Seelenkuss / Roman
Diät.«
»Schlechte Erinnerungen?«
»Hast du versucht, mich zu erschießen?«
Reglos wie eine Wachsfigur stand er da, kunstfertig geformt und vollkommen tot. »Ich habe den Attentäter nicht gesandt, meine liebreizende Jägerin. Ich wünsche mir dich sehr lebendig.«
»Was soll dann das Hasending? Erst das Stofftier, jetzt das?«
Belenos steckte den Schokohasen wieder ein. Der Wind zurrte am Ärmel seiner Windjacke. »Es dient als Gefahrensymbol und Erinnerung an deinen unbekannten Feind. Wenn es dich ein wenig ängstigt, ist es nützlich für mich. Aber lass mich dir versichern, dass jemand anders jenen Kobold anheuerte, um den Phouka freizulassen.«
»Warum?«
»Du bist die große Monsterplage. Wie könnte man dich besser in eine Falle locken, als indem man dir ein großes Monster zum Jagen gibt?«
Ashe überlegte. Irgendwo in der Dunkelheit stieß einer der Hunde ein tiefes glockenähnliches Geheul aus.
Belenos breitete seine Hände aus. »Verstehst du nicht? Du bist die berühmte Ashe Carver, eine Hexe, die mit einem Pflock anstelle eines Zaubers tötet, weil sie den Kitzel genießt, Haut und Knochen zu durchbohren. Dein Ruf macht kleine Monsterlinge erzittern. Nicht nur kannst du einen ganzen Vampirclan allein auslöschen, sondern jeder glaubt überdies, du wärst so magisch begabt wie deine Schwester. Sie zerstörte eine Dämonenkönigin und trug das Kind eines Vampirs aus. Wer möchte zulassen, dass solche Kräfte unkontrolliert walten?«
Belenos offenbar nicht. Er wollte sie für sich.
»Aber das stimmt nicht! Ich habe keine nennenswerten magischen Fähigkeiten.«
»Was den meisten unbekannt ist. Und du hast nichts getan, um die Gerüchte aus der Welt zu schaffen.« Er lächelte kühl. »Es ist gänzlich natürlich, dass ein frisch freigelassener Dämon sein Bestes gibt, um eine Bedrohung wie dich aus seinem neuen Territorium zu entfernen.«
»Verdammt!«
Das Lächeln in seinem Gesicht verwandelte sich in einen angeekelten Ausdruck. »Selbstverständlich war mein betrügerischer Dieb zu feige, um die direkte Konfrontation mit dir zu wagen. Wie ich hörte, hat dieser Anwalt alles für ihn arrangiert. Bannerman besitzt Kontakte in der Übernatürlichengemeinde, die sowohl den Kobold als auch den Heckenschützen stellten.«
»Aha.« Ashe umfasste ihren Colt fester. Sie fühlte sich seltsam leer. Ihr Ex-Anwalt hatte gutes Geld bezahlt, um ihr Leben zu beenden, und war sogar ein bisschen kreativ gewesen, dachte man an den Phouka. »Tja, danke für die Information. Der Anwalt steht schon auf meiner Liste, aber jetzt nehme ich ihn mir wohl früher als geplant vor.«
Sie würde später wütend werden. Im Moment rasten ihre Gedanken im fünften Gang. Sie fragte sich, ob der Heckenschütze auch auf Holly angesetzt war und ob Bannerman noch andere Profikiller in seinem Kurzwahlspeicher hatte.
Belenos deutete eine Geste zwischen Nicken und Verneigung an. »Wie ich sagte, ist es ganz in meinem Interesse, dass du am Leben bleibst – zumindest vorerst.«
Langsam ausatmend, ermahnte Ashe sich, so ruhig zu bleiben, wie der Vampir schien. Dass er die Rolle des hilfreichen Informanten spielte, gefiel ihr nicht. Ihr Verstand sagte ihr, er würde nur darauf warten, dass sie unvorsichtig wurde.
Was nicht hieß, dass sie keine weiteren Details aus ihm herauskitzeln wollte. »Eines kapier ich nicht. Der Attentäter wollte lieber sterben, als zu reden. Solch einen Schiss macht einem Bannerman eigentlich nicht.«
»Bist du Mr. Yarndice jemals in seiner Dämonenform begegnet?«
Ashe erinnerte sich an das Ding im Buchladen. »Schon klar.«
Noch ein Heulen stieg dem wolkenverhangenen Mond entgegen, gefolgt von einem menschlichen Zornesschrei. Ashe zwang sich, ausschließlich auf den Vampir konzentriert zu bleiben. Sie musste ihrem Partner vertrauen.
Belenos’ Lippen formten ein Lächeln, das den Rest seines Gesichts unberührt ließ. Vollkommen mechanisch … und entsetzlich. »Können wir dann vielleicht zu den Bedingungen deiner Auslieferung kommen?«
Wut schwelte in ihr. »Das Einzige, was hier ausgeliefert wird, ist der Burgschlüssel, den du hast. Danach steigst du in den nächsten Flieger nach Osten, mit einem magisch bindenden Schwur, nie wieder zurückzukommen.«
»Ist das so?« Er tat einen Schritt vorwärts, worauf sie einen zurück machte.
»Ich habe dein Gehirn bloß deshalb noch nicht auf diesen Grabsteinen verteilt, weil die Vernichtung eines Königs Krieg bedeutet. Und ein Krieg zwischen
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