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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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möglichst gut zu leben und auf diese Weise wieder zu richten, was sie irgend konnte.
    Eines jedoch würde sie von ihrer selbst auferlegten Strafe ausnehmen. Ashe blies die blauen Funken aus. »Gib mir deine Hand!«, forderte sie Eden auf.
    Ihre Tochter gehorchte. An ihrer warmen weichen Hand war bereits eine Andeutung der feingliedrigen Frauenhand zu fühlen. »Wird das jetzt schleimig oder eklig?«
    »Würde ich jemals so etwas tun?«, fragte Ashe schmunzelnd.
    »Ich meine ja bloß …«
    Ashe schloss ihre Augen, konzentrierte sich auf ihre Mitte und spürte die Gefühle auf, die sie mit Eden verbanden. Sie stellte sie sich wie einen goldenen Fluss vor, der von ihrem Herzen ihren Arm hinab und in Edens Hand floss. Ganz auf diesen Strom fokussiert, konnte sie sehen, wie lebendiges Blut Zelle für Zelle Gesundheit übertrug, genau wie vor Jahren, als Eden in ihrem Bauch gewesen war. Dann, ohne dass Ashe es herbeigeführt hatte, bemerkte sie einen zweiten Fluss, der ihr entgegenkam, von einem helleren Gold, aber ebenso stark. Er brachte ihr die Liebe aus Edens Herz.
    Lag es an der erwachenden Magie ihrer Tochter, dass sie diesen Fluss sehen konnte? Oder waren es die Überreste ihrer eigenen Magie, die ihn sichtbar machten? Eigentlich war es gleich, denn so oder so war er das, was Ashe brauchte.
Trotz allem liebt sie mich.
    Ashe sprach die Worte, die einst ihre Mutter gesagt hatte:
    Tochter mein, Tochter mein,
in Liebe bindet mein Herz dein.
Auf dass ich immerfort nun weiß,
wohin dich führet deine Reis’.
Wie du wirst meine Wege sehen,
meine Schritte mit mir gehen.
Auch soll auf alle Zeiten,
mein Segen dich begleiten.
    Ashe fühlte, wie der Zauber wirkte, und öffnete ihre Augen. Ehrfurchtsvoll starrte Eden sie an. »Was war das?«
    »Nur ein kleines bisschen Magie, ein ganz simpler Zauber.« Ja, sie sollte sich vielleicht entschuldigen, aber kein Richter der Welt würde ihr diesen Zauber vorwerfen. »Mit ihm können wir uns immer finden, wenn wir wollen. Kein Vampir, kein Dämon und keine Fee können uns voneinander trennen. Du bedeutest mir mehr als alles andere.«
    Eden grinste. »Dieses magische GPS nervt mich bestimmt, wenn ich sechzehn bin.«
    »Na hör mal, hast du nicht gesagt, ich soll für dich magisch fit sein?«
    Montag, 6. April, 17.30 Uhr Carver-Haus
    Reynard wachte auf, während er sich schon kerzengerade im Bett aufsetzte. Alessandro Caravelli stand unten am Fußende. Reynards Kopfhaut spannte sich an, als sein Instinkt ihm sagte, dass es heikel war, von einem Vampir geweckt zu werden.
    Caravelli warf einen Haufen Kleidung auf die Bettdecke. »Hier sind frische Sachen. Die Sonne ist vor Stunden aufgegangen. Du bewachst jetzt das Haus. Ich gehe ins Bett.«
    Reynard blickte sich desorientiert um. »Wo ist Ashe?«
    »Unten.«
    »Irgendeine Spur von Belenos oder dem Dämon?«
    Caravelli lächelte verbittert, was seine erschöpfte Miene noch müder wirken ließ. Der Tag machte ihm zu schaffen. »Noch nicht, aber wir bekommen Verstärkung von außerhalb, Wölfe und Vampire, die mir einen Gefallen schulden. Wir werden Belenos bald haben. Er hätte sich nicht an der Familie meiner Partnerin vergreifen dürfen, denn dadurch wurde er von einer Last zu einer Gefahr.«
    Caravelli ging zur Tür, blieb jedoch noch einmal stehen. »Wenn du deine Urne gefunden hast, was dann?«
    Seine Bernsteinaugen erinnerten Reynard an einen Tiger, den er in Indien gesehen hatte. Mit dem Unterschied, dass der Tiger in ihm nur Fleisch gesehen hatte. Der Vampir hingegen hegte weit komplexere Gedanken.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Reynard. »Ich hatte nicht erwartet, dass ich überlebe.«
    Alessandro blinzelte träge. »Ashe und ich hatten unsere Differenzen, doch ich möchte nicht, dass sie unglücklich ist.«
    Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
    Reynard blieb, wo er war. Auf die Ellbogen gestützt, spürte er die kühle Luft im Raum auf seiner Brust. Das schlichte Wohlgefühl, zu vergessen und einzuschlafen, während Ashe ihm übers Haar strich, verflog mit der Wärme der Bettdecken.
    Er verstand, was der Vampir gemeint hatte.
Tu ihr nicht weh!
Dieselbe Warnung hatte er früher oft von Vätern, Onkeln und Brüdern gehört. Diesmal aber war es anders. Er hatte sich geändert. Damals hatte er die Frau vergessen wollen, die seinen Bruder, nicht ihn gewählt hatte. Aus Zorn und Rache hatte er das Bett mit Dutzenden Frauen geteilt, sich dem Alkohol, dem Spiel und der Gefahr hingegeben.
    Nun hingegen … nun

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