Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
das Ergebnis meines Kampfes an. In diesem Moment umfassten mich zwei Hände von hinten und zogen mich auf den Schoß des Sultans. Erst als sie anfingen, mir das Kleid vom Leib zu reißen, begriff ich, dass es die Hände des Sultans waren.
Ich wehrte mich erneut, doch der Sultan war zu stark. Ich blickte in die erstarrten Gesichter der Personen um uns herum. Keiner würde mir helfen, das wusste ich. Voller Angst, dies als letzten Ausweg sehend, rammte ich dem Sultan mein Knie so heftig in seine Weichteile, dass er mich schreiend losließ.
Ich sprang von seinem Schoß herunter und hechtete in Richtung des Balkons. Ich sah die vielen Soldaten durch die Türen rennen, einen anderen Ausweg gab es nicht. Unterwegs griff eine Hand nach mir. Ich erkannte Emma und zog sie während des Laufens auf die Beine. Sie stolperte mir ungeschickt hinterher, wie auch Layla, Loena , Sonja, Jana, Sally, Tracy, Elizabeth und Grace. Nur Ulla und Samantha blieben zurück.
Ich sprang leichtfüßig auf das Geländer des Balkons und sah nach unten. Es waren gut fünfundzwanzig Fuß bis zum Boden, doch dann erblickte ich einen Haufen aus Leder, Fellen und Säcken.
„Springt!“, schrie ich den anderen zu.
Dann ließ ich mich in die Tiefe fallen. Die warme Luft rauschte an mir vorbei, ich spürte das Gefühl der Schwerelosigkeit. Ich flog für wenige Sekunden, dann prallte ich auf den Fellhaufen. Er war härter, als ich erwartet hatte. Neben mir landete Emma. Als ich Layla kommen sah, ergriff ich Emmas Hand und zog sie vom Haufen.
Solange die anderen nach unten sprangen, suchte ich nach Fluchtmöglichkeiten. Zufälligerweise waren ein paar Kamele neben dem Haufen an einem Holzbalken festgebunden, insgesamt fünf. Wie praktisch, dachte ich.
Ich löste die Stricke und scheuchte die Kamele auf die Beine. Emma half mir. Schließlich waren alle unten außer Tracy. Ich hörte ihre Schreie, die Stimmen der Soldaten, die sie davonzerrten. Sonja hatte ebenfalls alles verfolgt und rief verzweifelt nach Tracy. Tränen standen ihr in den Augen.
„Sonja, wir müssen los!“, rief ich ihr zu.
„Nein! Nicht ohne Tracy!“ Ihre Stimme zitterte.
„Sonja!“ Ich versuchte so eindringlich wie möglich zu klingen.
Dann sah es Sonja endlich ein. Wir konnten sie nicht retten.
Ich drehte mich um und … stand vor dem Prinzen. Die anderen saßen schon alle auf den Kamelen und starrten den Prinzen ebenso überrascht an wie ich.
Ich holte gerade Luft, um ihm die schrecklichsten Schimpfwörter an den Kopf zu werfen. Er unterbrach mich, indem er mir seine flache Hand auf den Mund schlug. Ich wollte zubeißen, doch er nahm seine Hand schon wieder von meinem Gesicht. Er grinste mich an.
„Die werdet ihr brauchen! Es geht bald die Sonne auf!“ Seine Stimme klang genauso gut, wie er aussah, was ich natürlich niemals zugeben würde.
Dann fiel mein Blick auf das, was er in den Händen hielt. Es waren elf der weißen Gewänder gegen die Sonnenstrahlen. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich wollte gerade danach greifen, als der Prinz sie mir einfach vor der Nase wegzog. Wütend funkelte ich ihn an. Wenn er sie uns schon gebracht hatte, sollte er sie uns auch geben!
Er jedoch lachte nur.
„Netter Versuch, Kleine!“
Ich funkelte noch wütender. Ich hasste es, wenn mich jemand „Kleine“ nannte.
„Ihr bekommt sie nur, wenn ich mit euch gehen darf!“ Alle Belustigung wich aus seiner Stimme und zurück blieb völliger Ernst.
Ich wusste, wenn wir ihn mitnehmen würden, bestände die Gefahr, dass er uns verraten könnte, doch wenn wir ihn nicht mitnähmen, würde er uns ans Messer liefern. Hin- und hergerissen hörte ich die Stimmen der Soldaten, die immer näher kamen. Ich musste mich jetzt entscheiden.
„Ach, gib schon her!“ Ich gab nach und nahm dem Prinzen die Gewänder aus den Händen.
Diesmal ließ er es geschehen.
Ich warf den anderen die Gewänder zu und schlüpfte selbst in eines, ebenso der Prinz. Danach schwang ich mich auch auf eines der Kamele, der Prinz setzte sich hinter mich. Ich wurde etwas unruhig, so nah bei ihm zu sitzen. Aus verschiedenen Gründen.
Ich sah sie um die Ecke kommen. Alle fünfzig mit Lanzen und Schwertern bewaffnet. Der Anführer brüllte sich die Seele aus dem Leib, die anderen taten es ihm gleich. Sie alle schrien zum Angriff, der Lärm war ohrenbetäubend.
Sonja und die anderen Frauen trieben ihre Kamele an, die sich anfangs schwerfällig in Bewegung setzten. Ich hatte keine
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