Seelenkuss / Roman
definitiv dämonisch.
Gammelschleim mit Bröckchen. Wie lecker!
»Wonach suchen Sie?«, fragte Bannerman gereizt. »Was für eine Kreatur hat das gemacht?«
»Ektoplasma ist ein Nebenprodukt der Magie, so wie Abgase beim Auto. Es lebt nicht, aber es verrät uns, dass ganz in der Nähe ein Dämon seinen Hokuspokus treibt.« Sie ließ den Goldkuli in die Pfütze fallen.
Er federte eine Weile auf der Oberfläche, ehe er sich aufstellte und unterging wie eine Kugelschreiber-
Titanic.
Ashe verschränkte die Arme. »Sie sollten das Büro evakuieren.«
»Können Sie denn nicht irgendetwas tun?«
Ashe schaute ihm in die Augen und weigerte sich, auch nur mit der Wimper zu zucken. »Ich kann Ihnen die Telefonnummer von einem guten Teppichreiniger geben. Der hat meine Wohnung sauber gemacht, bevor ich eingezogen bin.«
»Machen Sie, dass es weggeht!«
»Ich habe das nicht ausgelöst, Mr. Bannerman.«
Der Anwalt wandte seinen Blick ab. Prompt meldete sich Ashes Instinkt.
»Aber Sie wissen, wer es war«, sagte sie ruhig. »Sie haben mit einem Teufel verhandelt, nicht wahr, und es sich mit dem Mandanten verscherzt.«
Er drehte sich um, ging ein paar Schritte und drehte sich wieder zurück. Sein Gesicht war betont ausdruckslos, was jedoch nicht auf seine Augen zutraf. Verglichen mit ihnen guckte ein weißer Hai freundlich.
»Verjagen Sie das!«
»Mit Dämonen habe ich nichts am Hut.«
Bannermans Gesicht knautschte sich zusammen, als hätte er plötzlich Schmerzen. »Wie dringend möchten Sie den Sorgerechtsstreit um Ihre Tochter gewinnen, Miss Carver? Kümmern Sie sich um das hier, dann vertrete ich Sie honorarfrei bis in die höchste Instanz!«
Ashe hatte einen Dämon zu jagen. Nun, sie würde ihn jagen, sollte er sich als ein kleiner Dämon erweisen. Bei großen Dämonen war es das Klügste wegzurennen, und zwar höllisch schnell.
Bannerman hatte versprochen, ihrem Fall höchste Priorität einzuräumen, ihr die Gold-Standard-Behandlung mit rotem Teppich angedeihen zu lassen und dass ihre Sache eine Fünf-Diamanten-Wertung erhalten würde, falls sie den Dämon verscheuchte. Sie hatte zugestimmt. Die Einzelheiten, die er ihr verriet, reichten aus, um ihr zu versichern, dass er etwas zurückhielt. Wahrscheinlich hatte es mit der anwaltlichen Schweigepflicht zu tun. Jedenfalls hatten sämtliche Alarmglocken in Ashes Kopf geschrillt, doch sie drückte die Daumen, dass sie den Auftrag packte. Egal, wie heftig es wurde, jeder Ärger lohnte sich, wenn sie danach Eden endgültig für sich hatte.
Der Ärger bestand in rachsüchtigen Schwiegereltern, einem Dämon, den sie eintüten musste, und einem lügenden, wenn auch brillanten Anwalt, mit dem sie klarzukommen hatte – ganz zu schweigen von demjenigen, der den Vampir losgeschickt hatte, um sie umzubringen. Wie gut, dass dies ihr freier Tag war!
Und sie hatte noch nicht einmal die familiären Pflichten berücksichtigt. Dieses ganze Sandwich-Generationen-Ding war hart. Grandma, Gott schütze sie, brauchte allmählich mehr Hilfe als nur die gelegentlichen Einkäufe und Fahrten zum Friseur. Und Holly war mit ihrem Neugeborenen und ihrer Ghostbuster-Firma auch auf Unterstützung angewiesen, zudem sie immer noch Kurse in Betriebswirtschaft besuchte. Alessandro war prima, was die nächtlichen Fütterungen der Kleinen anging, weil er ja nun mal ein Vampir war, tagsüber aber leider ein Totalausfall. Ashe war mehr als ein Mal eingesprungen, damit Holly eine kleine Pause einlegen konnte.
Und dann war da noch Eden.
Angesichts von Vampiren auf Jagd und nun noch einem Dämon war ausgeschlossen, dass sie allein von der Schule nach Hause wanderte.
Muss ich sie wieder wegschicken?
Diesen Gedanken verwarf Ashe, bevor er sich wie Säure in ihr Gehirn ätzen konnte. Noch war die Lage nicht so verzweifelt. Und sie würde es auch nicht. Nicht, wenn Ashe sich klug verhielt, schnell und stark genug war. Solange sie kämpfen konnte.
Ashe lenkte ihren roten Saturn Vue in die Reihe der Mutti-Wagen, die sich vor der Richard Bellamy Elementary bildete. Regen hatte eingesetzt, und der Schulhof war voller Pfützen und von fröhlichem Geplapper erfüllt. Kinder und Schmutz und Wasser. Falls die Hausaufgabe in den klebrigen Matsch fiel, umso besser. Manche Dinge hatten sich nicht geändert, seit Ashe zehn Jahre alt gewesen war.
Sie drehte die Lüftung hoch, um den Dunst von der Windschutzscheibe wegzublasen. Ihr Motorrad war ihr lieber, aber sie hatte sich den Allradwagen gekauft, als sie
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