüttelfrost und Hitzewallungen. Ich stolperte rückwärts und landete auf dem Grashaufen. Ich zog meine Beine an und klemmte den Kopf zwischen die Knie. Ich versuchte mich zu beruhigen, doch mein Atem ging immer schneller. Was war nur mit mir los? Ich fand die Tatsache, dass ich mich allein ohne Jason unter fremdartigen Wesen befand, so schrecklich, dass ich mir sicher war, es waren nicht meine Gefühle. Ich konnte jedoch diese Reaktion nicht erklären. Im Innern wollte ich nur noch weg von hier. Ich hörte Schreie und blickte mich panisch um, bis ich begriff, dass ich geschrien hatte.
Hunderte Hände berührten mich. Sie streichelten mich und Dutzende Stimmen flüsterten mir beruhigende Worte zu. Die Panik verschwand. Ich konnte die Wesen um mich herum wahrnehmen. Sie alle sahen so ähnlich aus wie der Mann, den ich zuerst gesehen hatte.
Doch ein kleines Mädchen stach heraus wie eine Rose unter lauter Gänseblümchen. Sie war klein, hatte eine bräunliche Haut, langes braunes Haar und fast schwarze Augen. Sie sah aus wie ein gewöhnlicher Mensch unter all diesen anderen Wesen. Das einzig Ungewöhnliche war vielleicht, dass sie ein schwarzes Tattoo auf ihrer linken Schläfe hatte. Ich konnte nicht genau erkennen, was es darstellen sollte, doch es sah ein wenig aus wie eine Ranke.
Sie stand etwas abseits und beobachtete mich mit wachsamen Augen.
Eine älter aussehende Frau schob sich in mein Blickfeld und damit zwischen mich und das Mädchen.
„Wir grüßen Euch! Selom!“ Sie verbeugte sich vor mir.
Die anderen Gestalten taten es ihr nach und sagten im Chor „Selom!“. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Die Frau schien dies bemerkt zu haben und erklärte sich.
„Selom ist ein Willkommensgruß der Nay. Die Nay, das sind wir. Wir sind ein friedliebendes Volk und fühlen uns sehr geehrt durch Euren Besuch.“
„Nay? Ich habe noch nie von Euch gehört.“
„Wir leben sehr zurückgezogen. Nur wenige wissen von unserer Existenz.“
Ich nickte. Nay, das hörte sich genauso seltsam an, wie sie aussahen. Das sagte ich ihnen natürlich nicht.
„Und was ist mit meinem Freund? Ein junger Mann mit Namen Jason. Ist er nicht hier?“ Als ich Jasons Namen erwähnte, sprach ich gleich viel schneller.
Die Frau sah sich im Raum um und schaute jeden fragend an. Dann schüttelte sie den Kopf.
„Ihr seid allein gekommen. Zwei unserer Jäger fanden Euch bewusstlos am Waldrand, sie brachten Euch hierher. Dann haben die Heiler Euch versorgt. Es freut uns, dass es Euch gut geht. Aber einen Gefährten fanden wir nicht. Es tut uns wirklich leid!“
Ich nickte erneut. Zu mehr war ich nicht fähig. Wo war Jason? Diese Frage schoss mir unablässig durch den Kopf. Hatten die Salakei ihn gefangen oder sogar getötet? Konnte er entkommen? Wieso hatten mich die Salakei nicht gefangen? Dann fiel mir Jack wieder ein. Es war so viel geschehen, dass ich ihn fast vergessen hätte. Was war mit ihm? Ging es den beiden gut? Die Fragen schwirrten mir durch den Kopf und ließen sich nicht aus meinen Gedanken verbannen. Aber wieso? Ich kannte die beiden doch erst seit ein paar Tagen. Wieso waren sie mir so wichtig? Weil sie die ersten „Freunde“ seit Jahren waren. Sie hatten mich beschützt oder es zumindest versucht, obwohl sie mich kaum kannten. Deshalb waren sie mir so wichtig.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie sich die Nay langsam zurückgezogen hatten. Nur das kleine Mädchen war noch mit mir im Raum. Sie stand einfach nur da und beobachtete mich. Ich lächelte sie an, sie erwiderte es.
„Deinen Freunden geht es gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Du wirst sie wiedersehen.“
Ich war erstaunt, wie erwachsen sie klang. Das Mädchen kam auf mich zu und legte den Kopf schief.
„Dich bedrücken viele Fragen, du hoffst, dass ich sie dir beantworten kann, doch du irrst. Du wirst zu dem Professor gehen, er kann sie dir bestimmt beantworten. Er ist sehr weise und klug. Und was mich angeht, ich besitze die Gabe der Voraussicht, ich kann in die Zukunft blicken.“
Ich
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