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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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einem zusammengerollten Geldschein in der Nase antrifft. Jeder macht nun einmal seinen Job, Kumpel …
    Die drei Typen schleifen mich nach draußen auf die Straße, und hier büßt unsere Beziehung ihr homosexuelles Flair restlos ein. Sie drehen mir die Arme schmerzhaft auf den Rücken, während der dritte mir mein Handy aus der Tasche zieht.
    »Und was ist mit meinem Telefonjoker? Ich meine zum Beispiel einen Anruf bei meinem Rechtsanwalt?«, frage ich.
    »Wir sind hier doch nicht in Amerika. Außerdem muss ich erst mal nachsehen, ob du kein Heroin in deinem Handy versteckt hast.«
    »Logisch. Da ist auch mein Spritzbesteck drin«, sage ich, aber es klingt schon nicht mehr lustig.
    Der Typ schiebt mir irgendwas in die Jackentasche, aber ich merke, dass es nicht mein Telefon ist. Plötzlich geht in meinem Kopf eine Lampe an.
    »Sag Mischa Bescheid, dass ich in der Scheiße stecke!«, kann ich gerade noch dem Türsteher des Clubs zurufen, dann legen sie mir Handschellen an, schleppen mich zu einem Lada, der in der Nähe parkt und schubsen mich auf den Rücksitz. Dort hat es sich schon ein weiterer Bulle bequem gemacht.
    »Was denn, habt ihr einen Dealer geschnappt?«, fragt er zuckersüß.
    »Hmhm. In seiner rechten Jackentasche steckt das Zeug«, gibt einer meiner Begleiter zurück.

    Da meine Hände hinter dem Rücken gefesselt sind, kann ich nicht einmal nachsehen, was sie mir alles in die Tasche geschoben haben. Jetzt steigt noch ein Typ mit finsterem Gesicht zu mir ein, und auf den Vordersitzen lassen sich zwei Gemeindezeugen nieder. Jedenfalls stellen sie sich als solche vor:
    »Guten Tag. Wir sind die, äh, also die Gemeindezeugen, wollte ich sagen.«
    Der Typ, der rechts von mir sitzt, beginnt mit dem Verhör, fragt vorschriftsmäßig, ob ich irgendwelche »Gegenstände besitze, deren Einfuhr oder Besitz nach geltendem Gesetz verboten ist« und so weiter.
    Nicht weniger vorschriftsmäßig gebe ich zu Protokoll, nichts dergleichen zu besitzen, »außer den Gegenständen, die mir Ihre Mitarbeiter in die Tasche geschoben haben«.
    »Sie meinen also, unsere Kollegen hätten nichts Besseres zu tun, als Drogen mit sich herumzutragen und sie wahllos irgendwelchen Leuten in die Tasche zu stecken?«, präzisiert er.
    »Sicher nicht wahllos allen und jedem, dafür reicht die Produktion nicht aus.«
    »Wie wär’s, wenn wir langsam mal damit aufhören, Unsinn zu reden und stattdessen lieber mit der Wahrheit herausrücken? Wo haben wir das Zeug her, wem verkaufen wir es, und seit wann?«
    Mir ist schon klar, dass ich mit diesem albernen Frageund-Antwort-Spielchen psychologisch eingelullt werden soll. Der eine Bulle macht auf Kumpel, so in der Art: Lass uns den langen beschwerlichen Weg von der Schuld zur Sühne gemeinsam gehen und so weiter. Ich frage mich bloß, ob wir
das Strafmaß am Schluss dann auch durch zwei teilen? Diese Vorgehensweise ist mir an sich keineswegs neu, sie ist dieselbe wie beim Verkaufstraining. Manchmal funktioniert es sogar. Gleichzeitig beginnt sein Kumpel von der anderen Seite her Druck zu machen.
    »Guck doch mal, der fängt gleich an zu kotzen, so zugedröhnt ist der. Pass auf, Bursche, dass du uns nicht das Auto vollreiherst!«
    »Mit der Nase ist er fix, aber sonst ist nicht viel mit ihm los.«
    »Oooch, das ist aber ein dickes Päckchen da in deiner Tasche! Junge, das wird richtig teuer, ist dir das überhaupt klar?«
    Das heißt, es läuft alles nach Plan. Der gute Bulle muss Mitleid mit dem bösen Jungen haben und gute Fragen stellen, während der böse Bulle einfach bloß Stunk macht. Und am Ende, logisch, bleibt dem bösen Jungen, gebeugt von der Last des staatlichen Rechts, gar nichts anderes übrig, als dem guten Bullen alles zu erzählen.
    Dann legt sich in meinem Kopf ein Schalter um. Auf der einen Seite habe ich die deutliche Empfindung, dieser Szene von außen zuzuschauen, wie in einem Film. Auf der anderen Seite ist mein Verstand auf einmal glasklar, und ich kann die Fragen, die mir gestellt werden, ganz präzise beantworten.
    Vollkommen unbeteiligt sehe ich dabei zu, wie sie aus meinen Taschen Geld, Schlüssel, Ausweispapiere, den Umschlag mit dem Koks und eine weitere Plastiktüte mit irgendetwas Weißem darin hervorholen, beantworte dabei alle Fragen nüchtern und sachlich, ganz wie ein gewiefter
Junkie (Ich bin aufs Klo gegangen, da lag das Zeug auf der Konsole, was in meiner Tasche ist, weiß ich nicht, das hat mir jemand reingetan), kann auch auf die Kopeke genau sagen,

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