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Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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sie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hätte – und alles, was dazwischen lag – um die Wahrheit zu erfahren, wenn an der Unfalltheorie irgendwann im Laufe der Zeit auch nur die leisesten Zweifel aufgekommen wären.
    Der andere Grund, den Auftrag anzunehmen, war ein viel profanerer: Suna schaffte es immer noch nicht, Roberts Dackelblick zu widerstehen. Bei dem Gedanken daran verdrehte sie die Augen. Seit vier Jahren waren sie jetzt geschieden, länger, als ihre Ehe überhaupt gedauert hatte, und trotzdem konnte er sie nach wie vor mit einem bittenden Blick um den Finger wickeln. Ihr einziger Trost war, dass es sich umgekehrt genauso verhielt: Ein Augenaufschlag von ihr, und er tat sofort, um was sie ihn bat.
    Ganz schön krank, dachte sie mit einem zynischen Lächeln. Manche Paare haben viel weniger Gemeinsamkeiten und bleiben trotzdem ihr Leben lang zusammen.
    Es hatte also nur einen bittenden Blick aus den braunen Augen ihres Exmanns bedurft, und Suna hatte den Auftrag – wenn auch widerstrebend – angenommen, allerdings nicht ohne ihre Auftraggeberin auf die geringen Erfolgsaussichten hinzuweisen.
    »Ich kann kaum mehr tun als zu recherchieren, ob jemand ein Motiv und zudem auch die Gelegenheit hatte, Ihre Schwester umzubringen«, warnte sie ihre zukünftige Klientin. »Wenn nicht zufällig gerade einer dieser Handy-Junkies, die überall herumlaufen, den Sturz von der Brücke gefilmt hat, werde ich kaum einen Beweis finden können, falls Ihre Schwester tatsächlich freiwillig gesprungen ist.«
    Linda starrte die Privatdetektivin bestürzt an. Vielleicht versetzte sie die Vorstellung in Panik, dass irgendwann ein Video vom Todessturz ihrer Schwester im Internet auftauchen könnte. Vielleicht lag es aber auch einfach nur an der für sie immer noch unfassbaren Situation.
    Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fangen, presste dann aber entschlossen die Lippen aufeinander und nickte. »Ja, natürlich, das verstehe ich. Aber der Tod meiner Schwester lässt mir einfach keine Ruhe. Irgendetwas muss ich einfach unternehmen. Ich kann nicht untätig dasitzen und abwarten, dass die Leute Saskia vergessen. Das alles macht mich total fertig. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie den Auftrag annehmen. Selbst wenn Sie nichts Neues herausfinden, habe ich doch zumindest das Gefühl, dass ich etwas unternommen habe. Mehr liegt wohl nicht in meiner Macht.«
    Die nächsten beiden Stunden verbrachten die Frauen in dem kleinen Konferenzraum neben Roberts Büro – ohne Sunas Exmann. Der Anwalt hatte noch einen Termin mit einem anderen Mandanten und hatte sich bald von ihnen verabschiedet.
    Suna stellte ihrer neuen Klientin unzählige Fragen über Saskia, ihr jetziges Leben, ihre Vergangenheit, ihre Freunde und Bekannten sowie ihre potenziellen Feinde.
    Obwohl Linda sich große Mühe gab, alles geduldig und ausführlich zu beantworten, waren die Ergebnisse mehr als dürftig. Anders als in anderen Fällen hatte Suna kein stimmiges Bild von der Toten bekommen. Sie wusste zwar viele Einzelheiten über Saskia Christensens Leben, aber sie fügten sich nicht richtig zusammen. Als Person war Saskia irgendwie nicht greifbar geworden. Suna wusste selbst nicht, woran das lag.
    Mit ein paar handbeschriebenen Seiten verließ die Privatdetektivin schließlich die Kanzlei. In ihrem Büro wollte sie Lindas Angaben noch einmal Punkt für Punkt durchgehen und sehen, ob sie auf etwas Auffälliges stieß.
    Sicher war sie sich eigentlich nur in einem Punkt: Wie auch immer sich der Fall in den nächsten Tagen entwickelte, es würde eine Menge Arbeit auf sie zukommen.
     

Sonntag, 17. März
    Endlich kam der Frühling.
    In den letzten Tagen war es merklich wärmer geworden, die Sonne stand gleißend hell am blauen Himmel und verbreitete dieses spezielle, blendende Tageslicht, das es nur zu dieser Jahreszeit gibt. Mit dem anschwellenden Gezwitscher der Vögel schien auch der allgemeine Hormonpegel zu steigen. Jedenfalls erinnerte Suna das Balzverhalten, das sie momentan bei ihren Mitmenschen beobachtete, verdächtig an eine Rotte brünftiger Wildschweine.
    Nicht nur deswegen stand ihre Laune allerdings in krassem Gegensatz zum strahlenden Sonnenschein.
    »Verdammt, irgendwo hier muss dieses blöde Haus doch sein«, murmelte sie missmutig, während sie in ihrem grauen VW-Kombi durch das kleine Gewerbegebiet im Osten von Lübeck kurvte. Sie hatte die genaue Adresse, die sie gerade suchte, von ihrer neuen Klientin bekommen. Es war auch

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