Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
sie jeden Abend unter, um am nächsten Tag wieder zu erstrahlen. Ganz ohne Freunde, ohne jegliche Hilfe, von ganz allein. Manchmal fragte ich mich, was sie dazu bewegt, immer und immer wieder zu erscheinen. Wenn sie doch jedes Mal so allein und verlassen ist. Vielleicht, dachte ich, vielleicht, weil es sie erfreut, wie die Lebewesen auf der Welt sie schätzen, wie sie sie anblicken. Voller Stolz, voller Liebe.
Oder es amüsiert sie, wie wir uns so anstellen, ohne eine Vorstellung, wie es sein würde, über all dem zu stehen. Hoch am Himmel.
Es war eine schöne Vorstellung, fliegen zu können. Einfach weg, fort von allem, was uns so zerbrechlich macht.
Ein ohrenbetäubender Schrei riss mich aus meinen Tagträumereien. Ein in schwarze Tücher eingewickelter Mann stürzte hinter einem der spitzen Felsen hervor. In seiner Hand ein blitzender Säbel. Die Waffe war lang, hatte eine breite Klinge und sah unglaublich scharf aus. Der Mann warf sich vor das erste Kamel, auf dem Sonja und Jana saßen. Das Kamel war völlig aufgeschreckt und hörte nicht mehr auf seine Reiter. Es wankte und rannte auf einen der Felsen zu. Sonja schrie, es solle stehen bleiben, doch es hörte nicht und rannte auf den Felsen zu.
Es war ein dumpfes Geräusch, als das Kamel gegen den Felsen prallte und reglos zu Boden sank. Ich sah sein Blut und das von Sonja. Sonja war mit dem Kopf ebenfalls gegen den Felsen geknallt. Die Augen weit aufgerissen, Blut färbte ihr weißes Gewand rot.
Jana, hinter der Leiche sitzend, fing an zu schreien. Aus Wut, aus Trauer.
Ich richtete meinen Blick auf den Fremden, der uns den Weg versperrt hatte. Vollkommen unter dem schwarzen Stoff verborgen, sogar seine Augen wurden von einem Schleier bedeckt. Er rief etwas in einer fremden Sprache und augenblicklich sprangen noch weitere Gestalten hinter den Felsen hervor. Sie alle trugen schwarze Gewänder und eine Furcht einflößende Waffe. Einer trug einen langen, spitzen Speer, ein weiterer eine riesige Steinschleuder.
Ich hörte Schreie, die nicht den Angreifern gehörten. Sally und Elizabeth ritten ihr Kamel direkt auf den Ersten zu, der sich uns in den Weg gestellt hatte. Ich sah, dass sie weinten. Sonja musste ihnen viel bedeutet haben.
Noch bevor das Kamel ihn umrennen konnte, stieß er seinen Speer in den Leib des Tieres. Blut floss an dem Speer herunter. Das Kamel strauchelte ein paar Mal, dann stürzte es zu Boden. Sally und Elizabeth sprangen mit spitzen Schreien von dem Leichnam des toten Reittieres. Der Mann in dem schwarzen Gewand schoss vor, und ehe die beiden Frauen es sich versahen, hatte er sie gepackt. Sally wehrte sich mit aller Kraft, doch der Griff des Mannes war zu stark. Ein weiterer Mann trat neben den, der Sally und Elizabeth festhielt, und flüsterte ihm etwas zu. Der andere nickte und bevor ich es richtig begriff, hatte er Sally mit seinem Schwert durchbohrt. Elizabeth, Jana und Grace schrien und brüllten die Fremden an.
Der dritte der Angreifer stellte sich vor Jason und mich. Er wusste, dass die anderen keine Gefahr mehr darstellten, selbst Loena, Layla und Emma sahen zu verstört aus, um anzugreifen oder sich zu wehren. Also stand er vor uns. Ich spürte Jasons warmen Atem in meinem Nacken, wie er ein- und wieder ausatmete. Während mein Atem immer schneller wurde, blieb Jasons so ruhig, als würde er schlafen.
Der Mann vor uns fing an seine Steinschleuder zu schwingen. Er drehte sie so schnell, dass ich nicht erkennen konnte, wie groß der Stein war, der uns jeden Moment zu treffen drohte.
Ohne auf Jason zu achten, sprang ich von dem Kamel ab und rannte los. Die anderen waren mir egal, ich wollte nur weg. Fliehen vor diesen Mördern.
Ich war schnell, mein Vater sagte immer, wenn ich renne, dann so, als wäre der Teufel hinter mir her. Was diesmal auch fast der Fall war.
Ich hörte Schritte hinter mir, ich wurde also verfolgt. Ich rannte schneller, versuchte mich darauf zu konzentrieren, meine Lunge mit Luft zu füllen und diese wieder auszuatmen.
Die Schritte entfernten sich etwas. Gut, ist mir nur recht! Doch da waren plötzlich zwei Schritte. Ich versuchte noch mehr zu beschleunigen, meine Füße traten immer wieder auf den harten Steinboden. Staub wirbelte mit jedem Schritt auf, der mir in die Nase stieg und mich zum Niesen brachte. Abrupt verlangsamte der Nieser mein Tempo, so konnte ich auch den Schall hören, der von den Felsen zurückprallte. Ein Echo entstand, die Schritte kamen näher.
Ich wirbelte herum. Ein schwarz
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