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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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wollte er einen Weg finden, wie er bleiben konnte. Der Mann, der er heute war, liebte, begehrte,
brauchte
Ashe mit ihrer trotzigen Stärke, ihrer Verwundbarkeit, die sie so ungern zeigte. Mit ihr zusammen zu sein war, als würde man eine exotische zarte Muschel bewundern und plötzlich den verborgenen Eingang zu ihrem perlrosa schimmernden Inneren entdecken. Reynard wollte diese Geheimkammer beschützen und sein machen.
    Irgendwann in der Nacht hatten sie noch einmal geredet. Ashe hatte ihm von ihrem Mann erzählt, wer er gewesen und wie er gestorben war. Ihre Zuneigung zu Roberto de Larrocha hatte in ihrer Stimme mitgeschwungen, was zur Folge hatte, dass Reynard umso dringender bei ihr sein wollte, denn Ashe Carver wusste eindeutig, wie man liebte. Und er wünschte sich inständig, sie würde mit solcher Zärtlichkeit an ihn denken.
     
    Reynard stand auf, duschte und kleidete sich an. Dann schritt er den langen Flur hinunter und fragte sich, wo alle anderen in dem riesigen Haus sein mochten. Er konnte das Meer riechen. Wie nahe war es? Er sehnte sich danach, das endlose Silber des offenen Meeres wiederzusehen.
    Im oberen Flur gab es eine gepolsterte Fensterbank. Reynard blieb stehen und sah durch die farbigen Glasscheiben. Es war bewölkt, der Himmel bleiern und von Regenwolken verhangen. Er öffnete einen Fensterflügel, so dass ihm ein kalter Luftschwall durch das Haar wehte und ihm die Kälte vertraut auf die Haut klatschte.
    Unten waren schon erste Regenspuren auf der satten Erde der Blumenbeete zu sehen. Tulpen schwankten auf ihren langen Stengeln, neigten die leuchtend roten und gelben Köpfe einmal in die eine, einmal in die andere Richtung. Hier und dort standen Höllenhunde unter den Bäumen, dunkle Umrisse im Schatten. Es mussten ungefähr ein Dutzend sein. Niemand ging ein Risiko ein.
    Es war spät, nicht mehr lange bis zur Abenddämmerung. Reynard musste an die zwölf Stunden geschlafen haben. Kein Wunder, dass Alessandro so müde aussah. Allerdings war die Ruhe gut für ihn gewesen. Was immer Holly und ihre Großmutter ihm gegeben hatten – es bewirkte, dass er sich fast wieder normal fühlte.
    Er fragte sich allerdings, wie lange es vorhalten würde.
    Reynard zog den Fensterflügel wieder zu und verriegelte. Das Haus setzte sich, ähnlich einem Vogel, der sein Gefieder aufplusterte und wieder anlegte. Inzwischen glaubte Reynard, dass dieses Haus fühlend war.
    Was würde er tun, wenn er seine Urne gefunden hatte? Er würde überleben, doch wie könnte er es ertragen, in die Burg zurückzukehren? Mit der Zeit würde alles, was er in den letzten Tagen empfunden und getan hatte, zu abgenutzten Erinnerungen verblassen. Stück für Stück verlören sich die unglaublichen Gaben von Hunger und Durst, Lust und wahrer Freude in einer dumpfen Ewigkeit. Er war verdammt.
    Eine rastlose Panik ergriff ihn, krampfte seinen Magen zusammen. Wann würde er vor der Wahl zwischen Pflicht und Freiheit, der Burg und dem Tod stehen?
    Spontane, flüchtige Erinnerungen regten sich in ihm. Das Scheppern der alten Zellentüren. Mit Warlords verhandeln, ihnen drohen, sie anflehen, um den Frieden an einem Ort zu wahren, an dem auf jeden Wächter hundert, vielleicht sogar zweihundert Schurken kamen. Sein erster Offizier Bran, der den Verstand verloren und die Neigung entwickelt hatte, Insassen, die ihn verärgerten, die Haut abzuziehen und sie wie eine Trophäe an seine Zellenwand zu hängen.
    Disziplin hatte die Verzweiflung im Zaum gehalten. Reynard hatte täglich in sein Dienstbuch geschrieben, Zwischenfälle notiert, Dienstpläne, Wachpläne und Inventarlisten geführt. Seite um Seite hatte er beschrieben, die niemand je lesen würde.
Heute fand Wächter Phillips eine Kiste mit Waffen in der äußeren Kammer. Heute wurde ein Greif auf Ebene drei gesichtet.
Wen kümmerte, was Phillips tat oder was sie sahen? All die Ereignisse fielen in der Burgfinsternis dem Vergessen anheim, zusammen mit den Männern, die sie bezeugten.
    All der Stolz – die ordentlichen Dienstbücher, die saubere Uniform, die Weigerung, sich dem Chaos zu ergeben – war nichts als ein Pfeifen im Dunkeln.
    Mac hatte einiges besser gemacht, nur leider zu spät für Reynard.
    Auch wenn er nicht zusammengebrochen war, hatte der Kerker ihn zermürbt.
    Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und wartete, dass die plötzliche Furcht verging.
Und wenn ich mich einfach weigere zurückzugehen? Zweihundertfünfzig Jahre Dienst sind genug.
    Es musste eine bessere

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