Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
sahen mich erstaunt an. Ich blickte von Jason zu Alec und zurück.
„Es wird auch nicht besser, wenn ihr euch die Köpfe abreißt! Höchstens euer Ego wird dadurch befriedigt und ich hasse, hört ihr, ich hasse das! Also reißt euch verdammt noch einmal zusammen!“ Ich verlieh meinem Ärger richtig Ausdruck.
Dies schien auch geholfen zu haben. Denn sie starrten sich zwar noch immer wütend oder eher feindselig an, blieben jedoch still.
Plötzlich rief Jack in die Stille hinein: „Es ist Vollmond!“
Zuerst verstand ich nicht, weshalb er so geschockt war, bis ich eins und eins zusammenzählte. Jason war ein Werwolf und Alec ein Seelenjäger. Beide hatten die Fähigkeit, sich bei Vollmond in einen Wolf zu verwandeln.
Own packte Adila und schubste die Professoren zur Tür hinaus.
Jack wollte mich ebenfalls nach draußen bringen, doch ich schlug seine Hand weg. Ich ging auf die beiden zu und wollte mit ihnen sprechen. Doch sie reagierten nicht. Sie starrten sich nur an.
„Nimm sie mit!“, rief Chaff Jack zu.
Jack packte mich von hinten, ich jedoch trat um mich und schrie.
„Jaqueline, wir müssen raus hier!“, versuchte er mir klarzumachen, aber ich hörte nicht zu. Ich wollte keinem mehr zuhören! Die gesamte Wut, der geballte Zorn, den ich seit ewigen Zeiten in mir trug und der mit jeder Sekunde wuchs, brach aus mir heraus. Ich warf ihm die schrecklichsten Schimpfwörter an den Kopf, die ich kannte. Ich schrie ihm ins Gesicht. Die Tränen flossen aus mir heraus wie ein Wasserfall. Ich wollte nicht weg von hier. Ich wollte für die beiden da sein. Aber Jacks Worte waren einleuchtend.
Ein Schrei ließ uns beide erstarren. Entsetzt starrte ich auf die beiden. Jack hielt mich zurück, doch das war nicht mehr nötig. Ich hatte aufgehört, mich zu wehren. Voller Entsetzen sah ich zu, wie Jason und Alec sich veränderten. Sie zitterten am ganzen Körper und brüllten sich gegenseitig an. Jason griff Alec an, doch der packte ihn an der Schulter und schleuderte ihn gegen die Wand. Mit einem lauten Krachen landete Jason auf dem Boden und blieb dort liegen. Er schrie.
Ich hielt es fast nicht aus, ihn so zu sehen. Er wand sich und versuchte, seine eigene Haut abzuziehen. Langsam konnte ich schon die ersten Haare erkennen, die aus seiner Haut sprossen. Mein Blick wanderte zu Alec. Der krallte sich an dem Fensterbrett fest und unterdrückte einen Schrei. Dann riss er das Fensterbrett ab, das Holz in seiner Hand zerbröselte. Er hielt sich den Kopf und brüllte gegen Jasons Schreie an.
„Raus hier! Raus … hier!“ Er musste sich anstrengen, um sich zu beherrschen.
Jack zerrte mich aus dem Haus. Mein Blick zuckte zwischen den beiden hin und her.
„Nein!“, hauchte ich.
Ich wollte sie nicht allein lassen, doch Alec hatte recht. Wenn sich die beiden verwandelten, hätten sie sich nicht weiter unter Kontrolle und könnten Feind von Freund nicht mehr unterscheiden.
Erst als Chaff die Tür schloss und mir so den Blick versperrte, wachte ich aus meiner Starre auf. Jack trug mich nach draußen und folgte Chaff in den Wald hinter dem Haus von Professor Taek . Dort warteten auch die beiden Professoren, Own und Adila auf uns.
Ein lauter Schrei durchbrach die Nacht. Über dem Haus konnte ich nun deutlich die silberne Mondscheibe sehen. Der Auslöser für das Drama.
„Können wir ihnen nicht irgendwie helfen?“, brach es aus mir heraus.
Alle wichen meinem Blick aus. Sogar Chaff schaute zu Boden, anstatt mir in die Augen zu sehen. Keiner sagte etwas.
„Was ist los mit euch? Antwortet mir! Können wir denn nichts tun?“, kreischte ich.
„Nein, tut mir leid!“, murmelte Professor Taek in seinen Bart hinein.
„Aber wir können sie doch nicht einfach sich selbst überlassen!“, schrie ich weiter.
„Jaqueline, du solltest dich erst einmal beruhigen!“, sagte Jack.
„Mich beruhigen?“ Meine Stimme sprang zwei Oktaven höher. „Zwei meiner besten Freunde mutieren in diesem Augenblick zu unkontrollierbaren Monstern! Ich kann mich nicht beruhigen! Ich kann nicht …“
Jack nahm mich in den Arm. Ich murmelte noch ein paar unverständliche Wörter vor mich hin, bis meine Stimme versagte. Jedes Mal, wenn ich einen Schrei hörte, egal, ob von Jason oder Alec, zuckte ich zusammen und drückte mich an Jacks Brust.
Dann, plötzlich, war alles still. Kein Schrei, kein Geräusch mehr. Ich hob den Kopf und blickte durch einen verschwommenen Schleier meiner Tränen hindurch zum Haus. Es rührte sich nichts. Auch die
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