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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Reynard atmete den Duft ein, schwor sich, ihn niemals zu vergessen. Dann war Ashe fort, leckte ihre Lippen, schmeckte ihn.
    Welche Sehnsucht überfiel ihn, sie wieder an sich zu reißen! Stattdessen beobachtete er, wie sie ihn auf ihren Lippen kostete, wie sie benommen dastand, ihr Mund vom Kuss gerötet; dieser Mund, der so wundervoll geformt war.
    Ich will mehr!
    »Du küsst verflucht gut«, brachte sie geradezu vorwurfsvoll heraus.
    »Ja, das ist eines meiner besonderen Talente, wie ich gestehe«, entgegnete er grinsend.
    Die unterschiedlichsten Ausdrücke spiegelten sich in ihrem Gesicht, einer nach dem anderen: Misstrauen, Bewunderung, Empörung, pure Neugierde. »Tu das
nie wieder!
«
    Er starrte sie an und merkte, wie ihm die Kinnlade hinunterfiel.
    Dies war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Einst hatten die Damen vor Freude geweint, wenn er ihnen bloß die Fingerspitzen küsste.
Jener Mann bist du nicht mehr. All das hast du geopfert.
    Dennoch ging er nun in die Defensive, verschränkte seine Arme und fragte: »Warum nicht? Du schienst es zu genießen.«
    Ashe presste die Lippen zusammen. »Weil ich weitergehen wollen würde. Du bist nicht der Ein-Kuss-Typ.«
    Und was zur Hölle ist daran verkehrt?
    Er kam nicht mehr dazu, diese Frage auszusprechen, denn Mrs. F. kehrte mit einem Mann vom Sicherheitsdienst zurück, vor dem sie hereilte wie eine lila Plüschkanonenkugel. »Wo ist er? Wo ist das Monster?«
    Ashe zeigte zu dem Vampir. »Da.«
    Er begann, sich aufzulösen. An den unbedeckten Stellen fiel seine Haut ein.
    Mrs. F. wich mit einem angeekelten Laut zurück. Der Wachmann sah auch nicht direkt glücklich aus. Verärgert schaute er Reynard und Ashe an. »Was ist hier passiert?«
    Ashe wechselte einen Blick mit Reynard und antwortete achselzuckend: »Er hat Eselsohren in die Seiten gemacht.«

[home]
8
    D er Prinz beobachtete seinen schlafenden Untertan.
    Vor langer Zeit, als Miru-kai noch auf Erden gewandelt war, hatten Feen die Macht besessen, ihre menschlichen Gefährten vor dem Altern zu bewahren. Ein riskanter Eingriff in das große Webmuster allen Seins, keine Frage, aber die Feen waren dieses Risiko bereitwillig eingegangen, genossen sie dafür doch die Freundschaft und Liebe, welche Menschen so großzügig gaben. Manchmal jedoch hatte besagtes Muster seinen eigenen Willen. Die magischen Kräuter, Kraftsteine und all die anderen Zauber, welche die Feen wie die Dunkelfeen gewöhnlich benutzten, waren für Miru-kai nutzlos geworden, als man ihn und seine Diebesbande in die Burg verbannte. Zum Glück für die Menschlichen unter ihnen unterdrückte die Burgmagie die Auswirkungen des Alterns. Nicht hingegen bremste sie die Macht der Stahlklingen. Sämtliche von Miru-kais menschlichen Freunden waren in den Schlachten gefallen. Alle bis auf Simeon.
    Nun, da die Burgmagie sich veränderte und Leben in die Steinmauern zurückkehrte, schwand jener Zauber, der die Menschen jung hielt, rapide. Die Burg wurde lebendig, und damit setzte der Kreislauf von Geburt und Tod erneut ein.
    Doch nur weil es einen Sinn ergab, wurde es nicht zwangsläufig erträglicher. Miru-kai sah Simeon an und empfand jede Sekunde, die verging, wie einen Tropfen seines eigenen Blutes, der verrann.
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Sein eigener Großvater war menschlich gewesen, doch er war mit Miru-kais übrigen Verwandten nach Sommerland gegangen, bevor der Weg in jenes magische Reich verschwand. Das wiederum lag zu lange zurück, als dass Miru-kai sich recht erinnerte.
    Dies also heißt es, sterblich zu sein.
    Ein solches Sterben hatte Miru-kai noch nie zuvor bezeugt, zumindest nicht bei jemandem, der ihm am Herzen lag. Wie hielten die Menschen es aus, alt zu werden?
    Simeons Haar war nicht weiß geworden. Dazu wäre mehr Zeit nötig gewesen. Stattdessen war es stumpf und spröde geworden, strohtrocken. Seine Haut war eingefallen und verschrumpelt, und die Kraft, die Simeon einst einem Nordwind gleich verströmt hatte, war versiegt, beinahe tot. All das binnen weniger Wochen.
    Bis Miru-kai begriffen hatte, was mit seinem Freund geschah, war es fast zu spät gewesen. Pure Genialität hatte den Prinzen in den Tresorraum der Wachen geführt. Genialität, Glück und die Machenschaften eines Dämons, der gänzlich andere Ziele verfolgte. Der Prinz hatte sich den verschlagenen Dämon zunutze gemacht.
    Reynard und Mac waren in seine Falle getappt wie Dorfnarren auf einer Kirmes. Eigentlich hatte er sie ja auch nicht belogen, und

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