Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
anderen schienen sich zu wundern, denn Chaff ging vorsichtig auf das Haus zu. Bis er vor der Rückwand stand. Er lauschte, dann schüttelte er den Kopf. Er wollte gerade zurückkommen, da passierte es. Ein riesiger, dunkelgrauer Wolf durchbrach die Wand und sprang aus dem Haus. Dabei wurde Chaff von den Trümmern der Wand getroffen und fiel zu Boden. Der Wolf wirbelte herum und stürzte sich auf ihn. Ich schrie auf, was den Wolf nur für einen Moment unschlüssig machte. Er wollte gerade Chaff anfallen und töten, da sprang ein zweiter, schwarzer Wolf aus dem Loch in der Wand und riss den grauen Wolf zu Boden. Ein hitziger Kampf entstand. Ich sah nur noch riesige Fellknäuel, die durch die Luft flogen. Hin und wieder hörte ich ein reißendes Geräusch und einer der Wölfe heulte auf. Das Heulen ging mir durch Mark und Bein. Ich hatte noch nie zuvor etwas so Furchteinflößendes gehört.
Dann lag der graue Wolf am Boden und der schwarze beugte sich über ihn. Doch anstatt zuzubeißen, wie ich erwartet hätte, knurrte er den anderen nur an. Der graue Wolf wand sich unter der riesigen Pfote des anderen, konnte sich jedoch nicht freizappeln. Der schwarze Wolf knurrte erneut, dann ließ er den anderen los und verschwand im Wald. Der graue Wolf blieb auf dem Boden liegen und winselte vor Schmerzen.
Ich riss mich von Jack los und lief zu dem Wolf. Aus mehreren Wunden tropfte Blut. Als ich mich neben ihn kniete, knurrte er kurz auf, ließ mich jedoch gewähren.
„Ich brauche Wasser und Tücher!“, wies ich die anderen an.
Da keiner reagierte, schaute ich zu ihnen herüber. Sie sahen allesamt misstrauisch auf den Wolf.
„Los!“, rief ich.
Jack nickte und verschwand im Haus. Als er wieder herauskam, hatte er, was ich wollte. Ich tunkte die Tücher in das Wasser und tupfte damit die Wunden des Wolfes ab.
„Und wer bist du? Alec oder Jason?“, fragte ich ihn.
Er sah mich nur aus dem Augenwinkel an. Ich betrachtete ihn eine Weile.
„Jason!“, stellte ich fest.
Der Wolf hob seine Pfote zur Bestätigung. Ich berührte sie. Jack neben mir verkrampfte sich. Jason ließ seine Pfote wieder sinken. Ich machte mich daran, seine Wunden weiter auszuwaschen. Als ich damit fertig war, nahm mich Chaff zu Seite und fesselte ihn.
„Was soll das?“, fragte ich ihn.
„Wir wissen nicht, wie lange die Kontrolle anhält!“, erklärte Chaff.
„Und was Alec damit zu tun hatte!“, fügte Jack hinzu.
Fragend sah ich ihn an. Er erwiderte meinen Blick.
„Er hat Jason ziemlich heftig angeknurrt!“
„Na und?“
„Na ja, bei Wölfen haben sich die Schwächeren den Alphawölfen zu unterwerfen. Und wie ich meine, hat Jason den Kampf verloren, also ist Alec das Alphamännchen. Außerdem glaube ich, dass er etwas zu Jason gesagt hat, als er ihn angeknurrt hat“, erklärte Jack mir.
Ich nickte. Das klang einleuchtend. Allerdings bezweifelte ich, dass Jason sich jemals Alec beugen würde. Selbst wenn sein Leben davon abhänge würde.
Mit einem Mal schoss mir wieder der Gedanke durch den Kopf, dass Alec weg war. Wieso verschwand er immer und keiner wusste, wann er wieder auftauchen würde? Konnte er nicht einfach hierbleiben? Jedenfalls musste ich ihn suchen. Ich stand auf und ging auf den Wald zu, in den Alec gelaufen war. Als Jack mein Vorhaben erkannte, hielt er mich fest.
„Hey, du bleibst schön hier!“
„Alec ist mein Freund wie du und alle anderen hier! Und ich werde ihn nicht im Stich lassen!“, erklärte ich mit so viel Nachdruck wie möglich.
„Das mag ja sein, aber es ist viel zu gefährlich! Vielleicht kann sich Alec überhaupt nicht kontrollieren und fällt dich an!“
„Jack, er hat Chaff gerettet und Jason befohlen, sich zu beherrschen! Welche Beweise brauchst du noch, dass er mir nichts tun wird?“
Jack sah mich mit gequältem Blick an. Er wusste, dass ich recht hatte. Ich umarmte ihn noch einmal kurz, dann ging ich an ihm vorbei. Hinein in den Wald.
Ich rief nach Alec, doch alles blieb still. Kein Rascheln, kein Knurren, nichts. Nur das Heulen einer Eule. Und das Schnattern eines Eichhörnchens.
„Alec?“ Meine Stimme verlor sich in der Dunkelheit.
Doch plötzlich vernahm ich etwas. Ein Keuchen oder eher ein Hecheln. Ich lief auf das Geräusch zu und fand mich auf einer kleinen Lichtung wieder. Von einem Felsen floss Wasser und bildete einen Bach, der die Lichtung halbierte. Auf der anderen Seite des Baches lag ein schwarzer Wolf. An seiner Schnauze klebte Blut und seine schwarzen Augen
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