Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
suchte nach den richtigen Worten – »na ja, eher Freunde, bei denen ab und zu mal was gelaufen ist. Ich glaube, so könnte man das nennen. Aber gewohnt hat sie hier ungefähr zwei Jahre, vielleicht ein bisschen weniger.«
Suna stutzte. Linda hatte ihr geschildert, dass Svoboda in der ersten Zeit, nachdem Saskia mit Jörn zusammengezogen war, ständig vor ihrer Wohnung aufgetaucht war und sie angerufen hatte. Das passte allerdings nicht ganz zu seiner Aussage eben von einer lockeren Beziehung. Es hörte sich eher nach extremer Eifersucht an – und nach verletztem männlichen Stolz.
»Und sie ist direkt bei ihrem späteren Mann eingezogen, nachdem sie aus der Wohnung hier ausgezogen ist?«, hakte sie weiter nach.
»Du meinst, bei diesem Christensen?«, meinte Svoboda mit angewiderter Miene. Als Suna nickte, grunzte er abfällig. »Ich habe keine Ahnung, was sie an dem Kerl so toll fand, aber ja, sie ist direkt zu ihm gezogen.«
Suna entschied sich, direkt zum Frontalangriff überzugehen. »Aber du wolltest sie nicht gehen lassen, oder?«, fragte sie so freundlich und unverbindlich, als wollte sie sich nur nach der Uhrzeit erkundigen. »Du hast sie immer wieder bedrängt, dass sie zu dir zurückkommen soll.«
»Hä?« Svoboda sah sie verständnislos an. »Was habe ich?«
Dann lachte er plötzlich laut auf. »Ach so ist das, du meinst, dass ich sie unbedingt wiederhaben wollte. Und als sie das nicht wollte, habe ich sie vor lauter Eifersucht von der Brücke geschmissen, ja?« Wieder lachte er. »Nee, da liegst du mal echt völlig daneben. Ich war nicht eifersüchtig, und wiederhaben wollte ich sie auch nicht.«
Suna kniff die Augen zusammen. »Was wolltest du dann von ihr?«
»Na, was schon?« Mit einem Mal wirkte der Mann kühl, beinahe geschäftsmäßig. Er stand auf, drehte den Stuhl unter sich und setzte sich verkehrt herum darauf. Dann stützte er beide Ellbogen auf die Rückenlehne und beugte sich zu Suna vor. Eindringlich starrte er sie an.
»Ich wollte mein Geld. Ich habe ‘ne Menge in die Frau investiert, das wollte ich natürlich wiederhaben.«
»Investiert?«, fragte Suna verwirrt. Sie brauchte eine Weile, um zu verstehen, was er damit meinte. Doch dann begann sie langsam zu begreifen.
»Sie ist für dich anschaffen gegangen, richtig? Du hast sie auf den Strich geschickt.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
»Geschickt habe ich sie gar nicht«, korrigierte Svoboda sie sofort. »Dass das mal klar ist. Sie hat schon angeschafft, als ich sie kennengelernt habe, ab und zu jedenfalls. Sie musste ja irgendwie für ihr kleines Schwesterchen sorgen. Ich habe das Ganze nur« – er grinste anzüglich – »in die richtigen Bahnen gelenkt.«
»Das heißt, du hast sie jedes Mal einen Teil an dich abdrücken lassen.« Suna schüttelte entsetzt den Kopf. »Du bist ein Zuhälter, sonst nichts. Ein mieser kleiner Zuhälter.«
»Ach was«, Svoboda machte eine wegwerfende Handbewegung und lachte spöttisch auf. »Das war doch nur ein kleiner Zusatzverdienst. Ein Zuschuss zur Miete sozusagen, echt kaum der Rede wert.«
»Okay, jetzt mal der Reihe nach«, bremste Suna ihn aus. »Du hast Saskia kennengelernt, als sie schon ab und zu anschaffen ging. Dann hast du dafür gesorgt, dass sie das regelmäßig gemacht hat. Wie? Hat sie in einem Bordell gearbeitet, oder hast du sie sogar auf den Straßenstrich geschickt?«
»Bist du bescheuert?«, brauste Svoboda auf. »Straßenstrich! Glaubst du, ich wollte mir gleich ‘nen Tripper bei der Alten wegholen? Wozu gibt es heute Internet? Der anständige Freier kommt inzwischen ins Haus.« Er wies auf eine Tür, die – wie Suna vermutete – ins Schlafzimmer führte. »Ich musste mich natürlich jedes Mal verpieseln, wenn Saskia Besuch gekriegt hat, aber das war schon in Ordnung. Wozu gibt es unten die Kneipe. Da habe ich dann mit ein paar Kumpels Billard gespielt oder zwei oder drei Bierchen gezogen. In der eigenen Wohnung ist auf jeden Fall besser als irgendwo anders. Dann muss man auch nichts für irgendwelche Dreckslöcher von Zimmern in so einer miesen Absteige abdrücken.«
Nein, dann kann man in seinem eigenen Drecksloch rumhuren, dachte Suna sarkastisch, sagte aber nichts.
»Wusste Linda, womit Saskia ihr Geld verdient hat?«, fragte sie stattdessen.
Wieder lachte Svoboda höhnisch auf. »Die Kleine? Niemals! Die hat ihre große Schwester doch für ‘nen Engel gehalten, so richtig mit Flügeln und Heiligenschein und allem Drum und Dran. Wenn die
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