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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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viel um die Ohren …«
    Was der Wahrheit entsprach, und trotzdem meldete sich Ashes schlechtes Gewissen.
    »Ashe …«
    Holly klang angestrengt. Ashe erinnerte sich noch lebhaft an die Zeit mit einem Neugeborenen, als eine Nacht durchschlafen und ein milchfleckenfreies Oberteil wie das Nirwana anmuteten.
Oh, Mist!
    »Ist es in der Stadt?«, fragte Ashe, die hilflos Hollys Flehen erlag. Verfluchte Schuldgefühle!
    Papier raschelte am anderen Ende. »Ecke Fort und Main, in einem Laden, der ›Book Burrow‹ heißt. Der Besitzer ist neu und sagt, auf seinem Dachboden spukt’s.«
    Ashe sah auf ihre Uhr, dann auf den Stapel Arbeit, den sie heute noch erledigen musste.
Sag einfach nein. Sag nein!
»Okay, ich sehe es mir an.«
    Holly seufzte tief. »Du bist ein Schatz! Ich muss auflegen. Robin wacht auf.«
    »Okay, bis dann.« Finster dreinblickend klappte Ashe ihr Handy zu.
    Wie konnte das hier aus meinem Leben werden?
Sie war eine Jägerin, heiß, blond, zäh und gemein. Sie sollte durch die Welt reisen und eine Schneise aus Vampir-Kebab hinter sich lassen.
    Ashe holte langsam Luft.
Finde dich damit ab!
Holly bat sie um einen einzigen Gefallen. Und wollte Ashe nicht mehr als einsamer Wolf umherziehen, musste sie eben lernen, ihre Termine zu koordinieren. Solche Dinge gehörten zum Alltag einer alleinerziehenden Mom, einer Schwester, eines echten Familienmitglieds. Und Ashe liebte ihre Familie, ganz besonders Holly. Verbundenheit bedeutete Komplikationen, aber sie lohnten sich.
Ich wünschte bloß, ich könnte mich klonen!
    Ihr Gespräch mit Reynard fiel ihr wieder ein. Er war der andere Notfall heute. Wo blieb er? Dieser Mann sah viel zu gut aus, als dass sie ihn unbeaufsichtigt herumlaufen lassen konnte. Im Einkaufszentrum wimmelte es nur so von hemmungslosen Weibern.
    Was sollte sie bezüglich Reynard unternehmen? Vielleicht konnte sie jemand anders auftreiben, der ihm half. Aber alle kompetenten Leute, die sie kannte, waren entweder Monster, und die hassten alle Burgwächter, oder Jäger, die wiederum in einer monsterfreundlichen Stadt wie Fairview nicht gern gesehen waren. Reynards Fall zu delegieren könnte also leicht in einem Blutbad enden.
OMann!
    Ashe zog ihren Terminkalender aus der Handtasche und notierte sich die Gespenstervertreibung. Geist um halb drei, Anwalt um vier. Das müsste einigermaßen klappen.
    Sie steckte ihr Notizbuch wieder ein. Höchste Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen! Auf ihrem Schreibtisch türmten sich die Bücherstapel, die darauf warteten, mit »Keine Ausleihe« markiert und in Plastikboxen verpackt zu werden. In ungefähr fünfzehn Minuten würden sie abgeholt und in eine andere Büchereifiliale gebracht. Ashe schnappte sich einen dicken Roman, entschlossen, pünktlich fertig zu werden. Wenn die Stadt Fairview sie dafür bezahlte, Bücher durch die Gegend zu werfen, dann warf sie eben Bücher durch die Gegend.
    Schuld und Sühne
landete mit einem dumpfen Knall, der durch die leere Box hallte. Dem russischen Meister folgten ein Kinderlesebuch, ein polynesisches Kochbuch und das zehn Jahre alte und immer noch beliebte
Auf Du und Du mit der Apokalypse.
    Die
Apokalypse
prallte am Boxenrand ab und landete mit einem traurigen »Flatsch« auf dem Fußboden.
    Ashe ging um den Tisch herum, um das Buch wieder aufzuheben. Sie hörte das Füßescharren der Besucher vor dem Tresen und das Knistern laminierter Bindungen, als Buchdeckel auf- und wieder zugeklappt wurden. Barcode-Leser piepten, der Drucker spuckte Etiketten mit Fälligkeitsterminen aus. Ashe blickte durch die Tür. Ginas langes dunkles Haar schwang vor und zurück, während sie Bücher über den Entmagnetisierer schob, um die Sicherheitschips in der Bindung zu deaktivieren.
    Ashe inspizierte
Die Apokalypse
. Sie hatte den Einband eingedellt.
Verdammt!
    »Seien Sie nicht albern! Sie sind tot!«, raunzte Gina jemanden an.
    Erschrocken hob Ashe den Kopf.
Und ich dachte, ich wäre die pampigste Servicekraft!
    Ein Vampir stand finster vor dem Tresen.
Der ist aber früh auf,
dachte Ashe. Er nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie in die Tasche seiner Kapuzenjacke. Die Kapuze war gewiss nötig gewesen, damit er es durch das restliche Tageslicht schaffte. Draußen war es bewölkt, aber die Sonne ging erst in frühestens einer Stunde richtig unter. Der Vampir schob seine Kapuze nach hinten und blickte sich um, als suchte er nach jemandem.
    Seiner Erscheinung nach kam er frisch vom Vampir-Casting: überlanges nach hinten gekämmtes

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